Das Wort „Netzneutralität“ weckt Assoziationen an Datenschutzbeauftragte mit anstrengenden Nachnamen. Ein magensaures Thema und nicht komisch. Käme man in Deutschland auf die Idee, in einer Late Night Show die komplizierte Netzneutralität zum Thema zu machen, und zwar für das 13-minütige Solo eines einzelnen Mannes, würden die Programmverantwortlichen sagen: Klar, und nächste Woche machen wir Comedy zum „Schraubenschlüssel, gestern, heute, morgen.“
Bis vor kurzem John Olivers Fernseh-Heimat: Die Daily Show von Jon Stewart (rechts), bei der auch schon mal Barack Obama zu Gast war.
In den USA, beim privaten Sender HBO, ließ man den Briten John Oliver nicht nur die Netzneutralität in seiner Show Last Week Tonight behandeln, sondern auch noch die Todesstrafe. Die Todesstrafe? Als 13-Minüter in einer Comedy-Show? Ja. Und danach kam die Fifa dran. Die Fifa in den USA zu behandeln, ist dort als Programmidee absurder, als hierzulande den Musikantenstadl rückwärts ausstrahlen zu wollen. Wer dann aber Olivers Sendungen zu Hinrichtung, Fußball und Fifa, zur Wahl in Syrien und vor allem zur Netzneutralität gesehen hat, der weiß: Dieser Mann könnte auch den Musikantenstadl rückwärts moderieren.
In Last Week Tonight behandelt Oliver an einem Abend pro Woche das bedeutendste Thema der zurückliegenden Woche. Je nach Nachrichtenlage sind das eben schwer verdauliche Dinge. Oliver, der aussieht wie eine Doppelhaushälftenausgabe von Harry Potter, macht sich an jedes mit heiterem Ernst.
Mal wieder HBO, der Sender, der auch in anderer Beziehung Stroh schon zu Sendegold gemacht hat. Ja, die Leute, die so nahrhafte Serien wie True Detective, Game of Thrones, Boardwalk Empire, Girls und Curb Your Entusiasm auf Sendung bringen, können auch Comedy in Nischen, die man hierzulande als unzugänglich für Humor erachtet. Beziehungsweise: Sie erkennen, dass Leute wie der 36-jährige John Oliver das Talent besitzen, den Amerikanern die europäische Fußballbegeisterung etwa so zu erklären: „Ich weiß, dass in den USA Soccer jener Sport ist, von dem man seine zehnjährige Tochter abholt. Aber für mich und jeden anderen auf dem Planeten ist er etwas bedeutender. Als etwa David Beckham mit dem Christus-Tattoo auflief, sagten Fußballfans in ganz Europa: Wow, das ist jetzt ganz wunderbar für Jesus.“ Die Sendung zur Todesstrafe leitete er ein mit den Worten: „Todesstrafe? In der zweiten Sendung einer Show, von der man noch nicht mal sagen kann, ob man sie mag? Schalten Sie nicht ab! Wenn Sie bis zum Ende durchhalten, zeigen ich Ihnen danach einen Film, in dem entzückende Hamster Burritos knuspern.“ So geschah es.
Man kennt den Mann als Sidekick in der Daily Show von Jon Stewart, den er seit 2006 als „Senior British Correspondent“ mit seinen punchigen Beiträgen beglückte. Für diese bekam er massenhaft Emmys, und obwohl er eigentlich nur Autor sein sollte, schaffte er es recht bald auch vor die Kamera. Im vergangenen Sommer hat Oliver dann Jon Stewart für acht Wochen als Anchorman vertreten. Man munkelte, dass Oliver damit ein Bewerbungsschreiben für die Nachfolge von Craig Ferguson in der Late Late Show bei CBS abgegeben habe. Irrtum: Seit dem 27. April ist er für HBO auf Sendung – und für alle Nicht-HBO-Abonnenten auf Youtube zu erleben.
Die erste Sendung gipfelte in der Aufforderung, die Aufgabe der Netzneutralität auf der Webseite der zuständigen Federal Communications Commission (FCC) zu kommentieren: „Ich kann kaum glauben, dass ich das jetzt tue“, begann Oliver, „aber ich werde die Internet-Kommentatoren nun direkt ansprechen: Guten Abend, ihr Monster! Das ist die Gelegenheit, auf die ihr hintrainiert habt. Jetzt brauchen wir eure schlecht geschriebene Galle. Wir wollen, dass ihr eure wahllose Wut mal in eine nützliche Richtung lenkt. Nutzt den Augenblick, Trolle, klemmt die Feststelltaste ein und fliegt, meine Hübschen! Fliegt!“ Die Washington Post vermeldete darauf, dass die Server der FCC von 45000 Neukommentaren lahmgelegt wurden.
