Was der „Tatort“ kann, kann das deutsche Staatstheater jetzt auch. Nein, die Rede ist nicht von peinlichen Dialogen, schlechten Plots und einem vorhersehbaren Ende. Sondern von Twitter.
Früher tummelten sich dort ausschließlich Journalisten, die nach Storys über Twitter suchten. Heute sind sie alle da: Obama nutzt den Mikroblogging-Dienst, um gute Nachrichten über die Gesundheitsreform zu verkünden. Der neue Papst, Erfinder des 140-Zeichen-Gebets, ruft täglich zur Nächstenliebe auf. Und der militärische Arm der Hamas informiert zuverlässig über jede abgefeuerte Rakete.
Es macht einfach jeder. Da will das Theater natürlich nicht hinterher hinken und twittert deswegen jetzt auch.
Weil das Theater ja ganz dicht dran sein will an der Welt und ihren Dramen, twittert es jetzt mit – freilich nur über sich selbst. Seit Montag läuft unter dem Hashtag #TTW13 die erste „Twitter-Theaterwoche Deutschlands“. Fünf große Häuser berichten je einen Tag lang über ihre Arbeit: dass es in der Kantine zu Mittag Bandnudeln mit Zucchini in Weißweinsoße gibt (Schauspielhaus Bochum). Dass die Praktikantin gerade die Zeitung liest, um einen Pressespiegel zu erstellen (Schauspiel Hannover). Und dass die Schauspieler während der Vorstellung ganz schön geschwitzt haben (Thalia Theater Hamburg) – was einen unweigerlich zu der Frage führt: Muss ich ein Groupie sein, um mich für solche Tweets zu interessieren?
Die Theatergemeinde bleibt gern unter sich. Das fällt im virtuellen Raum besonders auf, wo alles von Reaktionen lebt. Die fallen bei dieser Twitter-Woche spärlich aus: Rund zwanzig Leute kommentieren regelmäßig. Ansonsten wünschen sich die Theater gegenseitig gute Nacht und guten Morgen. Dramaturgen posten Witze, die außerhalb ihres Berufsstands niemand versteht. Und zwischendurch schreiben ein paar Social-Media-Manager, einige davon auf Jobsuche, wie wichtig das mit den sozialen Medien ist. „So ein #Tweetup kann vieles sein, aber eben auch ein kritischer #Diskurs zur #Inszenierungspraxis. :-)“
Mehr als um die Inszenierungen geht es dann darum, ob die Second Stage im Netz helfen kann, junge Leute als Zuschauer zu gewinnen. Und was das Ganze eigentlich sein soll: Werbung fürs Theater oder ein offener Dialog? Vor allem aber wird die Frage aller Fragen diskutiert: Darf man live aus dem Parkett twittern? Der Deutsche Knigge-Rat wird sich dieser Frage sicher bald annehmen. Wir wagen schon jetzt eine Prognose: Beim Social TV sitzt der Zuschauer allein zu Hause, beim Social Theatre mit anderen im Theater. Und da wirkt jeder noch so sozial gemeinte Blick aufs Smartphone schnell, na? Unsozial.
Früher tummelten sich dort ausschließlich Journalisten, die nach Storys über Twitter suchten. Heute sind sie alle da: Obama nutzt den Mikroblogging-Dienst, um gute Nachrichten über die Gesundheitsreform zu verkünden. Der neue Papst, Erfinder des 140-Zeichen-Gebets, ruft täglich zur Nächstenliebe auf. Und der militärische Arm der Hamas informiert zuverlässig über jede abgefeuerte Rakete.
Es macht einfach jeder. Da will das Theater natürlich nicht hinterher hinken und twittert deswegen jetzt auch.
Weil das Theater ja ganz dicht dran sein will an der Welt und ihren Dramen, twittert es jetzt mit – freilich nur über sich selbst. Seit Montag läuft unter dem Hashtag #TTW13 die erste „Twitter-Theaterwoche Deutschlands“. Fünf große Häuser berichten je einen Tag lang über ihre Arbeit: dass es in der Kantine zu Mittag Bandnudeln mit Zucchini in Weißweinsoße gibt (Schauspielhaus Bochum). Dass die Praktikantin gerade die Zeitung liest, um einen Pressespiegel zu erstellen (Schauspiel Hannover). Und dass die Schauspieler während der Vorstellung ganz schön geschwitzt haben (Thalia Theater Hamburg) – was einen unweigerlich zu der Frage führt: Muss ich ein Groupie sein, um mich für solche Tweets zu interessieren?
Die Theatergemeinde bleibt gern unter sich. Das fällt im virtuellen Raum besonders auf, wo alles von Reaktionen lebt. Die fallen bei dieser Twitter-Woche spärlich aus: Rund zwanzig Leute kommentieren regelmäßig. Ansonsten wünschen sich die Theater gegenseitig gute Nacht und guten Morgen. Dramaturgen posten Witze, die außerhalb ihres Berufsstands niemand versteht. Und zwischendurch schreiben ein paar Social-Media-Manager, einige davon auf Jobsuche, wie wichtig das mit den sozialen Medien ist. „So ein #Tweetup kann vieles sein, aber eben auch ein kritischer #Diskurs zur #Inszenierungspraxis. :-)“
Mehr als um die Inszenierungen geht es dann darum, ob die Second Stage im Netz helfen kann, junge Leute als Zuschauer zu gewinnen. Und was das Ganze eigentlich sein soll: Werbung fürs Theater oder ein offener Dialog? Vor allem aber wird die Frage aller Fragen diskutiert: Darf man live aus dem Parkett twittern? Der Deutsche Knigge-Rat wird sich dieser Frage sicher bald annehmen. Wir wagen schon jetzt eine Prognose: Beim Social TV sitzt der Zuschauer allein zu Hause, beim Social Theatre mit anderen im Theater. Und da wirkt jeder noch so sozial gemeinte Blick aufs Smartphone schnell, na? Unsozial.