Von alten Tomaten, gemobbten Mitarbeitern oder Müllbergen ist nichts zu sehen, zumindest nicht hier, in der Burger-King-Filiale im Münchner Osten. Die Tische sind geputzt, die Mitarbeiter sind freundlich, packen die Fast-Food-Tüten zusammen. Andreas Bork, 47, greift zu seiner Stärkung, einem eher nicht sehr Fast-Food-typischen Saft. Der Deutschland-Chef von Burger King will ausführlich über die Krise sprechen – und nebenbei natürlich Qualität und Service testen.
Bürger in Essen gegen Burgeressen: Nach Günter Wallraffs Reportage nehmen auch Bürger am Protest gegen die Arbeitsbedingungen bei Burger King teil. Und hängen Bilder wie diese auf.
Schmeckt es ihm überhaupt noch? „Klar“, sagt Bork, das Hemd mit dem Burger-King-Logo auf der linken Brust ist strahlend weiß, „ich war in den vergangenen zwei Wochen noch häufiger als sonst, nämlich jeden Tag, in einem unserer 697 Restaurants in Deutschland“, sagt er. Sein bevorzugtes Testobjekt ist dabei der Whopper.
Zwei Wochen – so lange währt die Eskalation der Krise nun schon, die eigentlich vor einem Jahr begann: Damals verkaufte Burger King Deutschland seine letzten 91 eigenen Filialen an die Unternehmer Ergün Yildiz und Alexander Kolobov und deren Yi-Ko-Holding. Die Unternehmer kündigten nach dem Trockenwerden der Tinte nicht nur zahlreiche Arbeitnehmer, sondern auch den Tarifvertrag. Vor zwei Wochen brachte dann der Investigativ-Journalist Günter Wallraff mit Kollegen beim Privatsender RTL Bilder aus dem Innenleben der Yi-Ko-Filialen: Angeblich frisches Gemüse lag Stunden herum, mangels Spülmaschine müssen Gerätschaften mitunter per Hand gewaschen werden, Dosen mangels Öffner mit Scheren geöffnet werden.
Seitdem steht Burger King mit seinen 25000 Mitarbeitern in Deutschland in der öffentlichen Kritik. Einer aktuellen Umfrage zufolge wollen nur noch 15 Prozent der Befragten eine Burger-Semmel kaufen. „Die Lage ist ernst, das stimmt“, gesteht Bork. Er sei in intensiven Gesprächen mit den Franchisepartnern, die die Burger-King-Restaurants betreiben. In dieser Woche hat er die Restaurant-Chefs der Yi-Ko-Filialen zusammengerufen. Sehr emotional sei das Treffen gewesen. „Wir haben Angst gespürt, aber auch Stolz und Hoffnung.“ Seine Kollegen Nicole Gottschalk und Stefan Kost ersetzen den abgesetzten Geschäftsführer Yildiz – und hätten nun die „schwierige Aufgabe“, die Leute bei der Yi-Ko zu begeistern. „Jetzt erst recht“, sei die Reaktion, berichtet Bork, der mehrere Tage im Jahr selbst hinter dem Tresen steht: weil er den Kontakt zu Grill und Gemüse nicht verlieren will.
Eine der wesentlichen Aufgaben der Interimsführung sei es, so Bork, „eine maximale Zahl der Gerichtsverfahren schnell und einvernehmlich beizulegen“. Der Betriebsfrieden hat gelitten durch Dutzende Arbeitsrechtsstreitigkeiten, die Yi-Ko vor allem gegen Betriebsräte führt. So gravierend war das Vorgehen, dass sich Sahra Wagenknecht und die Bundestagsfraktion der Linken ablichten ließ mit dem Plakat: „Solidarität mit den Betriebsräten und Beschäftigten bei Burger King.“
Das Wichtigste allerdings sei, so Bork, dass die Menschen nun wieder Vertrauen gewinnen. Vertrauen, dass es tatsächlich „flammengegrilltes Fleisch mit frisch geschnittenen Zwiebeln und Tomaten“ gibt, was sie bei Burger King als den wichtigsten Unterschied zum viel größeren Wettbewerber McDonald’s halten. Der Weg dazu ist nach der Vorstellung von Bork Transparenz: „Wir beauftragen nun etwa den angesehenen TÜV Süd, der als externer Kontrolleur in alle unsere Restaurants geht, zusätzlich zu den internen Kontrollen.“ Neben den Laborprüfungen und Vor-Ort-Tests will Bork in einigen Restaurants die Küchen für das Publikum öffnen: „Wir haben nichts zu verbergen.“
Zuletzt hatte die weltweit tätige FastFood-Kette Burger King das Geschäftsmodell grundlegend geändert. Alle eigenen Restaurants wurden verkauft, Burger King ist nur noch ein Franchise-Unternehmen, das vor allem Lizenzen vergibt, die Standards setzt und Werbung macht. Das hat Auswirkungen: In der Deutschland-Zentrale wurden vor Kurzem angeblich 90 von 120 Stellen gestrichen. „Zahlen sind da nicht so erheblich“, sagt der studierte Betriebswirt und ehemalige Unternehmensberater Bork dazu. Entscheidend sei, dass das Geschäftsmodell funktioniere und die 165 Franchisenehmer in Deutschland gut betreut würden. Nach der Strategieänderung seien zwar einige Aufgaben nach draußen oder an die Zentrale in den USA gegeben worden. Insofern seien „einige Kürzungen möglich“ gewesen. Der Service für die Franchisenehmer sei dennoch gut.
