Man kann nur hoffen, dass der eigentliche Flug besser geplant und organisiert wird als die Vorstellung des futuristischen Fluggerätes. Nichts deutet in der kleinen westfranzösischen Gemeinde Payerne darauf hin, dass heute hier Geschichte geschrieben wird. Und auch auf dem Stützpunkt der Schweizer Luftwaffe, für den der Ort im ganzen Land bekannt ist, hat man nur andeutungsweise von der Maschine gehört, die in einem unscheinbaren grauen Hangar darauf wartet, endlich der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.
Ein Solarfliugzeug
Am ehesten wirkt die Konstruktion wie eine ins Riesenhafte dimensionierte Libelle – einzig aus filigranen Flügeln scheint die Maschine zu bestehen. Diese dehnen sich beiderseits eines schmalen Cockpits schier ins Unendliche, was sie besorgniserregend aussehen lässt. Vom Ausmaß her ein Passagier-Jet, doch im Gewicht eher ein Mittelklassewagen. Ob das gut gehen kann?
Die Flügel gehören zur Solar Impulse 2, und sie soll Bertrand Piccard rund um die Welt tragen – angetrieben allein von der Kraft der Sonne. Mehr als 11000 Solarzellen bedecken die Tragflächen, die mit einer Spannweite von 72 Metern selbst einen Airbus in den Schatten stellen. Doch dieses Flugzeug wird nur einen einzigen Passagier befördern: Piccard – oder seinen Mitarbeiter André Borschberg. In zehn Etappen, von den Vereinigten Arabischen Emiraten über Myanmar, Südchina, den Pazifik, Hawaii, Florida und Spanien wieder zurück in die arabische Wüste soll es im kommenden Jahr gehen. Insgesamt 120 Tage und Nächte wird die Solar Impulse dafür brauchen und, wenn alles klappt, einen neuen Rekord aufstellen: die erste Erdumrundung mit einem Flugzeug ohne einen Tropfen Treibstoff. Die Überquerung Nordamerikas mit der Solar Impuls 1 im vergangenen Jahr nahm sich im Vergleich dazu wie eine harmlose Spritztour aus.
Ein wenig klingt das nach einem PR-Stunt, wie ihn gelegentlich der österreichische Brausebrauer Red Bull sponsort und dann als Beitrag für die Wissenschaft verkauft – wie den Weltraumsprung von Felix Baumgartner. Doch Piccard hat andere Sponsoren aufgetrieben, zuletzt den Energiekonzern ABB. Das schwedisch-schweizerische Unternehmen investiert stark in Sonnenenergie-Technologien.
Von einem Stunt will denn auch Piccard nicht reden. „Es geht nur um eines“, sagt der Wissenschaftler, „es geht um saubere Technologien und um Energieeffizienz.“ Er wolle zeigen, dass es möglich ist, den verschwenderischen westlichen Lebensstil auch mit heutigen technischen Mitteln „neu zu orientieren“. Solar One sei nicht einfach ein Flugzeug, „sondern ein wirtschaftliches, umweltpolitisches und wissenschaftliches Symbol.“ Ganz konkret gebe es schon zahlreiche neue Produkte, die aus dem Projekt hervorgegangen seien und den Verbrauchern zugutekommen: „Die besten Elektromotoren, die besten Batterien, die besten Dämmstoffe.“
Der 55-Jährige Psychiater und ehemalige Oberarzt hatte vermutlich schon von seiner Erbanlage her keine andere Wahl, als sich kühne Projekte auszudenken. Vater und Großvater hatten die Latte ziemlich hoch gelegt. Auguste Piccard war der erste Mensch, der mit einem Ballon in die Stratosphäre aufstieg, im Jahr 1931 schaffte er es mehr als zehn Kilometer über die Erdoberfläche. Mit seinem wirren Haar und dem markanten Bart brachte es der Wissenschaftler zum vielleicht größten Ruhm, den ein Mensch erringen kann: In den Tim-und-Struppi-Comics wurde er als Professor Balduin Bienlein verewigt.
Wollte Auguste buchstäblich hoch hinaus, zog es seinen Sohn Jacques in die Tiefe. Mit einem gemeinsam mit seinem Vater konstruierten Bathyscape, einer speziellen Taucherglocke, sank er 1960 auf den Boden des Marianengrabens im Pazifischen Ozean, dem tiefsten Punkt der Erde.
Sohn Bertrand hingegen interessierte sich von Anfang an für die Fliegerei. Vor allem, wenn sie ohne Energieverbrauch funktionierte – mit Delta-Fliegern zum Beispiel, oder mit einem Ballon. Mit einem solchen Gefährt gelang ihm im letzten Jahr des alten Jahrtausends als erstem Menschen eine Erdumrundung. Dabei kam es zu einem Wettkampf, wie ihn sich Jules Verne nicht besser hätte ausdenken können. Sein Rivale, der britische Abenteurer und Unternehmer Richard Branson, unterlag dem Schweizer – heute sind die beiden Freunde. „Die drei Piccards haben die kühnsten Entwürfe in Science-Fiction-Romanen übertroffen“, rühmte Branson die Entdecker-Dynastie.
