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Nachhaltiger Spaßvogel

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Mann mit Mission: Bono setzt sich für die Millenniums-Ziele ein.

Für Bono, 53, wiederholen sich solche Szenen regelmäßig: „Oh, Gott, ich habe mir so gewünscht, dich zu treffen“, bestürmt den Sänger eine junge Frau. Der Sänger der irischen Rockband U2 steht an der Bergstation der Schatzalp und wartet auf die Zahnradbahn, die ihn ins Tal zum nächsten Termin beim Weltwirtschaftsforum in Davos bringen soll. Die Bahn kommt erst in einigen Minuten, ein Glück für die junge Syrierin. Sie ist kein Fan von U2, sie will kein Autogramm, sie will, dass ihr Bono hilft. Rouba Mhaissen versucht, humanitäre Hilfe in ihr Heimatland zu bringen, das vom Bürgerkrieg erschüttert wird. „Warum glaubst du, dass ich helfen kann?“, fragt Bono. „Weil du ein Herz hast“, sagt die Syrierin und blickt ihn mit ihren großen, dunklen Augen an. „Weil jemand mit deinem Namen, deiner Bekanntheit und deinem Einfluss wirklich helfen kann, das Leid der Syrer zu lindern. Wir brauchen dich.“

Der Sänger hört ihr aufmerksam zu, er sagt nicht Ja, er sagt nicht Nein. Er lässt sich von ihr erklären, wie sie die Lage im Bürgerkriegsland sieht. Er lässt sich mit ihr fotografieren. Und schließlich gibt ihr sein Manager eine Visitenkarte, man könne ja mal in Kontakt bleiben. Jamie Drummond, der Chef von Bonos Organisation One, über die er sein soziales Engagement steuert, erzählt von den vielen Anfragen, die Bono bekommt. Doch Bono kann nicht die ganze Welt retten.

„Ich konzentriere mich im Moment darauf, bei Politikern für meine Ziele zu werben“, sagt Bono im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Er berichtet, dass er am Freitagabend den deutschen Entwicklungsminister Gerd Müller getroffen hat. „Der ist ja noch ganz neu im Amt“, sagt der Sänger. Wie er auf ihn gewirkt habe? Bono legt den Kopf auf die Seite. „Er sprach von ökosozialer Marktwirtschaft. Ich weiß nicht genau, was er damit gemeint hat, aber ich hoffe, es geht in die Richtung, in die wir auch wollen. Ich möchte erreichen, dass die Millennium Goals angepasst werden, ich möchte, dass sie nachhaltiger werden. Ich habe Hoffnung, dass Müller das unterstützt“, so Bono. Und er trägt einen schönen Gruß an den Minister auf.

Bis 2030 soll extreme Armut beseitigt sein, darauf soll sich die internationale Gemeinschaft in den neuen nachhaltigen Entwicklungszielen einigen. 2015 laufen die „Millennium Goals“ aus, auf die sich die Staaten im Jahr 2000 geeinigt haben. Der Name stört Bono allerdings. Man müsse doch einen besseren finden können, „sustainable development goals“, das klinge ja wie eine schlechte Rockband.

Bono setzt sich seit Jahren für unterschiedliche soziale Projekte ein. Gemeinsam mit Bill Gates, Bob Geldorf und anderen versucht er, Afrika zu helfen: Schuldenerlass, freier Handel und der Kampf gegen Aids sind dabei die wichtigsten Anliegen. Mit Gratis-Konzerten wie Live-Aid, Live-8 oder „Make poverty history“ versucht Bono, Druck auf Politiker auszuüben.

So ernst seine Themen sind, zu viel Ernsthaftigkeit verträgt der irische Sänger nicht. Auf die Frage, was er gerade auf der Schatzalp gemacht habe, sagt er: „Landwirtschaft“. Ob er denn auf der Schatzalp Schnee anbaue? „Ja, ich bin ein großartiger Schnee-Bauer. Das ist ein wirklich nachhaltiges Geschäftsmodell, sehr nachhaltig“, sagt er und lacht. Dann kommt die Schatzalp-Bahn, Bono nimmt Anlauf und stützt sich durch die Schranke.

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