München – Es war kein leichter Weg bis zu dieser Fusion. Immer mal wieder war in den letzten Jahren über einen Zusammenschluss von E-Plus und Telefónica Deutschland spekuliert worden – und immer wieder scheiterte die Sache. „Es gibt das Sprichwort ,Aller guten Dinge sind drei.’ Ich glaube, in diesem Fall sind es sechs gewesen“, sagte René Schuster, damals Chef von Telefónica Deutschland, als er vor etwa einem Jahr dann doch sein spektakuläres Angebot präsentierte. Insgesamt legte das Tochterunternehmen des spanischen Telekommunikationskonzerns 8,6 Milliarden Euro auf den Tisch.
Mit der Fusion von Telefónica und E-Plus bekommen die bisherigen Marktführer einen starken Konkurrenten.
Und nicht nur das: Um die skeptischen Wettbewerbshüter in Brüssel zu überzeugen, machte Telefónica zahlreiche Zugeständnisse. An diesem Mittwoch nun hat das Unternehmen die letzte Hürde genommen. EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia hat den Weg für eine Fusion frei gemacht: Der kleinste Mobilfunkanbieter in Deutschland, gemessen an der Zahl seiner Kunden, darf sich die Nummer drei auf dem Markt schnappen. So entsteht ein mächtiger Gegner für die beiden bisherigen Marktführer, die Deutsche Telekom und Vodafone.
Was aber bedeutet das für die Kunden? Müssen sie sich Sorgen machen, weil es künftig weniger Wettbewerber gibt?
Mehr als 116 Millionen Mobilfunkverträge existieren in Deutschland. Die Zahl liegt deutlich höher als die der Einwohner. Bisher bemühten sich die beiden kleinen Anbieter O2 und E-Plus mit niedrigeren Preisen um Kundschaft. Das wird in Zukunft wohl nicht mehr notwendig sein. Vor allem E-Plus hatte als aggressiver Preisbrecher in der Vergangenheit die anderen Anbieter angetrieben. Ilja Braun vom Bundesverband der Verbraucherzentralen erwartet, dass sich die beiden Unternehmen vor allem von ihren Billigmarken verabschieden, da sie bei diesen zumeist erst einmal draufzahlen. Bei Telefónica betonte man allerdings, dass man an einer Vielzahl verschiedener Marken festhalte, weil man so Kunden mit unterschiedlichen Ansprüchen besser in Visier nehmen könne.
Für die Kunden könnte es also teurer werden, im Gegenzug könnten sie aber auch von besseren Angeboten profitieren: In einem ausgewogenen Markt mit drei Mobilfunkanbietern werden sich diese eher um Qualität und innovative Dienste bemühen, um sich von den anderen abzuheben, meint Robert Wickel von der Unternehmensberatung Accenture.
Doch dass es keinen zwingenden Zusammenhang zwischen der Größe eines Mobilfunkanbieters und dessen Bereitschaft zu Investitionen vor allem in den Netzausbau, gibt, das räumte selbst Wettbewerbshüter Almunia ein. Er hat deshalb einige Auflagen gemacht, damit der Wettbewerb nicht auf der Strecke bleibt, wenn es nur noch drei statt vier Mobilfunkanbieter gibt. Erstens muss das neue Unternehmen bereit sein, einen Teil seines Funkspektrums an einen möglichen neuen Netzbetreiber zu veräußern. Allerdings ist solch ein Newcomer bislang nicht in Sicht. Der hiesige Mobilfunkmarkt gilt zwar als lukrativ, aber eben auch als hart umkämpft.
Zweitens schreibt die Kommission Telefónica vor, anderen Anbietern in größerem Maße Zugang zu seinem Funknetz zu gewähren, das auf dem Standard LTE basiert und Daten besonders schnell überträgt.
