Quantcast
Channel: jetzt.de - SZ
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3345

Junge, Junge

$
0
0
Alles habe, so heißt es gemeinhin über Brad Pitts Aufstieg zum Filmstar, mit „Thelma & Louise“ angefangen; mit seiner Rolle als verführerischer Kleinkrimineller J.D. Man kann im Nachhinein darüber streiten, ob diese Rolle wirklich so wichtig war. Technisch betrachtet lag der Karriereanfang damals, 1991, sowieso schon vier Jahre zurück, was nur hartgesottene Fans der Fernsehserie „Dallas“ so richtig bemerkt hatten: Pitt war dort, mit einer fürchterlichen Achtziger-Jahre-Föhnfrisur und der Anmutung eines Teenagers, für vier Folgen als Love-Interest verpflichtet worden. Seinen ersten großen Auftritt hatte er dann tatsächlich erst als J.D., der Thelma den Kopf verdreht. Aber genaugenommen brennt er anschließend mit dem Geld der beiden Frauen durch – und das ist nicht wirklich eine solide Basis für eine Karriere als Sexsymbol.



Das Sexsymbol Brad Pitt feiert seinen 50. Geburtstag.

Wurde er dann aber doch, für eine ganze Generation von Frauen – und vielleicht sogar noch für eine zweite. Brad Pitt wird an diesem Mittwoch immerhin 50 Jahre alt, und einstweilen gilt sein Privatleben immer noch als Attraktion, und ja, seine Filme sind auch immer noch erfolgreich. Als Zombiejäger in „World War Z“ war er im Sommer zu sehen, ein Mann, der alles tut, um seine Familie zu retten vor einer Seuche, die gerade die Menschheit dahinrafft. Schon besser. Eigentlich ist der Mann ja nicht deswegen so viel Begeisterung wert, weil er blaue Augen hat und auch als Model durchs Leben gekommen wäre. Sondern weil er zum romantischen Helden taugte.

Eigentlich ist Brad Pitt dann wohl auch nicht als J.D. zu legendärem Ruhm gekommen, sondern ein Jahr später, als junger Verdammter, der nicht anders kann, als immer seinem Herzen zu folgen: Er spielte Paul MacLean, den Sohn eines Priesters im Montana der Großen Depression, der das Fliegenfischen zu einer Kunstform erhebt, eine Indianerin liebt und sich keiner Konvention unterordnen kann in „In der Mitte entspringt ein Fluss“. Das Alter Ego von Robert Redford, der bei dem Film Regie führte, sei er als Paul MacLean gewesen, hieß es damals. Wie auch immer: Er spielte einen Mann, den man unbedingt retten möchte, obwohl ihm nicht zu helfen ist.

Es sind in den mehr als zwanzig Jahren, die seither vergangen sind, noch ein paar romantische Helden dazugekommen. Der traurige Louis de Pointe du Lac, der in „Interview with the Vampire“ (1994) als Untoter unendlich leidet, weil er nach und nach seine Menschlichkeit verliert. Oder Tom Bishop, der in „Spy Game“ (2001) als CIA-Agent sich selbst den Chinesen zum Fraß vorwirft, um die Liebe seines Lebens zu retten. Oder „Benjamin Button“, der als alter Mann zur Welt kommt und dann immer jünger wird – noch so einer, der nicht zu retten ist.

Na gut, dazwischen gab es, auch das mag dann manchmal sexy gewesen sein, ein paar harte Typen, Cops wie in „7“, Gangster wie in „The Mexican“ und, der Film läuft gerade bei uns in den Kinos, in „The Counselor“. Und natürlich George Clooney Nummer 2, der ungeheuer coole Rusty in den „Ocean’s“-Filmen, der sehr merkwürdige Hemden trägt und wahnsinnig gern isst – wobei Letzterer zwar Spezialist dafür ist, Casino-Betreiber um ihre Einnahmen zu bringen, aber eben doch das Herz am rechten Fleck hat. Im letzten Teil, „Ocean’s Thirteen“, gibt es die herzzerreißende Szene, in der Clooney und Pitt sich eine Oprah-Winfrey-Show im Fernsehen ansehen, und dann ein wenig weinen, vor Rührung, weil eine obdachlose Familie ein neues Haus bekommt.

Männliche Sexsymbole müssen eben meist ein wenig mehr abliefern als nur ihr Gesicht und ein wenig Charme, bei den meisten ist es Teil der Anziehungskraft, dass sie für noch ein wenig mehr stehen, soziales und politisches Engagement. Pitt setzt sich für Öko-Architektur ein, hat zusammen mit seiner Lebensgefährtin Angelina Jolie die Jolie-Pitt-Stiftung gegründet, mehrere Kinder adoptiert, Häuser gebaut im von Hurrikan Katrina zerstörten New Orleans und er setzt sich für die gleichgeschlechtliche Ehe ein. Und das ist für einen echten romantischen Helden doch eigentlich genug.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 3345