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'Irgendwas mit Herz'

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Redner beim Bochumer Atriumtalk sollten ihre Honorare spenden, wussten davon aber nichts

Düsseldorf - Es soll ein schöner Abend gewesen sein. Joachim Gauck erzählte aus seinem Leben. Und Katja Ebstein spielte ein paar 'nachdenkliche' Lieder. So fasste die Pressestelle der Stadtwerke Bochum die Veranstaltung für diejenigen zusammen, die nicht dabei sein konnten. Denn eingeladen waren im Dezember 2010 genau 171 Personen, um den Geschichten und Liedern von Gauck und Ebstein zu lauschen. 'Alle Honorare kommen wohltätigen Zwecken zu Gute', versicherten die Stadtwerke Bochum damals.



Peer Steibrück spendete sein Honorar angeblich an "irgendwas mit Herz"

Nachdenklich gemacht haben die Bochumer Bürger letztlich nicht die Lieder von Ebstein. Sondern die Frage, wie die Stadtwerke einer hoch verschuldeten Kommune so viel Geld für eine Veranstaltung ausgeben können, die nur einem kleinen Kreis von Kunden vorbehalten ist. Bundesweite Bekanntheit erreichte der Atriumtalk der Stadtwerke nicht so sehr durch das, was dort gesagt und gedacht wurde. Sondern durch die Veröffentlichung der Rednerhonorare des Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück (SPD). Der wurde von Banken und Unternehmen eingeladen. Aber niemand zahlte so gut, wie die gemeinnützigen Stadtwerke Bochum: 25000 Euro. Auch Gauck bekam so viel. Für jeweils knappe 80 Minuten Redezeit.

Die Stadtwerke rechtfertigten sich anfangs damit, dass alle Gäste aufgefordert worden seien, ihr Honorar zu spenden. Der Sprecher der Stadtwerke wollte sich sogar daran erinnern, dass Peer Steinbrück an 'irgendwas mit Herz' zu spenden gedenke. Nur die mutmaßlichen Spender Steinbrück und Gauck wussten nichts davon, dass ihre Honorare an caritative Einrichtungen fließen sollten. Die Stadtwerke unterzeichneten mittlerweile eine einstweilige Unterlassung, mit der sie sich verpflichten, nicht mehr zu behaupten, es habe Absprachen mit Steinbrück gegeben, dass die Honorare als Spende gedacht seien. Am Dienstag wollten sich weder die Stadtwerke noch Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) zu den Vorgängen äußern, am Donnerstag kommt der Aufsichtsrat der Stadtwerke zu einer Sondersitzung zusammen, danach will Scholz wohl den Stadtrat informieren. Mittlerweile ist deutlich geworden, dass die Stadtwerke die Organisation der Veranstaltung an einen externen Dienstleister vergeben haben, und offenbar nicht prüften, ob die Honorare tatsächlich gespendet wurden. Im Jahr 2010 teilten die Stadtwerke dem Rat in Sachen Atriumtalk noch mit: 'Die Selbstbestimmung der Verwendung der von uns gezahlten Spenden ist die einzige Gegenleistung, die wir unseren Gästen gewähren können.' Die Gäste haben davon nichts mitbekommen, auch das Büro von Altbundespräsident Richard von Weizsäcker teilt mit, eine Spende sei nicht Teil der Vertragsverhandlungen für einem Auftritt vor vier Jahren gewesen. Weizsäcker habe sein Honorar aber dennoch einem wohltätigen Zweck zukommen lassen. Der von den Stadtwerken beauftragte Veranstalter Sascha Hellen wollte sich auf Nachfrage nicht zu den Vorgängen äußern. Der 35-Jährige gilt in Bochum als ein Phänomen. Neben dem Atriumtalk organisiert er Veranstaltungen wie den Steiger-Award und die Konferenz-Reihe Herausforderung Zukunft, die unter der Schirmherrschaft von Shimon Peres und Erzbischof Desmond Tutu steht. Vom Dalai Lama über Königin Silvia von Schweden bis zum Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk, Sascha Hellen lotste alle nach Bochum, was die Menschen und die Politik sehr freute. Die Stadtwerke unterstützen seine Veranstaltungen als Sponsor, die Oberbürgermeisterin und Aufsichtsrätin Scholz schätzt Hellen sehr, sonnt sich gern im Glanz der Prominenz. Vielleicht hat man es deshalb nicht so genau genommen.

'Die Stadt kann es sich nicht leisten, sich von einem kleinen Büro abhängig zu machen', sagt Wolfgang Cordes, der Grünen-Fraktionschef im Rat. Die Opposition im Rat fordert die Stadtwerke nun auf, ihre Sponsorentätigkeit für Veranstaltungen mit Prominenten einzuschränken. 'Wir müssen in der Haushaltspolitik schwierige Entscheidungen durchsetzen, da brauchen wir die Akzeptanz der Bevölkerung', sagt der Grüne Cordes. Bernd Dörries

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