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Dreieinhalb Jahre Haft für Uli Hoeneß

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Das Landgericht MünchenII hat Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt. Ob der Präsident des FC Bayern München tatsächlich ins Gefängnis muss, steht aber noch nicht fest. Hanns Feigen, einer der Hoeneß-Anwälte, kündigte Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe an. Damit hat der BGH das letzte Wort. Mit einer Entscheidung in Karlsruhe ist frühestens von Herbst an zu rechnen. Bis zum Votum des BGH bleibt der 62-Jährige auf freiem Fuß. Sollte der Bundesgerichtshof das Urteil bestätigen, so könnte Hoeneß hoffen, bei guter Führung nach etwa der Hälfte der Strafe Freigänger zu werden – so ist die Praxis in Bayern.




Uli Hoeneß und seine Frau Susanne nach der Urteilsverkündung im Landgericht München

Die Staatsanwaltschaft hatte fünfeinhalb Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung hatte verlangt, das Verfahren einzustellen oder allenfalls eine Bewährungsstrafe zu verhängen. Ob Hoeneß nun das Präsidentenamt des FC Bayern abgibt, war am Donnerstag noch nicht absehbar. Der Verein äußerte sich nicht dazu. Hoeneß hatte vor Monaten erklärt, im Falle einer Verurteilung werde er sich dem Votum der Mitglieder stellen. Der größte Teil der Mitglieder und Fans des FC Bayern hatte bislang zu Hoeneß gehalten. Seit sich diese Woche bei Gericht aber herausgestellt hat, dass die Steuerschuld weit größer ist als bislang angenommen, beginnt der Rückhalt für den Präsidenten zu bröckeln. Die Anklage hatte auf Steuerhinterziehung in Höhe von 3,5 Millionen Euro gelautet.

Der frühere Nationalspieler Hoeneß hat den FC Bayern über Jahrzehnte hinweg erst als Manager und dann als Präsident zum weltweit sportlich und finanziell erfolgreichsten Fußballklub gemacht. Er betrachtet den FC Bayern als sein Lebenswerk. Ob Hoeneß seine Klub-Ämter weiter ausüben kann, solange das Urteil gegen ihn noch nicht rechtskräftig ist, hängt auch von den Großsponsoren des FC Bayern ab. Adidas, Audi, Telekom, VW und Hypo-Vereinsbank sind im Aufsichtsrat der Fußball-AG von Bayern München vertreten und haben dort die Mehrheit. Das Kontrollorgan wird von Hoeneß geleitet, doch auch bei den Konzernen schwindet offenbar der Rückhalt für ihn. Ein führender Vertreter eines Großsponsors sagte nach dem Urteil, Hoeneß sei „unglaubwürdig geworden“. Die beste Lösung wäre es, wenn der Klub-Chef seine Ämter niederlegen würde. Der FC Bayern müsse aufpassen, dass er „seine eigene Marke nicht beschädigt“, indem man an Hoeneß festhalte. Das zielt auf den von Karl-Heinz Rummenigge geleiteten Vorstand der Fußball-AG, der bislang bedingungslos zu Hoeneß gehalten hatte.

Die wichtigsten Klub-Gremien, also Präsidium, Aufsichtsrat und Verwaltungsrat, wollten rasch beraten, welche Schlüsse aus dem Urteil zu ziehen seien. Ergebnisse sollten am Donnerstag aber nicht mehr verkündet werden. Bei der Debatte um Hoeneß spielt Bayerns früherer Ministerpräsident Edmund Stoiber als Mitglied des Aufsichtsrats und Chef des Verwaltungsbeirats eine wichtige Rolle. Politiker von CDU, SPD, Grünen und Linken begrüßten das Urteil. Es zeige, dass der Rechtsstaat funktioniere und dass es sich nicht lohne, Steuern zu hinterziehen. Der Richterspruch werde die Steuermoral stärken. Für den Deutschen Fußball-Bund erklärte Präsident Wolfgang Niersbach, für Hoeneß müsse „das gleiche Recht gelten wie für jeden anderen“. Die Verdienste des Bayern-Chefs für den Fußball blieben aber bestehen.

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