Der Gast aus Moskau schwärmt in höchsten Tönen. Er sagt: Baschar al-Assad, sein Gastgeber in Syrien, sei „in Top-Form“. Der ehemalige russische Premierminister Sergej Stepaschin tut dem Diktator in Damaskus auch gleich den Gefallen, dessen neueste politische Botschaft zu verbreiten: „Die aktive Phase des Militäreinsatzes“ im syrischen Bürgerkrieg gehe noch 2014 zu Ende. Dann werde man sich dem widmen, „was wir die ganze Zeit getan haben: Terroristen bekämpfen“.
Demonstranten in Damaskus unterstützen Baschar al-Assad.
Die Botschaft: Assad mag zwar nur das halbe Land kontrollieren, dennoch sieht er sich als Sieger. Denn die Aufständischen sind nach drei Jahren des zermürbenden Kampfes auf dem Rückzug. Bald, so Assads Kalkül, werde es nur noch um den Kampf gegen versprengte Gruppen gehen und nicht mehr um den Krieg gegen Milizen, von denen einige inzwischen organisiert sind wie regelrechte kleine Armeen.
Offensichtlich ist, dass Assads Armee in den vergangenen Monaten eine Reihe militärischer Erfolge erzielt hat. Doch die Aufständischen kontrollieren noch immer weite Teile des Nordostens. Hier lagert Syriens Öl, hier wächst das Getreide. Auch die kurdischen Gebiete sind derzeit fast autonom – sie unterstehen dem Schutz kurdischer Milizen, die sich Assad-treu geben. Für eine Rückeroberung dieser Gebiete und die Wiederherstellung der staatlichen Kontrolle dürfte Assad Jahre brauchen.
Dennoch spielt die Zeit für Assad. Die Rebellen haben nach den jüngsten Kämpfen an der libanesischen Grenze Rückzugsgebiete verloren, wichtige Nachschublinien aus dem Nachbarland sind unterbrochen. Im Nordosten an der Grenze zur Türkei und dem Irak haben die Oppositionellen weitgehend das Sagen. Aber die meiste Kraft verwenden die Milizen seit Monaten darauf, gegeneinander Krieg zu führen: Neben ideologischen Streitereien zwischen ultra-islamistischen Gruppen geht es offenbar darum, wer die Ressourcen einer anarchischen Kriegswirtschaft im Nordosten kontrolliert, heißt es in einer Studie des European Council On Foreign Relations (ECFR). Wer kann in primitiver Form Öl und Gas ausbeuten, Landwirtschaft, Handel und Schmuggel in den Kampfgebieten beherrschen?
Diese Konkurrenz zwischen den Rebellen um Ressourcen – so die Studie – führe dazu, dass die Milizenführer ein ökonomisches Interesse an der Fortsetzung des Kriegs entwickelten und der Aussicht auf Frieden wenig abgewinnen könnten. Es entstünden unabhängige Machtzentren, die den Zerfall von Assads Zentralstaat noch vorantrieben. „Komplett neue Wirtschaftsnetze entstehen – häufig im illegalen Bereich – und neue Gruppen und Personen kommen an die Macht, während die traditionelle Unternehmerklasse an Bedeutung verliert“, heißt es über den sich entwickelnden Mafiastaat im Rebellengebiet.
Die ECFR-Studie geht davon aus, dass der Niedergang der syrischen Wirtschaft nach drei Kriegsjahren total ist. Selbst wenn Syrien nach Kriegsende fünf Prozent Wachstum pro Jahr erreichen könnte, würde es fast 30 Jahre dauern, bis es die Wirtschaftskraft von 2010 wiedererlangt – und Syrien zählte schon damals zu den ärmeren arabischen Staaten.
All dies scheint Assad nicht zu beeindrucken. Im Gespräch mit seinem Besucher aus Moskau, Ex-Premier Stepaschin, spottete er sogar über den gestürzten Präsidenten der Ukraine, Viktor Janukowitsch. Er, Assad, werde nicht vor der Opposition in seinem eigenen Land fliehen, er werde seinen Platz nicht räumen. Assad hat bereits angekündigt, dass er bei den Präsidentenwahlen wieder antreten will – und er hat das Wahlgesetz so umgestalten lassen, dass einem Wahlsieg kaum etwas in die Quere kommen dürfte.
Es verwundert nicht, dass Assad ausgerechnet einen Russen bat, der Welt seine Botschaft vom angeblich bevorstehenden Sieg in einem Krieg mit bisher schon 150000 Toten zu verbreiten. Moskau ist zusammen mit Teheran der zuverlässigste Partner Assads. Auch der dritte Bundesgenosse, der libanesische Schiitenführer Hassan Nasrallah, meldete sich pflichtschuldig zu Wort. Er erklärte, es bestehe keine Gefahr mehr, dass Assad fällt. Nasrallah sagte der Zeitung Al-Safir, auch der Zerfall Syriens drohe nicht mehr. Seine Hisbollah-Miliz kämpft in Syrien an Assads Seite und hat viel zu dessen Siegen beigetragen.