Bis vor kurzem John Olivers Fernseh-Heimat: Die Daily Show von Jon Stewart (rechts), bei der auch schon mal Barack Obama zu Gast war.
In den USA, beim privaten Sender HBO, ließ man den Briten John Oliver nicht nur die Netzneutralität in seiner Show Last Week Tonight behandeln, sondern auch noch die Todesstrafe. Die Todesstrafe? Als 13-Minüter in einer Comedy-Show? Ja. Und danach kam die Fifa dran. Die Fifa in den USA zu behandeln, ist dort als Programmidee absurder, als hierzulande den Musikantenstadl rückwärts ausstrahlen zu wollen. Wer dann aber Olivers Sendungen zu Hinrichtung, Fußball und Fifa, zur Wahl in Syrien und vor allem zur Netzneutralität gesehen hat, der weiß: Dieser Mann könnte auch den Musikantenstadl rückwärts moderieren.
In Last Week Tonight behandelt Oliver an einem Abend pro Woche das bedeutendste Thema der zurückliegenden Woche. Je nach Nachrichtenlage sind das eben schwer verdauliche Dinge. Oliver, der aussieht wie eine Doppelhaushälftenausgabe von Harry Potter, macht sich an jedes mit heiterem Ernst.
Mal wieder HBO, der Sender, der auch in anderer Beziehung Stroh schon zu Sendegold gemacht hat. Ja, die Leute, die so nahrhafte Serien wie True Detective, Game of Thrones, Boardwalk Empire, Girls und Curb Your Entusiasm auf Sendung bringen, können auch Comedy in Nischen, die man hierzulande als unzugänglich für Humor erachtet. Beziehungsweise: Sie erkennen, dass Leute wie der 36-jährige John Oliver das Talent besitzen, den Amerikanern die europäische Fußballbegeisterung etwa so zu erklären: „Ich weiß, dass in den USA Soccer jener Sport ist, von dem man seine zehnjährige Tochter abholt. Aber für mich und jeden anderen auf dem Planeten ist er etwas bedeutender. Als etwa David Beckham mit dem Christus-Tattoo auflief, sagten Fußballfans in ganz Europa: Wow, das ist jetzt ganz wunderbar für Jesus.“ Die Sendung zur Todesstrafe leitete er ein mit den Worten: „Todesstrafe? In der zweiten Sendung einer Show, von der man noch nicht mal sagen kann, ob man sie mag? Schalten Sie nicht ab! Wenn Sie bis zum Ende durchhalten, zeigen ich Ihnen danach einen Film, in dem entzückende Hamster Burritos knuspern.“ So geschah es.
Man kennt den Mann als Sidekick in der Daily Show von Jon Stewart, den er seit 2006 als „Senior British Correspondent“ mit seinen punchigen Beiträgen beglückte. Für diese bekam er massenhaft Emmys, und obwohl er eigentlich nur Autor sein sollte, schaffte er es recht bald auch vor die Kamera. Im vergangenen Sommer hat Oliver dann Jon Stewart für acht Wochen als Anchorman vertreten. Man munkelte, dass Oliver damit ein Bewerbungsschreiben für die Nachfolge von Craig Ferguson in der Late Late Show bei CBS abgegeben habe. Irrtum: Seit dem 27. April ist er für HBO auf Sendung – und für alle Nicht-HBO-Abonnenten auf Youtube zu erleben.
Die erste Sendung gipfelte in der Aufforderung, die Aufgabe der Netzneutralität auf der Webseite der zuständigen Federal Communications Commission (FCC) zu kommentieren: „Ich kann kaum glauben, dass ich das jetzt tue“, begann Oliver, „aber ich werde die Internet-Kommentatoren nun direkt ansprechen: Guten Abend, ihr Monster! Das ist die Gelegenheit, auf die ihr hintrainiert habt. Jetzt brauchen wir eure schlecht geschriebene Galle. Wir wollen, dass ihr eure wahllose Wut mal in eine nützliche Richtung lenkt. Nutzt den Augenblick, Trolle, klemmt die Feststelltaste ein und fliegt, meine Hübschen! Fliegt!“ Die Washington Post vermeldete darauf, dass die Server der FCC von 45000 Neukommentaren lahmgelegt wurden.