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Der umkämpfte Bericht

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Egal was der Weltklimarat IPCC veröffentlicht, auf eines kann man sich verlassen: Die einen werden sagen, es sei zu alarmistisch, die anderen werden den Text noch sehr zurückhaltend finden, angesichts der drohenden globalen Katastrophe. Das kann man besonders gut bei dem Werk beobachten, das der IPCC am kommenden Montag in Yokohama vorstellen wird: Teil zwei des aktuellen Klimaberichts, der alle sechs Jahre erscheint. Und wie immer gibt es noch vor der Veröffentlichung Streit.




Ein Eisberg im Atlantik, wie lang er sich noch so schön halten kann?

Teil eins war im vergangenen September erschienen, er befasste sich mit den wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels, vor allem der Physik des Planeten. In dem zweiten Teilbericht, über den Forscher und Regierungsvertreter in diesen Tagen noch erbittert feilschen, geht es um die Folgen der Erderwärmung für Mensch und Natur – und mögliche Anpassungen daran. Teil drei schließlich wird Maßnahmen zur Milderung des Klimawandels diskutieren. Er soll in wenigen Wochen erscheinen.

Kritiker des Klimarats laufen sich längst warm. Richard Tol etwa, Ökonom an der Universität Sussex, der seit Jahren an den IPCC-Berichten mitwirkt, die Arbeitsweise des Rats aber auch schon lange heftig kritisiert. „Eine verpasste Gelegenheit“, habe er über den neuen Entwurf gesagt, zitiert ihn nun die BBC. Statt die Botschaft zu vermitteln, wonach die Risiken des Klimawandels mit entschiedenem Handeln in den Griff zu bekommen seien, sei nur noch von Auswirkungen und Apokalypse die Rede. Andere Aussagen nennt er „einfach albern“, etwa dass der Klimawandel Menschen in Kriegsgebieten besonders hart trifft – was unzweifelhaft wahr sei, aber in Syrien würden sich die Menschen wohl doch eher um Chemiewaffen sorgen als um den Klimawandel.

Nun ist es schon eine Herausforderung, den Klimawandel einigermaßen verlässlich zu prognostizieren, für seine konkreten Auswirkungen gilt das erst recht. Und anders als der erste Teil, dessen Autoren sich meist große Mühe geben, ihre Aussagen abzuwägen und sich auf den wissenschaftlich akzeptierten Konsens zu beschränken, kann der zweite Teil kaum alle Unsicherheiten weglassen, und nur beschreiben, was erwiesen ist. Mögliche Auswirkungen des Klimawandels hängen von vielen weiteren Faktoren ab, zudem gibt es in vielen Bereichen noch kaum Forschung.

Allerdings hat sich die Datenlage seit dem letzten Bericht enorm verbessert. Im Vergleich zum Vorgänger gingen in den aktuellen Berichtsteil etwa zehn Mal so viele Forschungsarbeiten ein. Entsprechend hat er etwa doppelt so viele Seiten. Aber auch das Wissen über die Unsicherheiten ist gewachsen – oder der Respekt davor. So wird die Zahl der Tierarten, die infolge des Klimawandels wohl aussterben werden, nicht mehr konkret beziffert. Das heißt jedoch keinesfalls, dass der Klimarat zurückrudert oder gar Entwarnung geben kann. Die Forscher sind sich sicher, dass manche Arten aussterben werden – nur eben nicht, wie viele es letztlich sein werden.

Zumal man längst nicht jedes Aussterben einer Tierart eindeutig dem Klimawandel zuordnen kann. An der Einschätzung der Bedrohung hat sich dagegen offenbar wenig geändert. Auch neuere Studien bestätigten, heißt es im Berichtsentwurf, dass ein großer Anteil der Arten stärker vom Aussterben bedroht sei, wenn die Erwärmung über das niedrigstmögliche Niveau hinausgehe.

Dass es schwierig werden dürfte, die Erwärmung auf dieses niedrige Niveau von wenigen Grad Celsius zu begrenzen, das geht aus dem Bericht an anderer Stelle hervor: Das Best-Case-Szenario, welches im ersten Berichtsteil entworfen wurde, sehen die Autoren des zweiten Teils sehr kritisch. Teil dieses Szenarios war ein massiver Ausbau der Bioenergie. Das aber bedrohe Ökosysteme und Artenvielfalt, heißt es nun im Entwurf der Zusammenfassung des zweiten Teils, die am Montag veröffentlicht werden soll.

In mehreren Kapiteln des Berichts wird Bioenergie begutachtet, und sie kommt nicht gerade gut weg. Die Förderung von Bioenergie in den Industriestaaten setze Ökosysteme unter Druck. Eine Verdopplung der Wachstumsrate der Bioenergie bis 2030, schreiben die Autoren, könnte die Wälder in Asien um zwei bis vier Prozent schrumpfen lassen. Die steigende Nachfrage könnte den weltweiten Rückgang der Wälder demnach wieder beschleunigen – was wiederum für das Klima fatal wäre. Man darf annehmen, dass es in Yokohama dieser Tage noch einigen Diskussionsbedarf gibt.

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