Aber wird nicht zu viel gespart, wäre es vielleicht nicht zu dem Skandal gekommen, wenn Burger King mehr Mitarbeiter hätte? „Das sieht von außen vielleicht so aus“, räumt Bork ein. „Aber wir haben immer intensiv und partnerschaftlich mit diesem Franchisenehmer gearbeitet und ihn unterstützt und trainiert.“ Das Franchisemodell lebe von den Leuten und der Expertise vor Ort. In den allermeisten Fällen gelinge das: „Im Fall von Yi-Ko ist das offensichtlich nicht ausreichend gewesen.“ Deswegen habe man die Konsequenzen gezogen und den Geschäftsführer abgelöst. Bork will nun nicht ausschließen, dass der bis vor einem Jahr unbekannte Kleinunternehmer Yildiz und sein Partner im Hintergrund, der Russe Kolobov, die Burger-King-Filialen bald wieder verkaufen.
Mitreden wird dabei allerdings auch die US-Zentrale in Miami. Burger-King-Weltchef Daniel Schwartz regiert von dort aus das Fast-Food-Imperium und trimmt es für die maßgeblichen Eigner, die Finanzfirma 3G Capital und die Justice Holding des Karstadt-Investors Nicolas Berggruen, auf Gewinn. Deutschland ist dabei der größte Auslandsmarkt für Burger King und zuletzt deutlich gewachsen, sagt Bork. So finde nun auch die Krise in Miami Beachtung. Druck von dort spürt der Deutschland-Chef aber nicht: „Weil wir viele Freiheiten haben, eigentlich alle: Das Produktsortiment, die Preise, die Werbung – das sind alles unsere eigenen Entscheidungen.“
Natürlich habe er in den vergangenen Tagen mehrmals mit Schwartz gesprochen. Und? „Daniel Schwartz hat vollstes Vertrauen in das Team und ist sich sicher, dass wir das meistern werden“, berichtet Deutschland-Statthalter Bork. Der hofft, dass sich die Aufregung möglichst bald legt, und plant schon einmal die nächsten Burger-King-Eröffnungen in diesem Jahr. Denn: „Die Fastfood-Branche hat keine Krise, die Leute wollen schnell und unkompliziert essen, das passt in die heutige Zeit.“
Daran, meint zumindest Bork, würden die momentanen Probleme nichts ändern.
Bürger in Essen gegen Burgeressen: Nach Günter Wallraffs Reportage nehmen auch Bürger am Protest gegen die Arbeitsbedingungen bei Burger King teil. Und hängen Bilder wie diese auf.
Schmeckt es ihm überhaupt noch? „Klar“, sagt Bork, das Hemd mit dem Burger-King-Logo auf der linken Brust ist strahlend weiß, „ich war in den vergangenen zwei Wochen noch häufiger als sonst, nämlich jeden Tag, in einem unserer 697 Restaurants in Deutschland“, sagt er. Sein bevorzugtes Testobjekt ist dabei der Whopper.
Zwei Wochen – so lange währt die Eskalation der Krise nun schon, die eigentlich vor einem Jahr begann: Damals verkaufte Burger King Deutschland seine letzten 91 eigenen Filialen an die Unternehmer Ergün Yildiz und Alexander Kolobov und deren Yi-Ko-Holding. Die Unternehmer kündigten nach dem Trockenwerden der Tinte nicht nur zahlreiche Arbeitnehmer, sondern auch den Tarifvertrag. Vor zwei Wochen brachte dann der Investigativ-Journalist Günter Wallraff mit Kollegen beim Privatsender RTL Bilder aus dem Innenleben der Yi-Ko-Filialen: Angeblich frisches Gemüse lag Stunden herum, mangels Spülmaschine müssen Gerätschaften mitunter per Hand gewaschen werden, Dosen mangels Öffner mit Scheren geöffnet werden.
Seitdem steht Burger King mit seinen 25000 Mitarbeitern in Deutschland in der öffentlichen Kritik. Einer aktuellen Umfrage zufolge wollen nur noch 15 Prozent der Befragten eine Burger-Semmel kaufen. „Die Lage ist ernst, das stimmt“, gesteht Bork. Er sei in intensiven Gesprächen mit den Franchisepartnern, die die Burger-King-Restaurants betreiben. In dieser Woche hat er die Restaurant-Chefs der Yi-Ko-Filialen zusammengerufen. Sehr emotional sei das Treffen gewesen. „Wir haben Angst gespürt, aber auch Stolz und Hoffnung.“ Seine Kollegen Nicole Gottschalk und Stefan Kost ersetzen den abgesetzten Geschäftsführer Yildiz – und hätten nun die „schwierige Aufgabe“, die Leute bei der Yi-Ko zu begeistern. „Jetzt erst recht“, sei die Reaktion, berichtet Bork, der mehrere Tage im Jahr selbst hinter dem Tresen steht: weil er den Kontakt zu Grill und Gemüse nicht verlieren will.
