Ein sperriger Satz des malaysischen Premiers Najib Razak bedeutet nun doch einen Schritt voran: „Laut neuer Daten gab es die letzte Kommunikation zwischen dem Flugzeug und dem Satelliten um 8.11 Uhr morgens malaysische Zeit, am Samstag, 8. März.“ Der Premier spricht vom Flug MH370, der mit 239 Menschen an Bord seit mehr als einer Woche verschollen ist. Laut Malaysia Airlines wurde am 8.März um 1.07 Uhr morgens der letzte Funkspruch aus dem Cockpit abgesetzt: „Alles klar, gute Nacht.“ Zwischen diesem Satz und dem letzten aufgefangenen Signal an einen Satelliten liegen sieben Stunden. Ermittler, die das Rätsel lösen sollen, gehen davon aus, dass die Maschine so lange weitergeflogen ist. Der Treibstoff hätte nach Angaben der Fluglinie bis 8.30Uhr gereicht. Womöglich war nach 8.11 Uhr deshalb kein Signal mehr zu empfangen.
Angehörige hinterlassen Nachrichten für die Passagiere des Flugs MH370 von Kuala Lumpur nach Peking. Das Flugzeug und seine Insassen sind seit dem 8. März spurlos verschwunden.
Sieben Stunden Flug – das ändert vieles. Die Maschine könnte noch einen beträchtlichen Weg zurückgelegt haben. Daher müssen die Suchmannschaften nun in noch ganz andere Gebiete vorstoßen; sie müssen nicht nur auf hoher See nach Trümmerteilen und Überlebenden fahnden, sondern auch an Land. An einen Fund nahe der malaysischen Küste glauben die Behörden nicht mehr. „Wir beenden unseren Einsatz im südchinesischen Meer“, erklärt Najib Razak am Samstag. „Die Suche ist in eine neue Phase eingetreten.“
Der Regierungschef in Kuala Lumpur hat sich eine ganze Woche lang im Hintergrund gehalten und andere vorgeschickt, um mit der Presse zu reden. Doch jetzt, da die Ermittlungen etwas mehr an Substanz gewinnen, spricht er lieber selbst. Die Daten, auf die sich Najib Razak am Wochenende bezieht, sind nicht öffentlich zugänglich. Aber sie scheinen die These zu erhärten, dass nicht technisches Versagen die Ursache für das Verschwinden war. Vielmehr deutet nun fast alles darauf hin, dass Menschen für das Verschwinden von Flug MH370 verantwortlich sind.
So konzentrieren sich die Behörden jetzt also darauf, mögliche Entführer, Saboteure, Selbstmörder oder Terroristen zu finden. Wer hatte ein Motiv, die Maschine bewusst umzulenken, und welches? Die Daten der Passagiere und der Crew werden erneut durchleuchtet. Und für zwei Insassen des Flugzeugs interessiert sich die Polizei seit dem Wochenende wieder ganz besonders: Das sind der Pilot und der Co-Pilot der Boeing 777-200 der Malaysia Airlines.
Nur jemand, der sich auskannte, kann den Kurswechsel vorgenommen und alles dafür getan haben, dass die Maschine nicht mehr zu verfolgen war. Das ist die Hypothese, die an diesem Wochenende maßgebend ist. Die malaysische Polizei hat nach Berichten aus Kuala Lumpur noch am Samstagnachmittag die Wohnungen der beiden Piloten durchsucht. In der Vita des 53-jährigen Kapitäns war bislang nichts Verdächtiges entdeckt worden. Zaharie Ahmad Shah aus Penang ist ein erfahrener Pilot, mit mehr als 18000 Flugstunden und drei Jahrzehnten im Cockpit. Kollegen haben ihn als „ professionell und engagiert“ beschrieben, seine Bekannten zeichnen das Bild eines freundlichen und lebensfrohen Mannes, der gerne unter Leute ging und Kinder mochte.
Peter Chong, ein Freund des Piloten, äußerte sich in Interviews verwirrt darüber, dass nun der Kapitän des Flugzeuges im Zentrum der Ermittlungen stehe. „Offenkundig bin ich emotional betroffen“, sagt er, aber es falle ihm sehr schwer zu glauben, dass Shah sich das Leben nehmen wollte oder in irgendeiner anderen Form direkt etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnte. „Sein Charakter deutet überhaupt nicht in diese Richtung.“
Shah war offenbar ein wahrer Flugenthusiast, weshalb er sich zu Hause sogar einen Flugsimulator installiert hatte, den er in seinen freien Stunden nutzte. Manche fragen sich, warum einer, der sowieso schon so viel im Flugzeug sitzt, seinen Beruf auch noch zum Hobby macht. Sie wundern sich darüber, aber das macht Shah noch nicht verdächtig. Bekannte sagen, er wollte mit dem Simulator anderen einen Eindruck vermitteln, wie es ist, ein so großes Flugzeug zu steuern. Gleichwohl hat die malaysische Polizei das Gerät nun mitgenommen und will es untersuchen.