Doch was ist mit der nächsten Generation? „Ich versuche, meinen drei Kindern beizubringen, dass die Welt im 20. Jahrhundert im physischen Sinn erobert wurde. Unsere Aufgabe im 21. Jahrhundert ist es, die Lebensqualität des Planeten zu erobern.“ Der Nachwuchs, lässt Bertrand Piccard durchblicken, ist in diesem Sinne bereits an Bord.
Ein Solarfliugzeug
Am ehesten wirkt die Konstruktion wie eine ins Riesenhafte dimensionierte Libelle – einzig aus filigranen Flügeln scheint die Maschine zu bestehen. Diese dehnen sich beiderseits eines schmalen Cockpits schier ins Unendliche, was sie besorgniserregend aussehen lässt. Vom Ausmaß her ein Passagier-Jet, doch im Gewicht eher ein Mittelklassewagen. Ob das gut gehen kann?
Die Flügel gehören zur Solar Impulse 2, und sie soll Bertrand Piccard rund um die Welt tragen – angetrieben allein von der Kraft der Sonne. Mehr als 11000 Solarzellen bedecken die Tragflächen, die mit einer Spannweite von 72 Metern selbst einen Airbus in den Schatten stellen. Doch dieses Flugzeug wird nur einen einzigen Passagier befördern: Piccard – oder seinen Mitarbeiter André Borschberg. In zehn Etappen, von den Vereinigten Arabischen Emiraten über Myanmar, Südchina, den Pazifik, Hawaii, Florida und Spanien wieder zurück in die arabische Wüste soll es im kommenden Jahr gehen. Insgesamt 120 Tage und Nächte wird die Solar Impulse dafür brauchen und, wenn alles klappt, einen neuen Rekord aufstellen: die erste Erdumrundung mit einem Flugzeug ohne einen Tropfen Treibstoff. Die Überquerung Nordamerikas mit der Solar Impuls 1 im vergangenen Jahr nahm sich im Vergleich dazu wie eine harmlose Spritztour aus.
Ein wenig klingt das nach einem PR-Stunt, wie ihn gelegentlich der österreichische Brausebrauer Red Bull sponsort und dann als Beitrag für die Wissenschaft verkauft – wie den Weltraumsprung von Felix Baumgartner. Doch Piccard hat andere Sponsoren aufgetrieben, zuletzt den Energiekonzern ABB. Das schwedisch-schweizerische Unternehmen investiert stark in Sonnenenergie-Technologien.
Von einem Stunt will denn auch Piccard nicht reden. „Es geht nur um eines“, sagt der Wissenschaftler, „es geht um saubere Technologien und um Energieeffizienz.“ Er wolle zeigen, dass es möglich ist, den verschwenderischen westlichen Lebensstil auch mit heutigen technischen Mitteln „neu zu orientieren“. Solar One sei nicht einfach ein Flugzeug, „sondern ein wirtschaftliches, umweltpolitisches und wissenschaftliches Symbol.“ Ganz konkret gebe es schon zahlreiche neue Produkte, die aus dem Projekt hervorgegangen seien und den Verbrauchern zugutekommen: „Die besten Elektromotoren, die besten Batterien, die besten Dämmstoffe.“
Der 55-Jährige Psychiater und ehemalige Oberarzt hatte vermutlich schon von seiner Erbanlage her keine andere Wahl, als sich kühne Projekte auszudenken. Vater und Großvater hatten die Latte ziemlich hoch gelegt. Auguste Piccard war der erste Mensch, der mit einem Ballon in die Stratosphäre aufstieg, im Jahr 1931 schaffte er es mehr als zehn Kilometer über die Erdoberfläche. Mit seinem wirren Haar und dem markanten Bart brachte es der Wissenschaftler zum vielleicht größten Ruhm, den ein Mensch erringen kann: In den Tim-und-Struppi-Comics wurde er als Professor Balduin Bienlein verewigt.
Wollte Auguste buchstäblich hoch hinaus, zog es seinen Sohn Jacques in die Tiefe. Mit einem gemeinsam mit seinem Vater konstruierten Bathyscape, einer speziellen Taucherglocke, sank er 1960 auf den Boden des Marianengrabens im Pazifischen Ozean, dem tiefsten Punkt der Erde.
Sohn Bertrand hingegen interessierte sich von Anfang an für die Fliegerei. Vor allem, wenn sie ohne Energieverbrauch funktionierte – mit Delta-Fliegern zum Beispiel, oder mit einem Ballon. Mit einem solchen Gefährt gelang ihm im letzten Jahr des alten Jahrtausends als erstem Menschen eine Erdumrundung. Dabei kam es zu einem Wettkampf, wie ihn sich Jules Verne nicht besser hätte ausdenken können. Sein Rivale, der britische Abenteurer und Unternehmer Richard Branson, unterlag dem Schweizer – heute sind die beiden Freunde. „Die drei Piccards haben die kühnsten Entwürfe in Science-Fiction-Romanen übertroffen“, rühmte Branson die Entdecker-Dynastie.
Doch was ist mit der nächsten Generation? „Ich versuche, meinen drei Kindern beizubringen, dass die Welt im 20. Jahrhundert im physischen Sinn erobert wurde. Unsere Aufgabe im 21. Jahrhundert ist es, die Lebensqualität des Planeten zu erobern.“ Der Nachwuchs, lässt Bertrand Piccard durchblicken, ist in diesem Sinne bereits an Bord.