Ein Land wählt, zwei Männer kämpfen. Das Duell Politik ist in Amerika weit brutaler als im konsensbemühten Europa.
Als Abraham Lincoln 1861 das Präsidentenamt in den USA antrat, bemerkte er demütig, dass dieses Land seinen Bürgern gehöre. 'Wann immer sie der amtierenden Regierung überdrüssig sind, können sie ihr revolutionäres Recht ausüben und sie zerreißen oder stürzen.' Das revolutionäre Recht - das ist das Wahlrecht, und der Akt der Abwahl trägt bis heute den brutalen Charakter, den Lincoln beschrieben hat.
Amerikanische Wahlen sind Existenzentscheidungen, sie sind eine klare Aufforderung zum Schwertkampf. Demokraten oder Republikaner, Barack Obama oder Mitt Romney, liberal gegen konservativ - das sind keine Mehrheitsentscheidungen, das sind Duelle. Und weil Politik in den USA mit weit brutaleren Methoden ausgefochten wird als im konsensbemühten Mitteleuropa, geht es nicht nur um zwei Kandidaten, sondern auch um Lebenseinstellungen, Staatsmodelle, Moral, Werte und sogar um den Glauben. Das macht es für Europäer so schwer erträglich.
Auf der Zielgeraden: die Kontrahenten Romney und Obama
In dieser archaischen Polarisierung liegt aber auch die Faszination. Gut oder böse - der Wahltag wird einen Sieger bringen, die Urne entscheidet über Gerechtigkeit. Diese Zweiteilung der Gesellschaft ist eigentlich anachronistisch, weil auch in Amerika die moderate Mitte die Mehrheit stellt. Aber die politischen Extremisten auf der Rechten haben das Klima vergiftet, die Spaltung verstärkt und dem Land einen Glaubenskrieg aufgezwungen, der Amerika schadet. Die USA sind grotesk verschuldet, ihr Haushalt ist blockiert, die Steuergesetzgebung sind verrottet, das Ausgabensystem ist aus dem Lot.
Muss man deswegen Romney den Sieg wünschen, nur weil er vielleicht die Meute besser an der Leine führen kann und damit die USA wieder handlungsfähig macht? Besser nicht. Man würde die Blockade der letzten zwei Jahre nur belohnen und sich dem Terror des Geschreis beugen. Die Republikaner brauchen die Niederlage, weil nur so der moderate Teil der Partei gegen den dröhnenden rechten Rand eine Chance auf Behauptung hat.
Millionen Menschen in aller Welt werden sich die Nacht um die Ohren schlagen, um die Spannung dieser Wahlentscheidung mitzuerleben. Dies ist der versöhnliche Teil der amerikanischen Demokratie: Sie mag roh wirken, plump, manchmal gar billig, weil komplizierte Politik auf ein Gefühl reduziert wird. Sie mag ungerecht sein - gut möglich, dass der Verlierer der Wahl insgesamt mehr Stimmen bekommt, als der Gewinner; das Wahlmänner-System ist ein Relikt aus der vorindustriellen Zeit. Und diese Demokratie mag geradezu undemokratisch sein, weil der faire und gleiche Charakter der Wahl von legalistischen Manipulationen ausgehöhlt wird - ein Auszählungsdrama wie im Jahr 2000 in Florida kann sich jederzeit wiederholen. Aber: Einer wie Lincoln wusste auch, welche Kräfte eine Demokratie auslösen kann, wie sich freie Menschen entfalten können, wenn der Staat sie lässt und beschützt. Sie müssen sich nur um ein bisschen Versöhnung bemühen.
Als Abraham Lincoln 1861 das Präsidentenamt in den USA antrat, bemerkte er demütig, dass dieses Land seinen Bürgern gehöre. 'Wann immer sie der amtierenden Regierung überdrüssig sind, können sie ihr revolutionäres Recht ausüben und sie zerreißen oder stürzen.' Das revolutionäre Recht - das ist das Wahlrecht, und der Akt der Abwahl trägt bis heute den brutalen Charakter, den Lincoln beschrieben hat.
Amerikanische Wahlen sind Existenzentscheidungen, sie sind eine klare Aufforderung zum Schwertkampf. Demokraten oder Republikaner, Barack Obama oder Mitt Romney, liberal gegen konservativ - das sind keine Mehrheitsentscheidungen, das sind Duelle. Und weil Politik in den USA mit weit brutaleren Methoden ausgefochten wird als im konsensbemühten Mitteleuropa, geht es nicht nur um zwei Kandidaten, sondern auch um Lebenseinstellungen, Staatsmodelle, Moral, Werte und sogar um den Glauben. Das macht es für Europäer so schwer erträglich.
Auf der Zielgeraden: die Kontrahenten Romney und Obama
In dieser archaischen Polarisierung liegt aber auch die Faszination. Gut oder böse - der Wahltag wird einen Sieger bringen, die Urne entscheidet über Gerechtigkeit. Diese Zweiteilung der Gesellschaft ist eigentlich anachronistisch, weil auch in Amerika die moderate Mitte die Mehrheit stellt. Aber die politischen Extremisten auf der Rechten haben das Klima vergiftet, die Spaltung verstärkt und dem Land einen Glaubenskrieg aufgezwungen, der Amerika schadet. Die USA sind grotesk verschuldet, ihr Haushalt ist blockiert, die Steuergesetzgebung sind verrottet, das Ausgabensystem ist aus dem Lot.
Muss man deswegen Romney den Sieg wünschen, nur weil er vielleicht die Meute besser an der Leine führen kann und damit die USA wieder handlungsfähig macht? Besser nicht. Man würde die Blockade der letzten zwei Jahre nur belohnen und sich dem Terror des Geschreis beugen. Die Republikaner brauchen die Niederlage, weil nur so der moderate Teil der Partei gegen den dröhnenden rechten Rand eine Chance auf Behauptung hat.
Millionen Menschen in aller Welt werden sich die Nacht um die Ohren schlagen, um die Spannung dieser Wahlentscheidung mitzuerleben. Dies ist der versöhnliche Teil der amerikanischen Demokratie: Sie mag roh wirken, plump, manchmal gar billig, weil komplizierte Politik auf ein Gefühl reduziert wird. Sie mag ungerecht sein - gut möglich, dass der Verlierer der Wahl insgesamt mehr Stimmen bekommt, als der Gewinner; das Wahlmänner-System ist ein Relikt aus der vorindustriellen Zeit. Und diese Demokratie mag geradezu undemokratisch sein, weil der faire und gleiche Charakter der Wahl von legalistischen Manipulationen ausgehöhlt wird - ein Auszählungsdrama wie im Jahr 2000 in Florida kann sich jederzeit wiederholen. Aber: Einer wie Lincoln wusste auch, welche Kräfte eine Demokratie auslösen kann, wie sich freie Menschen entfalten können, wenn der Staat sie lässt und beschützt. Sie müssen sich nur um ein bisschen Versöhnung bemühen.