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Die Google-Drohne

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Gestatten, hier ist Google, ihr freundlicher Internet- und Roboter-Konzern...– das Unternehmen aus dem kalifornischen Mountain View übernimmt den Drohnen-Hersteller Titan Aerospace. Drohnen, also fliegende Roboter, werden militärisch und zivil immer häufiger eingesetzt, sie gelten als zuverlässig und vergleichsweise preiswert. Nun sollen sie bei der Breitband-Erschließung eine entscheidende Rolle spielen.

Im zehn Kilometer entfernten Menlo Park könnte die Nachricht Mark Zuckerberg die Laune verdorben haben. Erst vor wenigen Wochen hatten verschiedene Technik-Medien berichtet, dass Facebook drauf und dran sei, Titan Aerospace für 60Millionen Dollar zu kaufen. Warum der Deal platzte und wie viel Google nun bezahlt, ist noch nicht bekannt.



Google hat den Drohnen-Hersteller Titan Aerospace gekauft, an dem zuvor auch Facebook interessiert gewesen sein soll.

Nach dem Kauf des Roboter-Herstellers Boston Dynamics und des Denksystem-Startups DeepMind investiert Google erneut in die Zukunft. Konkret geht es um den Versuch, Breitband-Internet – und damit auch die eigenen Dienste – in die entlegensten Gegenden zu bringen. Dieses Ziel verfolgt auch Facebook, das hierfür eigens die Forschungseinheit "Connectivity Lab" gegründet und im Vernetzungsprojekt "Internet.org" Unternehmen wie Samsung oder Nokia um sich schart. Bislang hatte Google versuchsweise Ballons zur Datenübertragung aus der Luft verwendet. Doch die Drohnen-Technik, beim Militär erprobt, gilt als ausgereifter und im Vergleich zu Satelliten als deutlich günstiger.

Titan Aerospace, das sein Hauptquartier in einem Flugzeughangar nahe Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico hat und rund 20 Mitarbeiter beschäftigt, will noch in diesem Jahr zwei Drohnen-Typen testen, die für die Datenübertragung geeignet sein könnten. Die "Solara"-Modelle mit Flügelspannweiten von 50 und 60 Metern – das ist die Dimension eines Großraumjets – laden ihre Batterien über Solarzellen auf und können bis zu fünf Jahren ununterbrochen in der Luft bleiben.

Mit einer Flughöhe im windstillen Bereich von 20 Kilometern Höhe könnten sie als fliegende Internet-Sendemasten fungieren. Titan Aerospace gibt an, mit einer Drohne eine Fläche von mehr als 16000 Quadratkilometern versorgen zu können – das entspräche dem Äquivalent von etwa 300 Funktürmen, heißt es.

Zwar enthält die Gleichung der perfekten Vernetzung noch einige Unbekannte – zum Beispiel die Frage, ob die Batterien der Flugobjekte ausreichend Energie speichern können, um auch im astronomischen Winter die Dunkelheit der Nacht zu überbrücken. Auch könnten Regulierungsbehörden für den Einsatz der neuen Satelliten-Alternativen Bedingungen stellen. Dennoch: Die Mobilfunk-Nutzung in den Entwicklungsländern explodiert geradezu, berichtet Patrick Egan, der Firmen in Fragen der Drohnentechnik berät. "Die Drohnen werden im Kreis fliegen und die Mobilfunk-Signale zu weit abgelegenen Orten bringen – inklusive Internet, Streaming-Diensten und Telefon-Verbindungen ohne Funktürme."

Erst ein Drittel der Menschheit ist online, es winkt ein Milliardengeschäft.

Es fließe im Moment viel Risikokapital in die Branche, sagt Chris Anderson, ehemaliger Chefredakteur des Szeneblatts Wired und Gründer der Drohnen-Firma 3DRobotics. "Wir sind jetzt an dem Punkt, an dem der PC 1984 und das Internet Ende der Neunziger war."

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