Andere verweisen darauf, dass Pilot Shah politisch engagiert gewesen sei und mit der malaysischen Opposition sympathisiert habe. Aber auch das ist für sich genommen noch keine Spur. Um Co-Piloten Fariq Abdul Hamid ranken sich schon eher extravagante Geschichten. Angeblich hat er einmal zwei jungen Südafrikanerinnen Zugang zum Cockpit erlaubt und dort auch ständig geraucht. Entsprechende Berichte, die sich auf Aussagen einer der beiden Frauen stützen, sind jedoch nicht bestätigt. Das Bild des Co-Piloten in der Öffentlichkeit ist widersprüchlich. Gegen das Image des unverantwortlichen Casanova im Cockpit sprechen Bekannte, die ihn als ernsthaften Mann beschreiben, dem seine Karriere sehr wichtig war.
War es also eine Entführung? Premier Najib Razak will mit seiner Einschätzung noch nicht so weit gehen. „Wir untersuchen noch immer alle Möglichkeiten.“
Die neuen Erkenntnisse stützen sich auf Auswertungen von Radar- und Satellitendaten durch verschiedene Experten, wie Najib Razak erklärt. „Mit einem hohen Maß an Gewissheit können wir sagen, dass das Kommunikationssystem ACARS deaktiviert wurde, bevor das Flugzeug die Ostküste Malaysias erreichte.“ Dieses System übermittelt Daten zwischen dem Flugzeug und der Bodenkontrolle. Der Premier erklärt auch, dass das zweite Kommunikationsgerät, der Flugzeug-Transponder, kurze Zeit später abgeschaltet wurde.
Aus einem Vergleich aller verfügbaren Radar- und Satelliteninformationen ist nach seinen Worten nun nachzuvollziehen, dass die Boeing umgekehrt war und in westlicher Richtung die malaysische Halbinsel überflog, bevor sie nach Nordwesten geschwenkt ist. „Leider ist es aufgrund der Daten nicht möglich, die letzte Position der Maschine zu bestätigen“, sagt der Premier.
Najib Razak hat lediglich zwei Korridore benannt, in denen sich das Flugzeug zum Zeitpunkt des letzten Satellitenkontakts aufgehalten haben soll. Er beruft sich auf Satellitendaten, ohne dies näher zu erklären. Einer der Korridore verläuft von Nordthailand nach Nordwesten Richtung Kasachstan. Der andere verläuft südlich von Indonesien in den Indischen Ozean. Die Suche ist damit noch komplizierter geworden: Malaysia hat bereits 25 Länder kontaktiert, um weitere Hilfe zu bekommen. Auf See waren bislang schon 58 Flugzeuge und 43 Schiffe aus zahlreichen Ländern unterwegs, um Trümmer aufzuspüren. Auch die USA beteiligen sich mit einem Zerstörer und einem Luftaufklärer. Doch noch hat niemand nur ein einziges Stück der verschollenen Boeing entdeckt.
Angehörige hinterlassen Nachrichten für die Passagiere des Flugs MH370 von Kuala Lumpur nach Peking. Das Flugzeug und seine Insassen sind seit dem 8. März spurlos verschwunden.
Sieben Stunden Flug – das ändert vieles. Die Maschine könnte noch einen beträchtlichen Weg zurückgelegt haben. Daher müssen die Suchmannschaften nun in noch ganz andere Gebiete vorstoßen; sie müssen nicht nur auf hoher See nach Trümmerteilen und Überlebenden fahnden, sondern auch an Land. An einen Fund nahe der malaysischen Küste glauben die Behörden nicht mehr. „Wir beenden unseren Einsatz im südchinesischen Meer“, erklärt Najib Razak am Samstag. „Die Suche ist in eine neue Phase eingetreten.“
Der Regierungschef in Kuala Lumpur hat sich eine ganze Woche lang im Hintergrund gehalten und andere vorgeschickt, um mit der Presse zu reden. Doch jetzt, da die Ermittlungen etwas mehr an Substanz gewinnen, spricht er lieber selbst. Die Daten, auf die sich Najib Razak am Wochenende bezieht, sind nicht öffentlich zugänglich. Aber sie scheinen die These zu erhärten, dass nicht technisches Versagen die Ursache für das Verschwinden war. Vielmehr deutet nun fast alles darauf hin, dass Menschen für das Verschwinden von Flug MH370 verantwortlich sind.
So konzentrieren sich die Behörden jetzt also darauf, mögliche Entführer, Saboteure, Selbstmörder oder Terroristen zu finden. Wer hatte ein Motiv, die Maschine bewusst umzulenken, und welches? Die Daten der Passagiere und der Crew werden erneut durchleuchtet. Und für zwei Insassen des Flugzeugs interessiert sich die Polizei seit dem Wochenende wieder ganz besonders: Das sind der Pilot und der Co-Pilot der Boeing 777-200 der Malaysia Airlines.
