Nicht jeder kann sein Berufsleben mit Prügeleien zubringen und hinterher noch Oppositionsführer in der Ukraine werden. Etliche Boxer leiden schon in jungen Jahren unter neurologischen Einschränkungen und erkranken früh an Demenz oder Parkinson. Aber auch in anderen Sportarten wird das Gehirn offenbar stärker beeinträchtigt, als Ärzte bisher annahmen.
Häufige Stöße gegen den Kopf können die Leistungen des Gehirns nachhaltig beeinträchtigen. Ob das die beiden Boxerinnen Somona Galassi (li.) und Susi Kentikian wissen?
Die Schäden, die sich Athleten beim Eishockey, American Football und auch beim Fußball zuziehen, sind nicht zu unterschätzen. Auch wenn es nicht zur Gehirnerschütterung kommt, sind die Folgen von Stößen und anderen Einwirkungen auf die Nervenverbindungen nachweisbar, wie Forscher im Fachblatt Neurology (online) von Donnerstag zeigen.
Das Team um den Psychiater Thomas McAllister vom Dartmouth College verglich 80 junge Erwachsene, die Eishockey oder American Football spielten, mit ebenso vielen Athleten, die keine Kontaktsportart betrieben, sondern Leichtathletik oder Skilanglauf. Die Eishockey- und Fußballspieler trugen speziell präparierte Helme, mit denen die Häufigkeit, Intensität und Richtung der Stöße aufgezeichnet wurde. Nach einer Saison zeigte sich, dass die College-Sportler, die immer wieder Schläge auf den Kopf bekamen oder mit ihren Gegnern zusammengeprallt waren, Veränderungen in der Hirnstruktur aufwiesen. Die als Balken bezeichnete Verbindung zwischen beiden Hirnhälften war aufgelockert; die Nervenverknüpfung in Mandelkern und Hippocampus ebenfalls. Auch in einschlägigen Tests zur Merkfähigkeit und Verbalisierung schnitten die Kontaktsportler nicht so gut ab.
„Wer schlechtere Ergebnisse in den Kognitionstests erzielte, wies auch größere Veränderungen in der weißen Substanz auf“, sagt Thomas McAllister. „Es gibt offenbar einen Zusammenhang zwischen der Intensität und Häufigkeit der Stöße und dem Ausmaß der strukturellen Veränderungen im Gehirn.“ Bei den Kontaktsportlern wurden pro Saison durchschnittlich 500 Einwirkungen auf den Kopf gemessen. Besonders die durch Stöße ausgelösten Beschleunigungen, nach denen das Gehirn in der Schädelkalotte gleich wieder abrupt abgebremst wird, strapazieren im Wortsinne die Nerven.
„Die Addition von vielen kleinen Traumata ist in der Summe viel schädlicher, als wir bisher angenommen haben“, sagt Florian Heinen, Leiter der Neuropädiatrie am Haunerschen Kinderspital der Universität München. „Es ist vergleichbar mit der Summierung von vielen geringdosierten Röntgenaufnahmen: Man wird den Schaden nicht mehr los.“ Heinen betont allerdings, dass es schwierig ist, aus den Befunden im Kernspin und den Ergebnissen der Gedächtnis- und Lerntests Rückschlüsse auf mögliche Beeinträchtigungen im Alltag zu ziehen: „Wir sehen Veränderungen, die zu Schädigungen passen, und können insgesamt sagen: Das Gehirn ist empfindlicher geworden.“ Andererseits gibt es etliche ehemalige Profis aus Kontaktsportarten wie Fußball, die führende Positionen in Bundesligavereinen bekleiden und nach landläufiger Einschätzung als kognitiv alltagstauglich gelten.
Ende vergangenen Jahres hatte eine Arbeitsgruppe der Universitäten Harvard und München angehende Profifußballer mit Schwimmern verglichen und deutliche Strukturunterschiede in der weißen Substanz festgestellt (JAMA, Bd.308, S.1859, 2012). Obwohl sie zuvor keine Gehirnerschütterungen aufwiesen und auch keinerlei neurologische Ausfälle zeigten, war bei den Fußballern die Nervenverknüpfung ungeordneter. „Schon häufiges Fußballtraining mit zahlreichen Kopfbällen hinterlässt Spuren im Sinne von Mikrotraumen im Gehirn“, sagt Heinen. Einige Spieler der nordamerikanischen Profiligen im Eishockey und Football hatten in den vergangenen Jahren ihre Karriere frühzeitig beenden oder unterbrechen müssen, weil nach Zusammenstößen ihre Koordinationsfähigkeit und ihr Gleichgewicht stark beeinträchtigt waren.
