Lange mussten japanische Sparer wie Ritsuko Ueda nichts tun, um Geld anzulegen: Sie ließen ihre Ersparnisse einfach auf ihrem Konto liegen. Die Deflation in Japan sorgte dafür, dass das Geld ständig an Wert zulegte. Nun hat die Ueda, 63, ihre Strategie geändert: Weil Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda im Kampf gegen die Deflation Erfolge erzielt, hat die Tokioer Hausfrau angefangen, an der Börse zu spekulieren.
Wohin mit den Yen? Statt das Geld auf dem Bankkonto an Wert gewinnen zu lassen, investieren viele japanische Hausrauen in riskantere Devisengeschäfte, seit die politischen Maßnahmen gegen die Deflation wirken.
Haruhiko Kuroda ist seit März 2013 Chef der Bank of Japan (BoJ). Er hat die Märkte mit billigem Geld geflutet, um die Deflation in Japan durch eine Abwertung des Yen zu beenden. Die Strategie zeigt Wirkung: Japans Verbraucherpreise ohne Berücksichtigung von Nahrungsmitteln sind im Februar – verglichen mit dem Vorjahresmonat – um 1,3 Prozent gestiegen. Der Yen hat seit April 2013 etwa neun Prozent an Wert verloren. Zum Jahreswechsel erreichte die japanische Währung gar ein Fünfjahrestief: Nur 105,44 US-Dollar war ein Yen da noch wert.
Nicht bloß die Hausfrau Ueda reagiert auf den Umschwung: Wegen des Preisauftriebs können die Japaner ihre Ersparnisse nicht mehr einfach auf dem Bankkonto liegen lassen und zusehen, wie der Wert steigt. Daher gewinnen Strategien mit potenziell hohen Erträgen an Attraktivität: „Wir dürften sehen, dass mehr Kapital in riskantere Devisengeschäfte gesteckt wird“, sagt Daisaku Ueno, Chef-Devisenstratege vom Finanzkonzern Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.
Schon jetzt betreiben Tausende Japaner eine spezielle Form des Devisenhandels. Der Marginhandel gilt als hochriskant, weil die Privatpersonen dabei vor allem geliehenes Geld einsetzen. Laut der Firma Tokyo Financial Exchange verfügten Privatinvestoren im Februar über mehr als 767000 Konten für solche Devisen-Spekulationen – der höchste Stand seit Juli 2005. Im Vergleich zum Vorjahr legte die Zahl der Konten um 172000 zu.
Sie hoffe, dass die nächsten Schritte von BoJ-Chef Kurda den Yen weiter schwächen werden, sagte Ritsuko Ueda im März bei einem Trainingsseminar in Tokio. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von Gaitame Online, einer japanischen Devisenhandelsfirma mit Fokus auf den Privatkundenmarkt. „Ich bin ein großer Fan“, sagte Ueda.
Seit mehr als zwei Jahren mischt die Hausfrau nun schon beim Marginhandel mit – in Japan kümmern sich traditionell die Hausfrauen um die Finanzen der Familie. Gleich in ihrem ersten Jahr hat sie einen Gewinn von 50 Prozent erzielt. Ihrer Einschätzung nach wird sich der Yen bis Ende des Jahres auf 120 je Dollar abschwächen. Damit ist sie pessimistischer als 50 Strategen, die Bloomberg befragt hat. Im Schnitt sehen sie die japanische Währung zum Jahresende bei 108 Yen je Dollar.
Die Inflation könnte Japan stärker treffen als andere Ländern, denn die Bürger des Inselstaats verfügen über ein Anlagevermögen von 1,645 Billionen Yen – das entspricht fast dem 16,8 Billionen Dollar schweren Bruttoinlandsprodukt der USA. Mehr als die Hälfte davon zirkuliert als Bargeld oder ruht auf Bankkonten. In den USA beläuft sich dieser Anteil auf gerade einmal 12,5 Prozent, in Europa auf 35 Prozent.
Die Privatanleger bei Gaitame Online hoffen auf eine weitere Abschwächung des Yen und eine beschleunigte Inflation – sie wäre die Folge, wenn die BoJ weiter Geld auf die Märkte wirft, um das Wachstum anzukurbeln. Ob es dazu kommen wird, ist noch nicht sicher. Anleger irrten sich, wenn sie „weitere geldpolitische Impulse“ und Yen-Verluste erwarteten, sagt Sue Trinh, eine leitende Währungsstrategin von der Royal Bank of Canada. Ihre Bank sagt eine Aufwertung des Yen auf 100 je Dollar bis Jahresende voraus. Der Grund: Die BoJ werde mit weiteren Schritten warten, bis im August die BIP-Zahlen vorliegen.