Nur jemand, der sich auskannte, kann den Kurswechsel vorgenommen und alles dafür getan haben, dass die Maschine nicht mehr zu verfolgen war. Das ist die Hypothese, die an diesem Wochenende maßgebend ist. Die malaysische Polizei hat nach Berichten aus Kuala Lumpur noch am Samstagnachmittag die Wohnungen der beiden Piloten durchsucht. In der Vita des 53-jährigen Kapitäns war bislang nichts Verdächtiges entdeckt worden. Zaharie Ahmad Shah aus Penang ist ein erfahrener Pilot, mit mehr als 18000 Flugstunden und drei Jahrzehnten im Cockpit. Kollegen haben ihn als „ professionell und engagiert“ beschrieben, seine Bekannten zeichnen das Bild eines freundlichen und lebensfrohen Mannes, der gerne unter Leute ging und Kinder mochte.
Peter Chong, ein Freund des Piloten, äußerte sich in Interviews verwirrt darüber, dass nun der Kapitän des Flugzeuges im Zentrum der Ermittlungen stehe. „Offenkundig bin ich emotional betroffen“, sagt er, aber es falle ihm sehr schwer zu glauben, dass Shah sich das Leben nehmen wollte oder in irgendeiner anderen Form direkt etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnte. „Sein Charakter deutet überhaupt nicht in diese Richtung.“
Shah war offenbar ein wahrer Flugenthusiast, weshalb er sich zu Hause sogar einen Flugsimulator installiert hatte, den er in seinen freien Stunden nutzte. Manche fragen sich, warum einer, der sowieso schon so viel im Flugzeug sitzt, seinen Beruf auch noch zum Hobby macht. Sie wundern sich darüber, aber das macht Shah noch nicht verdächtig. Bekannte sagen, er wollte mit dem Simulator anderen einen Eindruck vermitteln, wie es ist, ein so großes Flugzeug zu steuern. Gleichwohl hat die malaysische Polizei das Gerät nun mitgenommen und will es untersuchen.
Andere verweisen darauf, dass Pilot Shah politisch engagiert gewesen sei und mit der malaysischen Opposition sympathisiert habe. Aber auch das ist für sich genommen noch keine Spur. Um Co-Piloten Fariq Abdul Hamid ranken sich schon eher extravagante Geschichten. Angeblich hat er einmal zwei jungen Südafrikanerinnen Zugang zum Cockpit erlaubt und dort auch ständig geraucht. Entsprechende Berichte, die sich auf Aussagen einer der beiden Frauen stützen, sind jedoch nicht bestätigt. Das Bild des Co-Piloten in der Öffentlichkeit ist widersprüchlich. Gegen das Image des unverantwortlichen Casanova im Cockpit sprechen Bekannte, die ihn als ernsthaften Mann beschreiben, dem seine Karriere sehr wichtig war.
War es also eine Entführung? Premier Najib Razak will mit seiner Einschätzung noch nicht so weit gehen. „Wir untersuchen noch immer alle Möglichkeiten.“
Die neuen Erkenntnisse stützen sich auf Auswertungen von Radar- und Satellitendaten durch verschiedene Experten, wie Najib Razak erklärt. „Mit einem hohen Maß an Gewissheit können wir sagen, dass das Kommunikationssystem ACARS deaktiviert wurde, bevor das Flugzeug die Ostküste Malaysias erreichte.“ Dieses System übermittelt Daten zwischen dem Flugzeug und der Bodenkontrolle. Der Premier erklärt auch, dass das zweite Kommunikationsgerät, der Flugzeug-Transponder, kurze Zeit später abgeschaltet wurde.
Aus einem Vergleich aller verfügbaren Radar- und Satelliteninformationen ist nach seinen Worten nun nachzuvollziehen, dass die Boeing umgekehrt war und in westlicher Richtung die malaysische Halbinsel überflog, bevor sie nach Nordwesten geschwenkt ist. „Leider ist es aufgrund der Daten nicht möglich, die letzte Position der Maschine zu bestätigen“, sagt der Premier.
Najib Razak hat lediglich zwei Korridore benannt, in denen sich das Flugzeug zum Zeitpunkt des letzten Satellitenkontakts aufgehalten haben soll. Er beruft sich auf Satellitendaten, ohne dies näher zu erklären. Einer der Korridore verläuft von Nordthailand nach Nordwesten Richtung Kasachstan. Der andere verläuft südlich von Indonesien in den Indischen Ozean. Die Suche ist damit noch komplizierter geworden: Malaysia hat bereits 25 Länder kontaktiert, um weitere Hilfe zu bekommen. Auf See waren bislang schon 58 Flugzeuge und 43 Schiffe aus zahlreichen Ländern unterwegs, um Trümmer aufzuspüren. Auch die USA beteiligen sich mit einem Zerstörer und einem Luftaufklärer. Doch noch hat niemand nur ein einziges Stück der verschollenen Boeing entdeckt.