Es war schon auffällig: Als das Ehepaar Lazarevic anrief oder eine Mail schickte, da war die Wohnung fast immer „schon weg“. Christine Lazarevic war schwanger, die Zeit drängte, doch Hunderte Telefonate und zig Wohnungsbesichtigungen blieben fruchtlos – obwohl beide einen guten Job hatten. Als es Christine Lazarevic dann unter ihrem Mädchennamen „Eberle“ versuchte, öffneten sich plötzlich die Türen. Manchmal sagte derselbe Vermieter zu, der Herrn Lazerevic gerade abgesagt hatte. „Das tut wirklich sehr weh“, sagt Mile Lazarevic, dessen Eltern aus Bosnien kommen.
Alltagsdiskriminierung: Fragen Menschen mit ausländisch klingendem Namen nach einer Wohnung, werden sie häufig abgewimmelt.
Die Lazarevics haben nicht nur Pech gehabt, ihre Geschichte zeichnet ein allgemeines Muster nach. Dies besagt zumindest eine Umfrage des Instituts Forsa, die diesen Montag in Berlin vorgestellt wird. Mehr als zwei Drittel der gut 1000 Befragten gaben an, dass Menschen ausländischer Herkunft bei der Wohnungssuche „eher häufig“ benachteiligt werden. Die Immobilienbranche führt damit die schwarze Hitliste des Alltagsrassismus an, noch vor Diskriminierung im Berufsleben oder der Begegnung mit Polizisten, wo knapp die Hälfte der Befragten sagen, dass Zuwanderer schlechter behandelt werden als Alteingesessene. In Schulen, Hochschulen und bei Restaurants und Clubs, wo der Türsteher aussortiert, sprechen immerhin noch 30 Prozent von Nachteilen für Migranten.
Das heißt nicht, dass alle diese Bürger auch erlebt haben, wie sie abserviert werden. Es fließt Erlebtes von Freunden, Bekannten oder die eigene, mitunter vorurteilsbeladene Einstellung mit ein. Allerdings decken sich die Zahlen mit den Erfahrungen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die die Umfrage in Auftrag gegeben hat. „Die Zahl der Fälle von Diskriminierungen auf dem Wohnungsmarkt sind deutlich gestiegen“, sagt deren Leiterin, Christine Lüders. Die unabhängige Stelle im Bundesfamilienministerium hat 2014 zum Jahr gegen Rassismus ausgerufen.
Eigentlich sollte das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das 2006 nach lautstarkem Streit zwischen Union und SPD in Kraft trat, im Geschäfts- und Berufsleben das Sieben anhand der Herkunft verhindern. Doch ist der Nachweis oft schwer zu führen, dass eine Kandidatin tatsächlich nur wegen ihrer Herkunft abgewiesen wurde. Lüders verlangt deshalb sogenannte Testing-Verfahren ins Gesetz aufzunehmen. Dann könnte zum Beispiel anhand von fingierten Bewerbungen mit deutschem und mit ausländisch klingendem Namen überprüft werden, wie eine Hausverwaltung so tickt. „Damit erleichtern wir Betroffenen den Nachweis von Benachteiligungen vor Gericht“, sagt Lüders.
Das Ehepaar Lazarevic hat schließlich eine Wohnung gefunden, „im Sozialbau-Ghetto“ von Rosenheim, wie Mile Lazarevic sagt. Die Nachbarn seien Zuwanderer und alle nett, sagt Lazarevic. „Aber da wollten wir nie hin.“
Alltagsdiskriminierung: Fragen Menschen mit ausländisch klingendem Namen nach einer Wohnung, werden sie häufig abgewimmelt.
Die Lazarevics haben nicht nur Pech gehabt, ihre Geschichte zeichnet ein allgemeines Muster nach. Dies besagt zumindest eine Umfrage des Instituts Forsa, die diesen Montag in Berlin vorgestellt wird. Mehr als zwei Drittel der gut 1000 Befragten gaben an, dass Menschen ausländischer Herkunft bei der Wohnungssuche „eher häufig“ benachteiligt werden. Die Immobilienbranche führt damit die schwarze Hitliste des Alltagsrassismus an, noch vor Diskriminierung im Berufsleben oder der Begegnung mit Polizisten, wo knapp die Hälfte der Befragten sagen, dass Zuwanderer schlechter behandelt werden als Alteingesessene. In Schulen, Hochschulen und bei Restaurants und Clubs, wo der Türsteher aussortiert, sprechen immerhin noch 30 Prozent von Nachteilen für Migranten.
Das heißt nicht, dass alle diese Bürger auch erlebt haben, wie sie abserviert werden. Es fließt Erlebtes von Freunden, Bekannten oder die eigene, mitunter vorurteilsbeladene Einstellung mit ein. Allerdings decken sich die Zahlen mit den Erfahrungen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die die Umfrage in Auftrag gegeben hat. „Die Zahl der Fälle von Diskriminierungen auf dem Wohnungsmarkt sind deutlich gestiegen“, sagt deren Leiterin, Christine Lüders. Die unabhängige Stelle im Bundesfamilienministerium hat 2014 zum Jahr gegen Rassismus ausgerufen.
Eigentlich sollte das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das 2006 nach lautstarkem Streit zwischen Union und SPD in Kraft trat, im Geschäfts- und Berufsleben das Sieben anhand der Herkunft verhindern. Doch ist der Nachweis oft schwer zu führen, dass eine Kandidatin tatsächlich nur wegen ihrer Herkunft abgewiesen wurde. Lüders verlangt deshalb sogenannte Testing-Verfahren ins Gesetz aufzunehmen. Dann könnte zum Beispiel anhand von fingierten Bewerbungen mit deutschem und mit ausländisch klingendem Namen überprüft werden, wie eine Hausverwaltung so tickt. „Damit erleichtern wir Betroffenen den Nachweis von Benachteiligungen vor Gericht“, sagt Lüders.
Das Ehepaar Lazarevic hat schließlich eine Wohnung gefunden, „im Sozialbau-Ghetto“ von Rosenheim, wie Mile Lazarevic sagt. Die Nachbarn seien Zuwanderer und alle nett, sagt Lazarevic. „Aber da wollten wir nie hin.“