Häufige Stöße gegen den Kopf können die Leistungen des Gehirns nachhaltig beeinträchtigen. Ob das die beiden Boxerinnen Somona Galassi (li.) und Susi Kentikian wissen?
Die Schäden, die sich Athleten beim Eishockey, American Football und auch beim Fußball zuziehen, sind nicht zu unterschätzen. Auch wenn es nicht zur Gehirnerschütterung kommt, sind die Folgen von Stößen und anderen Einwirkungen auf die Nervenverbindungen nachweisbar, wie Forscher im Fachblatt Neurology (online) von Donnerstag zeigen.
Das Team um den Psychiater Thomas McAllister vom Dartmouth College verglich 80 junge Erwachsene, die Eishockey oder American Football spielten, mit ebenso vielen Athleten, die keine Kontaktsportart betrieben, sondern Leichtathletik oder Skilanglauf. Die Eishockey- und Fußballspieler trugen speziell präparierte Helme, mit denen die Häufigkeit, Intensität und Richtung der Stöße aufgezeichnet wurde. Nach einer Saison zeigte sich, dass die College-Sportler, die immer wieder Schläge auf den Kopf bekamen oder mit ihren Gegnern zusammengeprallt waren, Veränderungen in der Hirnstruktur aufwiesen. Die als Balken bezeichnete Verbindung zwischen beiden Hirnhälften war aufgelockert; die Nervenverknüpfung in Mandelkern und Hippocampus ebenfalls. Auch in einschlägigen Tests zur Merkfähigkeit und Verbalisierung schnitten die Kontaktsportler nicht so gut ab.
„Wer schlechtere Ergebnisse in den Kognitionstests erzielte, wies auch größere Veränderungen in der weißen Substanz auf“, sagt Thomas McAllister. „Es gibt offenbar einen Zusammenhang zwischen der Intensität und Häufigkeit der Stöße und dem Ausmaß der strukturellen Veränderungen im Gehirn.“ Bei den Kontaktsportlern wurden pro Saison durchschnittlich 500 Einwirkungen auf den Kopf gemessen. Besonders die durch Stöße ausgelösten Beschleunigungen, nach denen das Gehirn in der Schädelkalotte gleich wieder abrupt abgebremst wird, strapazieren im Wortsinne die Nerven.
„Die Addition von vielen kleinen Traumata ist in der Summe viel schädlicher, als wir bisher angenommen haben“, sagt Florian Heinen, Leiter der Neuropädiatrie am Haunerschen Kinderspital der Universität München. „Es ist vergleichbar mit der Summierung von vielen geringdosierten Röntgenaufnahmen: Man wird den Schaden nicht mehr los.“ Heinen betont allerdings, dass es schwierig ist, aus den Befunden im Kernspin und den Ergebnissen der Gedächtnis- und Lerntests Rückschlüsse auf mögliche Beeinträchtigungen im Alltag zu ziehen: „Wir sehen Veränderungen, die zu Schädigungen passen, und können insgesamt sagen: Das Gehirn ist empfindlicher geworden.“ Andererseits gibt es etliche ehemalige Profis aus Kontaktsportarten wie Fußball, die führende Positionen in Bundesligavereinen bekleiden und nach landläufiger Einschätzung als kognitiv alltagstauglich gelten.
Ende vergangenen Jahres hatte eine Arbeitsgruppe der Universitäten Harvard und München angehende Profifußballer mit Schwimmern verglichen und deutliche Strukturunterschiede in der weißen Substanz festgestellt (JAMA, Bd.308, S.1859, 2012). Obwohl sie zuvor keine Gehirnerschütterungen aufwiesen und auch keinerlei neurologische Ausfälle zeigten, war bei den Fußballern die Nervenverknüpfung ungeordneter. „Schon häufiges Fußballtraining mit zahlreichen Kopfbällen hinterlässt Spuren im Sinne von Mikrotraumen im Gehirn“, sagt Heinen. Einige Spieler der nordamerikanischen Profiligen im Eishockey und Football hatten in den vergangenen Jahren ihre Karriere frühzeitig beenden oder unterbrechen müssen, weil nach Zusammenstößen ihre Koordinationsfähigkeit und ihr Gleichgewicht stark beeinträchtigt waren.