Solange kann Minako Sakurai nicht warten. Die 49-Jährige aus der Präfektur Kanagawa südlich von Tokio hat vor neun Monaten mit dem Devisenhandel auf Kredit begonnen, nachdem sie ihren Arbeitsplatz in einem Callcenter verloren hatte. „Ich habe den Marginhandel gewählt, weil man mit geringen Beträgen anfangen kann“, sagt Sakurai. „Die zunehmenden Inflationsraten bedeuten, dass ich keine andere Wahl habe als zu investieren, wenn ich mich schützen will.“
Wohin mit den Yen? Statt das Geld auf dem Bankkonto an Wert gewinnen zu lassen, investieren viele japanische Hausrauen in riskantere Devisengeschäfte, seit die politischen Maßnahmen gegen die Deflation wirken.
Haruhiko Kuroda ist seit März 2013 Chef der Bank of Japan (BoJ). Er hat die Märkte mit billigem Geld geflutet, um die Deflation in Japan durch eine Abwertung des Yen zu beenden. Die Strategie zeigt Wirkung: Japans Verbraucherpreise ohne Berücksichtigung von Nahrungsmitteln sind im Februar – verglichen mit dem Vorjahresmonat – um 1,3 Prozent gestiegen. Der Yen hat seit April 2013 etwa neun Prozent an Wert verloren. Zum Jahreswechsel erreichte die japanische Währung gar ein Fünfjahrestief: Nur 105,44 US-Dollar war ein Yen da noch wert.
Nicht bloß die Hausfrau Ueda reagiert auf den Umschwung: Wegen des Preisauftriebs können die Japaner ihre Ersparnisse nicht mehr einfach auf dem Bankkonto liegen lassen und zusehen, wie der Wert steigt. Daher gewinnen Strategien mit potenziell hohen Erträgen an Attraktivität: „Wir dürften sehen, dass mehr Kapital in riskantere Devisengeschäfte gesteckt wird“, sagt Daisaku Ueno, Chef-Devisenstratege vom Finanzkonzern Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.
Schon jetzt betreiben Tausende Japaner eine spezielle Form des Devisenhandels. Der Marginhandel gilt als hochriskant, weil die Privatpersonen dabei vor allem geliehenes Geld einsetzen. Laut der Firma Tokyo Financial Exchange verfügten Privatinvestoren im Februar über mehr als 767000 Konten für solche Devisen-Spekulationen – der höchste Stand seit Juli 2005. Im Vergleich zum Vorjahr legte die Zahl der Konten um 172000 zu.
Sie hoffe, dass die nächsten Schritte von BoJ-Chef Kurda den Yen weiter schwächen werden, sagte Ritsuko Ueda im März bei einem Trainingsseminar in Tokio. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von Gaitame Online, einer japanischen Devisenhandelsfirma mit Fokus auf den Privatkundenmarkt. „Ich bin ein großer Fan“, sagte Ueda.
Seit mehr als zwei Jahren mischt die Hausfrau nun schon beim Marginhandel mit – in Japan kümmern sich traditionell die Hausfrauen um die Finanzen der Familie. Gleich in ihrem ersten Jahr hat sie einen Gewinn von 50 Prozent erzielt. Ihrer Einschätzung nach wird sich der Yen bis Ende des Jahres auf 120 je Dollar abschwächen. Damit ist sie pessimistischer als 50 Strategen, die Bloomberg befragt hat. Im Schnitt sehen sie die japanische Währung zum Jahresende bei 108 Yen je Dollar.
Die Inflation könnte Japan stärker treffen als andere Ländern, denn die Bürger des Inselstaats verfügen über ein Anlagevermögen von 1,645 Billionen Yen – das entspricht fast dem 16,8 Billionen Dollar schweren Bruttoinlandsprodukt der USA. Mehr als die Hälfte davon zirkuliert als Bargeld oder ruht auf Bankkonten. In den USA beläuft sich dieser Anteil auf gerade einmal 12,5 Prozent, in Europa auf 35 Prozent.
Die Privatanleger bei Gaitame Online hoffen auf eine weitere Abschwächung des Yen und eine beschleunigte Inflation – sie wäre die Folge, wenn die BoJ weiter Geld auf die Märkte wirft, um das Wachstum anzukurbeln. Ob es dazu kommen wird, ist noch nicht sicher. Anleger irrten sich, wenn sie „weitere geldpolitische Impulse“ und Yen-Verluste erwarteten, sagt Sue Trinh, eine leitende Währungsstrategin von der Royal Bank of Canada. Ihre Bank sagt eine Aufwertung des Yen auf 100 je Dollar bis Jahresende voraus. Der Grund: Die BoJ werde mit weiteren Schritten warten, bis im August die BIP-Zahlen vorliegen.
Solange kann Minako Sakurai nicht warten. Die 49-Jährige aus der Präfektur Kanagawa südlich von Tokio hat vor neun Monaten mit dem Devisenhandel auf Kredit begonnen, nachdem sie ihren Arbeitsplatz in einem Callcenter verloren hatte. „Ich habe den Marginhandel gewählt, weil man mit geringen Beträgen anfangen kann“, sagt Sakurai. „Die zunehmenden Inflationsraten bedeuten, dass ich keine andere Wahl habe als zu investieren, wenn ich mich schützen will.“