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Linientreu

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So weit das Auge reicht: nichts als Beton, hohe Häuser und viel befahrene Straßenkreuzungen – es gibt angenehmere Plätze als den zentralen Omnibusbahnhof im Westen von Berlin, ganz in der Nähe des Funkturms. Aber den Menschen, die sich dort jeden Tag einfinden, geht es weniger um Komfort und Bequemlichkeit als vielmehr darum, billig zu verreisen. Und zwar auf jeden Fall deutlich billiger als mit der Bahn. Sie sind nicht die Einzigen.



Einer der Lieblingsbusse der Deutschen - der ADAC-Postbus

Bundesweit sind im vergangenen Jahr mehr als drei Millionen Menschen in einen Fernbus gestiegen. Seitdem in Deutschland Anfang 2013 dieser Markt freigegeben wurde, hat sich das Angebot rasant vervielfacht. Gab es vor der Liberalisierung gerade mal 86 Fernbus-Verbindungen, so waren es ein Jahr später 221, wie das Bundesverkehrsministerium am Mittwoch mitteilte. Doch nicht nur Großstädte wie Berlin oder München profitieren davon. Noch viel häufiger sind es mittelgroße Städte in Baden-Württemberg, Bayern oder Niedersachsen, die von einem oder mehreren der mittlerweile knapp 40 verschiedenen Anbieter angefahren werden. Zu den größten Unternehmen auf dem Markt zählen Meinfernbus, die Busse der Deutschen Bahn sowie Flixbus und die ADAC Postbusse. Wer eine Verbindung sucht, kann entweder die Internetseiten der einzelnen Anbieter oder aber Portale wie busliniensuche.de und mitfahrgelegenheit.de aufrufen. Dort findet man inzwischen mehr als 5100 innerdeutsche Fahrten pro Woche. Und das fast immer zu einem Preis, von dem Bahnfahrer nur träumen können.

So ist beispielsweise die Fahrt von Frankfurt nach Köln bei Flixbus mit ein bisschen Glück bereits zum Schnäppchenpreis von fünf Euro zu haben, die Strecke von München nach Berlin gibt es bereits ab 16 Euro. Zum Vergleich: Die Bahnfahrt würde im ersten Fall mindestens 50 Euro kosten, im zweiten Fall 130 Euro – jeweils ICE, zweiter Klasse, ohne Bahncard. Allerdings wäre man mit der Bahn deutlich schneller. Von München nach Berlin beispielsweise braucht der Bus gute zwei Stunden länger. Und das auch nur, wenn er nicht in einen Stau gerät.

„Fernbusse haben sich gerade für Menschen, die aufs Geld achten müssen, etwa Studenten, zu einem tollen neuen Angebot entwickelt“, sagt Marion Jungbluth, Verkehrsexpertin beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Auch die oft geäußerte Kritik, Busfahren sei unbequemer als Bahnfahren, muss nicht zwangsläufig stimmen. „Das kommt ganz auf die Verbindung an“, sagt Jungbluth. Wer beispielsweise von Berlin aus zu einer der ostfriesischen Inseln fährt, muss mit der Bahn bis zu fünf Mal umsteigen. Nimmt man dagegen von Bremen aus den Bus, fällt drei Mal Umsteigen weg. „Nicht nur für ältere Menschen ist das deutlich bequemer“, sagt die Verbraucherschützerin.

Doch so sehr sie das neue Angebot schätzt, sieht sie doch eine Ungerechtigkeit: „Während die Bahn für das Schienennetz Trassenpreise zahlen muss, sind Autobahnen für Fernbusse kostenlos.“ Das sei eine Wettbewerbsverzerrung. Jungbluth meint, Fernbusse sollten genau wie Lastkraftwagen Maut bezahlen müssen. Beim Marktführer Meinfernbus hält man überhaupt nichts davon. Das würde „das zarte Pflänzchen Fernbus“ zerstören, sagt ein Sprecher.

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