Demonstranten in Damaskus unterstützen Baschar al-Assad.
Die Botschaft: Assad mag zwar nur das halbe Land kontrollieren, dennoch sieht er sich als Sieger. Denn die Aufständischen sind nach drei Jahren des zermürbenden Kampfes auf dem Rückzug. Bald, so Assads Kalkül, werde es nur noch um den Kampf gegen versprengte Gruppen gehen und nicht mehr um den Krieg gegen Milizen, von denen einige inzwischen organisiert sind wie regelrechte kleine Armeen.
Offensichtlich ist, dass Assads Armee in den vergangenen Monaten eine Reihe militärischer Erfolge erzielt hat. Doch die Aufständischen kontrollieren noch immer weite Teile des Nordostens. Hier lagert Syriens Öl, hier wächst das Getreide. Auch die kurdischen Gebiete sind derzeit fast autonom – sie unterstehen dem Schutz kurdischer Milizen, die sich Assad-treu geben. Für eine Rückeroberung dieser Gebiete und die Wiederherstellung der staatlichen Kontrolle dürfte Assad Jahre brauchen.
Dennoch spielt die Zeit für Assad. Die Rebellen haben nach den jüngsten Kämpfen an der libanesischen Grenze Rückzugsgebiete verloren, wichtige Nachschublinien aus dem Nachbarland sind unterbrochen. Im Nordosten an der Grenze zur Türkei und dem Irak haben die Oppositionellen weitgehend das Sagen. Aber die meiste Kraft verwenden die Milizen seit Monaten darauf, gegeneinander Krieg zu führen: Neben ideologischen Streitereien zwischen ultra-islamistischen Gruppen geht es offenbar darum, wer die Ressourcen einer anarchischen Kriegswirtschaft im Nordosten kontrolliert, heißt es in einer Studie des European Council On Foreign Relations (ECFR). Wer kann in primitiver Form Öl und Gas ausbeuten, Landwirtschaft, Handel und Schmuggel in den Kampfgebieten beherrschen?
Diese Konkurrenz zwischen den Rebellen um Ressourcen – so die Studie – führe dazu, dass die Milizenführer ein ökonomisches Interesse an der Fortsetzung des Kriegs entwickelten und der Aussicht auf Frieden wenig abgewinnen könnten. Es entstünden unabhängige Machtzentren, die den Zerfall von Assads Zentralstaat noch vorantrieben. „Komplett neue Wirtschaftsnetze entstehen – häufig im illegalen Bereich – und neue Gruppen und Personen kommen an die Macht, während die traditionelle Unternehmerklasse an Bedeutung verliert“, heißt es über den sich entwickelnden Mafiastaat im Rebellengebiet.
Die ECFR-Studie geht davon aus, dass der Niedergang der syrischen Wirtschaft nach drei Kriegsjahren total ist. Selbst wenn Syrien nach Kriegsende fünf Prozent Wachstum pro Jahr erreichen könnte, würde es fast 30 Jahre dauern, bis es die Wirtschaftskraft von 2010 wiedererlangt – und Syrien zählte schon damals zu den ärmeren arabischen Staaten.
All dies scheint Assad nicht zu beeindrucken. Im Gespräch mit seinem Besucher aus Moskau, Ex-Premier Stepaschin, spottete er sogar über den gestürzten Präsidenten der Ukraine, Viktor Janukowitsch. Er, Assad, werde nicht vor der Opposition in seinem eigenen Land fliehen, er werde seinen Platz nicht räumen. Assad hat bereits angekündigt, dass er bei den Präsidentenwahlen wieder antreten will – und er hat das Wahlgesetz so umgestalten lassen, dass einem Wahlsieg kaum etwas in die Quere kommen dürfte.
Es verwundert nicht, dass Assad ausgerechnet einen Russen bat, der Welt seine Botschaft vom angeblich bevorstehenden Sieg in einem Krieg mit bisher schon 150000 Toten zu verbreiten. Moskau ist zusammen mit Teheran der zuverlässigste Partner Assads. Auch der dritte Bundesgenosse, der libanesische Schiitenführer Hassan Nasrallah, meldete sich pflichtschuldig zu Wort. Er erklärte, es bestehe keine Gefahr mehr, dass Assad fällt. Nasrallah sagte der Zeitung Al-Safir, auch der Zerfall Syriens drohe nicht mehr. Seine Hisbollah-Miliz kämpft in Syrien an Assads Seite und hat viel zu dessen Siegen beigetragen.