Und drittens stärkt Brüssel die sogenannten virtuellen Netzbetreiber. Anders als E-Plus, Telefónica, Telekom und Vodafone verfügen diese nicht über ein eigenes Netz. Sie mieten sich bei den Netzbetreibern ein, um ebenfalls im Geschäft mit dem mobilen Telefonieren und Surfen mitzumischen. Für die klassischen Netzbetreiber lohnt sich dies zumeist, weil sie ihre Netze auslasten müssen – ein wenig wie die Fluggesellschaften, die bei Transatlantikflügen Miese machen, wenn ihre Maschinen nur zur Hälfte besetzt sind.
Drillisch ist einer dieser virtuellen Netzbetreiber, der mit den Marken McSim oder Simply zwei Millionen Kunden zählt. Die Firma hat bereits angekündigt, zusätzlich 20 Prozent der Kapazitäten in jenen Mobilfunknetzen abzunehmen, die nach dem Erwerb von E-Plus zu Telefónica gehören. Sie hofft, auf diese Weise noch mehr Kunden anzulocken. Drillisch hat sich deshalb auch die Option auf weitere zehn Prozent der Netzkapazitäten gesichert.
Zu welchen Bedingungen die Mobilfunkanbieter mit eigenem Netz ihre Leitungen und Funkmasten den kleineren Konkurrenten überlassen, bestimmen sie allerdings selbst. Branchenexperten halten deshalb die Möglichkeiten der virtuellen Netzbetreiber, mit schnelleren Übertragungsgeschwindigkeiten oder günstigeren Preisen beim Kunden zu punkten, für gering.
Bei der Telekom hält man diese Auflage deshalb für verfehlt. Da würden „gezielt Anbieter ohne eigene Netzinfrastruktur gestärkt, die nichts zum weiteren Breitbandausbau beitragen“, meint Niek Jan van Damme, der das Deutschlandgeschäft verantwortet. Bei Vodafone, bislang die Nummer zwei hinter der Telekom, sieht man das ähnlich, auch wenn man sich nicht traut, seinen Ärger in so deutliche Worte zu fassen.
Von René Schuster war dazu kein Wort mehr zu vernehmen. Der Manager hatte den Deal zwar eingefädelt, sich aber Anfang Februar überraschend und eilig zurückgezogen. Das neue Gemeinschaftsunternehmen wird in Zukunft von Thorsten Dirks geführt, bislang Chef bei E-Plus.
Mit der Fusion von Telefónica und E-Plus bekommen die bisherigen Marktführer einen starken Konkurrenten.
Und nicht nur das: Um die skeptischen Wettbewerbshüter in Brüssel zu überzeugen, machte Telefónica zahlreiche Zugeständnisse. An diesem Mittwoch nun hat das Unternehmen die letzte Hürde genommen. EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia hat den Weg für eine Fusion frei gemacht: Der kleinste Mobilfunkanbieter in Deutschland, gemessen an der Zahl seiner Kunden, darf sich die Nummer drei auf dem Markt schnappen. So entsteht ein mächtiger Gegner für die beiden bisherigen Marktführer, die Deutsche Telekom und Vodafone.
Was aber bedeutet das für die Kunden? Müssen sie sich Sorgen machen, weil es künftig weniger Wettbewerber gibt?
Mehr als 116 Millionen Mobilfunkverträge existieren in Deutschland. Die Zahl liegt deutlich höher als die der Einwohner. Bisher bemühten sich die beiden kleinen Anbieter O2 und E-Plus mit niedrigeren Preisen um Kundschaft. Das wird in Zukunft wohl nicht mehr notwendig sein. Vor allem E-Plus hatte als aggressiver Preisbrecher in der Vergangenheit die anderen Anbieter angetrieben. Ilja Braun vom Bundesverband der Verbraucherzentralen erwartet, dass sich die beiden Unternehmen vor allem von ihren Billigmarken verabschieden, da sie bei diesen zumeist erst einmal draufzahlen. Bei Telefónica betonte man allerdings, dass man an einer Vielzahl verschiedener Marken festhalte, weil man so Kunden mit unterschiedlichen Ansprüchen besser in Visier nehmen könne.
