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Schwedenkrimi

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Was sagt man über das Leben? Dass es spannendere Geschichten schreibt, als jeder Autor sie erfinden könnte. Für Stieg Larsson war die Story seines Lebens nicht seine Millennium-Trilogie, in der er den Journalisten Mikael Blomkvist und die Hackerin Lisbeth Salander auf die Spur eines Killers setzt. Der schwedische Autor war vielmehr besessen von einem realen Fall. Er wollte den Mörder des Ministerpräsidenten Olof Palme finden.



Der 2004 verstorbene Stieg Larsson war selbst Hobby-Dedektiv

Die Tageszeitung Svenska Dagbladet hat jetzt Larssons Archiv zu dem Fall in Teilen veröffentlicht: mehr als 15 Umzugskartons, die Recherchen vieler Jahre. Die Quelle gibt sie nicht preis. „Der Palme-Mord stand ganz oben auf Stiegs Agenda“, sagte dessen Lebensgefährtin Eva Gabrielsson der Zeitung. Er habe sich sofort nach Palmes Ermordung 1986 in die Recherchen gestürzt und mit dem Thema bis zu seinem Tod 2004 nicht abgeschlossen. Larsson erlitt einen Herzinfarkt.

Olof Palme wurde von einem Unbekannten aus nächster Nähe erschossen, als er mit seiner Frau aus dem Kino kam. Am Freitag ist das genau 28 Jahre her. Der Täter floh und wurde nie gefasst – die Kriminalpolizei ermittelt immer noch. Viele Schweden haben Palmes Tod bis heute nicht verwunden, und dass nun ein berühmter Landsmann neues Material liefert, sorgt daher natürlich für Aufsehen.

Larssons Hauptverdächtiger war der angeblich Rechtsextreme Bertil Wedin, ein ehemaliger schwedischer Söldner, der sich während der Apartheid vom südafrikanischen Geheimdienst rekrutieren ließ. Den Hinweis auf ihn erhielt Larsson laut seinen Archiv-Akten kurz nach dem Attentat von der britischen, antifaschistischen Zeitschrift Searchlight, nach dessen Vorbild er 1995 sein Magazin Expo gegen Rechtsextremismus gründete. Ein britischer MI6-Agent traf Wedin demnach 1986 auf Zypern und gab Searchlight den Tipp.

Die Theorie, Südafrika könnte hinter dem Mord stecken, ging in Schweden schon Mitte der Neunzigerjahre durch die Presse. Mögliches Motiv: Palme hatte sich wiederholt gegen das Apartheid-Regime ausgesprochen. Nun zeigt sich, dass Larsson diese Spur schon viel früher der Polizei mitgeteilt hatte, ohne dass ermittelt wurde. Svenska Dagbladet besuchte Wedin jetzt auf Zypern und konfrontierte ihn mit den Anschuldigungen. „Ich habe nichts zu verlieren, wenn die Wahrheit herauskommt“, sagte Wedin. „Denn ich bin glücklicherweise nicht der Mörder.“

Die für den Palme-Mord zuständige Staatsanwältin Kerstin Skarp wollte die Südafrika-Spur nicht kommentieren. Der Journalist Jan Stocklassa, der auf das Archiv Larssons gestoßen war und drei Jahre recherchiert hat, hofft dennoch, dass neue Ermittlungen ins Rollen kommen. Anfangs habe er nicht gewusst, dass das Material von Larsson stamme. Dessen Romane habe er auch nie gemocht. „Mein Respekt für ihn ist heute viel größer. Er war ein extrem engagierter Mensch, das sieht man in seinem Archiv.“

Für Larsson zwang sich der Fall geradezu auf. Als der Mord geschah, recherchierte er gerade in der rechten Szene. „Plötzlich trafen sich all seine Wege: die Studie über den Rechtsextremismus und die Katastrophe, die der Mord über die schwedische Politik brachte“, sagte seine Partnerin Gabrielsson.

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