"Ein Kaffee: sieben Euro." Für ein bisschen Freundlichkeit sinkt der Preis schon ein wenig.
SZ: Schönen guten Morgen, Herr Pepino, dürfte ich Sie ganz kurz stören?
Fabrice Pepino: Na, aber gerne doch, wenn Sie derart höflich fragen.
Sie haben vor ein paar Tagen Ihre Preise drastisch erhöht ...
Nur für all die Gäste, die Haare auf den Zähnen haben.
... und arbeiten jetzt mit einer Art Höflichkeitsstaffelung.
Ja. Wer nur durchs Restaurant ruft „Einen Kaffee!“, der zahlt ab sofort sieben Euro. „Einen Kaffee, bitte!“ ist schon besser. 4,25Euro. Und wer dazu noch grüßt, kriegt den Espresso für die üblichen 1,40.
Wie oft haben Sie denn seither schon sieben Euro verlangt?
Kein einziges Mal. Die Leute sind seit der Überarbeitung meiner Menütafel dermaßen freundlich, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herauskomme. Ich werde als „Seine Majestät“ begrüßt und gefragt, ob ich eventuell die Freundlichkeit besitze, einen meiner deliziösen Kaffees zu kredenzen. Die hoffen wahrscheinlich, dass es die Getränke dann ganz umsonst gibt. Aber da wird nichts draus.
Benehmen sich die Leute in Nizza denn dermaßen daneben, dass Sie zu solchen Mitteln greifen müssen?
Das Ganze war natürlich eigentlich als Witz gemeint. Aber es ist nun schon sehr merkwürdig zu sehen, wie sich durch den allgemeinen Stress auch der Umgangston geändert hat.
Ihre Aktion richtet sich also nicht gegen den Verfall der Sitten im Allgemeinen?
An den glaub’ ich ja gar nicht. Die Leute hetzen nur mit hängender Zunge durch den Alltag. Also essen sie auch ganz anders als vor 15 Jahren: „Schnell, Ober, bringen Sie alles auf einmal und die Rechnung dazu!“
Sind denn die Touristen unhöflicher oder Ihre Stammkunden aus Nizza?
Eindeutig die Stammkunden. Nicht, weil sie die primitiveren Menschen sind, sondern weil sie der Alltagsstress vor sich hertreibt. Touristen reisen in den Urlaub, um mal Pause zu machen von dieser Hetze. Also haben sie auch Zeit, „bitte“ zu sagen.
Sie haben mit der Aktion einen Nerv getroffen. Das Foto davon rast durchs Internet, sogar Politiker gratulieren Ihnen.
Auch eine ehemalige Ministerin hat geschrieben. Ist doch albern, ich will ja keine Protestbewegung ins Leben rufen. Und jetzt will ich nicht unhöflich sein, ich muss nur dringend die Tische eindecken. Es ist ein ziemlicher Stress gerade.