Für die Kunden könnte es also teurer werden, im Gegenzug könnten sie aber auch von besseren Angeboten profitieren: In einem ausgewogenen Markt mit drei Mobilfunkanbietern werden sich diese eher um Qualität und innovative Dienste bemühen, um sich von den anderen abzuheben, meint Robert Wickel von der Unternehmensberatung Accenture.
Doch dass es keinen zwingenden Zusammenhang zwischen der Größe eines Mobilfunkanbieters und dessen Bereitschaft zu Investitionen vor allem in den Netzausbau, gibt, das räumte selbst Wettbewerbshüter Almunia ein. Er hat deshalb einige Auflagen gemacht, damit der Wettbewerb nicht auf der Strecke bleibt, wenn es nur noch drei statt vier Mobilfunkanbieter gibt. Erstens muss das neue Unternehmen bereit sein, einen Teil seines Funkspektrums an einen möglichen neuen Netzbetreiber zu veräußern. Allerdings ist solch ein Newcomer bislang nicht in Sicht. Der hiesige Mobilfunkmarkt gilt zwar als lukrativ, aber eben auch als hart umkämpft.
Zweitens schreibt die Kommission Telefónica vor, anderen Anbietern in größerem Maße Zugang zu seinem Funknetz zu gewähren, das auf dem Standard LTE basiert und Daten besonders schnell überträgt.
Und drittens stärkt Brüssel die sogenannten virtuellen Netzbetreiber. Anders als E-Plus, Telefónica, Telekom und Vodafone verfügen diese nicht über ein eigenes Netz. Sie mieten sich bei den Netzbetreibern ein, um ebenfalls im Geschäft mit dem mobilen Telefonieren und Surfen mitzumischen. Für die klassischen Netzbetreiber lohnt sich dies zumeist, weil sie ihre Netze auslasten müssen – ein wenig wie die Fluggesellschaften, die bei Transatlantikflügen Miese machen, wenn ihre Maschinen nur zur Hälfte besetzt sind.
Drillisch ist einer dieser virtuellen Netzbetreiber, der mit den Marken McSim oder Simply zwei Millionen Kunden zählt. Die Firma hat bereits angekündigt, zusätzlich 20 Prozent der Kapazitäten in jenen Mobilfunknetzen abzunehmen, die nach dem Erwerb von E-Plus zu Telefónica gehören. Sie hofft, auf diese Weise noch mehr Kunden anzulocken. Drillisch hat sich deshalb auch die Option auf weitere zehn Prozent der Netzkapazitäten gesichert.
Zu welchen Bedingungen die Mobilfunkanbieter mit eigenem Netz ihre Leitungen und Funkmasten den kleineren Konkurrenten überlassen, bestimmen sie allerdings selbst. Branchenexperten halten deshalb die Möglichkeiten der virtuellen Netzbetreiber, mit schnelleren Übertragungsgeschwindigkeiten oder günstigeren Preisen beim Kunden zu punkten, für gering.
Bei der Telekom hält man diese Auflage deshalb für verfehlt. Da würden „gezielt Anbieter ohne eigene Netzinfrastruktur gestärkt, die nichts zum weiteren Breitbandausbau beitragen“, meint Niek Jan van Damme, der das Deutschlandgeschäft verantwortet. Bei Vodafone, bislang die Nummer zwei hinter der Telekom, sieht man das ähnlich, auch wenn man sich nicht traut, seinen Ärger in so deutliche Worte zu fassen.
Von René Schuster war dazu kein Wort mehr zu vernehmen. Der Manager hatte den Deal zwar eingefädelt, sich aber Anfang Februar überraschend und eilig zurückgezogen. Das neue Gemeinschaftsunternehmen wird in Zukunft von Thorsten Dirks geführt, bislang Chef bei E-Plus.