Es ist die Zeit der ausufernden Neujahrsfeiern in China und damit Saison der roten Umschläge. Diese Hong Bao sind nett, machen aber auch Kopfschmerzen. Als Ausländer könnte man sich zurücklehnen und die Chinesen machen lassen. Andererseits ist das Verteilen von Geldgeschenken zu Neujahr an Hinz und Kunz (oder in diesem Fall an Wang und Zhang) so tief verwurzelt, dass es fast schon albern wäre, sich nicht daran zu beteiligen. Und damit fängt das Drama an.
Rote Umschläge für alle, auch für diesen Gibbon-Affen in Kunming.
Schon das Hausmeister-Ehepaar aus dem Kabuff vorne ist problematisch. Sie so nett, er ein Stinkstiefel, den man eigentlich für seine unfreundliche Art nicht auch noch belohnen will. Aber sie dafür bestrafen, dass sie unsympathisch geheiratet hat? Also bekommt sie den Umschlag – ganz demonstrativ. Aber sind 300 Yuan (35 Euro) genug? Immerhin wischt sie jede Woche den Hausflur und rettet die Topfpflanzen über die Urlaubszeit. Das muss honoriert werden.
Auch knifflig sind die Parkplatzwächter. Die Halbblinde mit der dicken Brille ist die Einzige, die ankommenden Autos hinterherläuft, um die Hütchen vom Stellplatz zu nehmen. Bei Wind und Wetter. Manch einer bleibt da 30 Sekunden länger als nötig im Auto sitzen, damit sie ihres Amtes walten kann und die 50 Meter im hinkenden Dauerlauf nicht vergebens antritt. Außerdem kann sie gut mit Kindern. Also, die muss was bekommen. Sagen wir 100.
Ihr Mann hat den gleichen Job. Der ist auch nett. Aber der bleibt lieber sitzen, wenn ein Auto einrollt. Ist ja okay, aber seine Frau hat einfach mehr verdient. Kann man ihm deshalb die Schmach zumuten, nur die Hälfte dessen in den roten Umschlag zu packen? Na, im Leben nicht. Und was ist mit dem Kollegen der beiden, der spitz bekommen hat, dass auch Ausländer potenzielle Umschlaggeber sind? Elf Monate lang kaum ein Gruß. Doch seit zwei Wochen wird plötzlich gewunken und gelächelt, als sei die Queen in ihn gefahren. Also, gut, auch er ein kleines Briefchen für so viel Flexibilität. Aber allenfalls 50. Oder doch mehr? Eines Tages braucht man vielleicht mal seine Hilfe, wenn ein Parkplatz außer der Reihe nötig wird. Also auch 100.
Die Knobelei hat bald ein Ende. Nach dem 15. Tag des neuen Jahres, dem Laternenfest, das diesmal auf den 14. Februar fällt, ist Schluss mit den Feierlichkeiten rund um den Jahreswechsel. Dann wird das Geld gezählt und Wohlwollen für den Rest des Jahres auf die Spender verteilt.
Wer da noch behauptet, China sei kompliziert, der irrt doch offenbar. Es kommt einfach nur auf die Breite des roten Umschlags zum Frühlingsfest an. Und weil das alles gesellschaftlich so tief verwurzelt ist, kann von versuchter Bestechung auch wirklich keine Rede sein. Es lebe die Tradition.
Rote Umschläge für alle, auch für diesen Gibbon-Affen in Kunming.
Schon das Hausmeister-Ehepaar aus dem Kabuff vorne ist problematisch. Sie so nett, er ein Stinkstiefel, den man eigentlich für seine unfreundliche Art nicht auch noch belohnen will. Aber sie dafür bestrafen, dass sie unsympathisch geheiratet hat? Also bekommt sie den Umschlag – ganz demonstrativ. Aber sind 300 Yuan (35 Euro) genug? Immerhin wischt sie jede Woche den Hausflur und rettet die Topfpflanzen über die Urlaubszeit. Das muss honoriert werden.
Auch knifflig sind die Parkplatzwächter. Die Halbblinde mit der dicken Brille ist die Einzige, die ankommenden Autos hinterherläuft, um die Hütchen vom Stellplatz zu nehmen. Bei Wind und Wetter. Manch einer bleibt da 30 Sekunden länger als nötig im Auto sitzen, damit sie ihres Amtes walten kann und die 50 Meter im hinkenden Dauerlauf nicht vergebens antritt. Außerdem kann sie gut mit Kindern. Also, die muss was bekommen. Sagen wir 100.
Ihr Mann hat den gleichen Job. Der ist auch nett. Aber der bleibt lieber sitzen, wenn ein Auto einrollt. Ist ja okay, aber seine Frau hat einfach mehr verdient. Kann man ihm deshalb die Schmach zumuten, nur die Hälfte dessen in den roten Umschlag zu packen? Na, im Leben nicht. Und was ist mit dem Kollegen der beiden, der spitz bekommen hat, dass auch Ausländer potenzielle Umschlaggeber sind? Elf Monate lang kaum ein Gruß. Doch seit zwei Wochen wird plötzlich gewunken und gelächelt, als sei die Queen in ihn gefahren. Also, gut, auch er ein kleines Briefchen für so viel Flexibilität. Aber allenfalls 50. Oder doch mehr? Eines Tages braucht man vielleicht mal seine Hilfe, wenn ein Parkplatz außer der Reihe nötig wird. Also auch 100.
Die Knobelei hat bald ein Ende. Nach dem 15. Tag des neuen Jahres, dem Laternenfest, das diesmal auf den 14. Februar fällt, ist Schluss mit den Feierlichkeiten rund um den Jahreswechsel. Dann wird das Geld gezählt und Wohlwollen für den Rest des Jahres auf die Spender verteilt.
Wer da noch behauptet, China sei kompliziert, der irrt doch offenbar. Es kommt einfach nur auf die Breite des roten Umschlags zum Frühlingsfest an. Und weil das alles gesellschaftlich so tief verwurzelt ist, kann von versuchter Bestechung auch wirklich keine Rede sein. Es lebe die Tradition.