Eine der wesentlichen Aufgaben der Interimsführung sei es, so Bork, „eine maximale Zahl der Gerichtsverfahren schnell und einvernehmlich beizulegen“. Der Betriebsfrieden hat gelitten durch Dutzende Arbeitsrechtsstreitigkeiten, die Yi-Ko vor allem gegen Betriebsräte führt. So gravierend war das Vorgehen, dass sich Sahra Wagenknecht und die Bundestagsfraktion der Linken ablichten ließ mit dem Plakat: „Solidarität mit den Betriebsräten und Beschäftigten bei Burger King.“
Das Wichtigste allerdings sei, so Bork, dass die Menschen nun wieder Vertrauen gewinnen. Vertrauen, dass es tatsächlich „flammengegrilltes Fleisch mit frisch geschnittenen Zwiebeln und Tomaten“ gibt, was sie bei Burger King als den wichtigsten Unterschied zum viel größeren Wettbewerber McDonald’s halten. Der Weg dazu ist nach der Vorstellung von Bork Transparenz: „Wir beauftragen nun etwa den angesehenen TÜV Süd, der als externer Kontrolleur in alle unsere Restaurants geht, zusätzlich zu den internen Kontrollen.“ Neben den Laborprüfungen und Vor-Ort-Tests will Bork in einigen Restaurants die Küchen für das Publikum öffnen: „Wir haben nichts zu verbergen.“
Zuletzt hatte die weltweit tätige FastFood-Kette Burger King das Geschäftsmodell grundlegend geändert. Alle eigenen Restaurants wurden verkauft, Burger King ist nur noch ein Franchise-Unternehmen, das vor allem Lizenzen vergibt, die Standards setzt und Werbung macht. Das hat Auswirkungen: In der Deutschland-Zentrale wurden vor Kurzem angeblich 90 von 120 Stellen gestrichen. „Zahlen sind da nicht so erheblich“, sagt der studierte Betriebswirt und ehemalige Unternehmensberater Bork dazu. Entscheidend sei, dass das Geschäftsmodell funktioniere und die 165 Franchisenehmer in Deutschland gut betreut würden. Nach der Strategieänderung seien zwar einige Aufgaben nach draußen oder an die Zentrale in den USA gegeben worden. Insofern seien „einige Kürzungen möglich“ gewesen. Der Service für die Franchisenehmer sei dennoch gut.
Aber wird nicht zu viel gespart, wäre es vielleicht nicht zu dem Skandal gekommen, wenn Burger King mehr Mitarbeiter hätte? „Das sieht von außen vielleicht so aus“, räumt Bork ein. „Aber wir haben immer intensiv und partnerschaftlich mit diesem Franchisenehmer gearbeitet und ihn unterstützt und trainiert.“ Das Franchisemodell lebe von den Leuten und der Expertise vor Ort. In den allermeisten Fällen gelinge das: „Im Fall von Yi-Ko ist das offensichtlich nicht ausreichend gewesen.“ Deswegen habe man die Konsequenzen gezogen und den Geschäftsführer abgelöst. Bork will nun nicht ausschließen, dass der bis vor einem Jahr unbekannte Kleinunternehmer Yildiz und sein Partner im Hintergrund, der Russe Kolobov, die Burger-King-Filialen bald wieder verkaufen.
Mitreden wird dabei allerdings auch die US-Zentrale in Miami. Burger-King-Weltchef Daniel Schwartz regiert von dort aus das Fast-Food-Imperium und trimmt es für die maßgeblichen Eigner, die Finanzfirma 3G Capital und die Justice Holding des Karstadt-Investors Nicolas Berggruen, auf Gewinn. Deutschland ist dabei der größte Auslandsmarkt für Burger King und zuletzt deutlich gewachsen, sagt Bork. So finde nun auch die Krise in Miami Beachtung. Druck von dort spürt der Deutschland-Chef aber nicht: „Weil wir viele Freiheiten haben, eigentlich alle: Das Produktsortiment, die Preise, die Werbung – das sind alles unsere eigenen Entscheidungen.“
Natürlich habe er in den vergangenen Tagen mehrmals mit Schwartz gesprochen. Und? „Daniel Schwartz hat vollstes Vertrauen in das Team und ist sich sicher, dass wir das meistern werden“, berichtet Deutschland-Statthalter Bork. Der hofft, dass sich die Aufregung möglichst bald legt, und plant schon einmal die nächsten Burger-King-Eröffnungen in diesem Jahr. Denn: „Die Fastfood-Branche hat keine Krise, die Leute wollen schnell und unkompliziert essen, das passt in die heutige Zeit.“
Daran, meint zumindest Bork, würden die momentanen Probleme nichts ändern.