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Vom Sitzungsmarathon zur Yoga-Stunde

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Horst Seehofer auf dem Laufband? „Ich habe ihn noch nicht gesehen“, sagt Hermann Reichenberger. Der 62-Jährige ist im bayerischen Landtag zuständig für Anschaffungen und das Veranstaltungsmanagement. In sein Referat fällt neben „Heiraten im Landtag“ auch ein ganz spezielles Schmankerl: das Fitnessstudio samt Sauna und Kneippanlage. Alle Mitarbeiter und Parlamentarier dürfen den top ausgestatteten 65 Quadratmeter großen Fitnessbereich umsonst nutzen. Zusammen mit den Stipendiaten der Maximilianeum-Stiftung und den Mitgliedern der Landespressekonferenz sind das etwa 600 potenzielle Sportler. „Ich schätze, dass davon mindestens zehn Prozent das Studio regelmäßig nutzen“, sagt Reichenberger.




Versteckt sich hier vielleicht Horst Seehofer?

Der Steuerfachmann selbst ist einer der eifrigsten an den Geräten. Oft trifft er dort beispielsweise auch auf Bernd Sibler, CSU-Staatssekretär im Kultusministerium, Landtagsvizepräsident Peter Meyer sowie Günther Felbinger (beide Freie Wähler). Auch SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher wurde schon gesichtet. Sie alle sporteln dann neben Stenografen oder Mitarbeitern des Fahrdiensts an den 15 Hightech-Geräten mit Handyanschluss und TV-Monitor. „Manche kommen am Morgen, manche in der Mittagspause oder auch sonntags rein“, sagt Reichenberger. An Sitzungstagen bilden sich manchmal sogar Schlangen am Wunschgerät.

Die Parlamentarier liegen damit im deutschlandweiten Trend: Ende 2013 waren laut einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Deloitte 8,6 Millionen Menschen in einem Fitnessstudio angemeldet. „Damit trainierte jeder zehnte Deutsche in einer der bundesweit 7940 Fitnessanlagen“, erläutert Karsten Hollasch von Deloitte. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Mitgliederzahl im Jahr 2013 gar um 8,1Prozent angewachsen.

Das Studio im Landtag gibt es seit 2012. 24 Stunden, sieben Tage die Woche hat es seitdem geöffnet. Alles, was der Parlamentarier braucht, um loszulegen, ist ein Gerätecoaching durch Reichenberger oder einen seiner Kollegen. „Es hat sich gezeigt, dass ich um den Jahreswechsel herum besonders viele Einweisungen mache“, sagt er. Getrieben vom schlechten Gewissen nach den Feiertagen mit Weihnachtsgans und Raclette kommen viele, aber nur wenige bleiben dabei. „Je schöner das Wetter draußen, desto weniger sind hier drinnen. Es können halt nicht alle den inneren Schweinehund überwinden.“ Doch auch an die etwas weniger Ehrgeizigen denkt das Gesundheitsmanagement mit der Pilot-Aktion „Fitter Landtag“. Von Herbst an soll es zusätzlich kostenpflichtige Kurse für die Landtagssportler geben: „Yoga, Zumba und Pilates waren in einer Fragebogenaktion besonders gefragt“, berichtet Reichenberger. „Da weiß man auch gleich, welches Geschlecht hier ambitionierter ist.“

Geplant sind die Aerobiceinheiten in einem Sitzungssaal, den man schnell räumen kann – das Fitnessstudio selbst ist bereits bis auf den letzten Zentimeter ausgereizt. „Und wir haben damals um jeden einzelnen bei den Architekten kämpfen müssen. Denen war gar nicht klar zu machen, dass wir mehr als nur einen kleinen Kellerraum brauchen“, sagt Reichenberger. Auch Privattrainerstunden soll es bald geben, die kosten dann natürlich zusätzliche Gebühren. „Dann gehen die Leute auch eher hin“, prognostiziert Fitness-Experte Reichenberger.

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