San Francisco – Vor einer Woche hatte Brian Mayer die Idee für ein neues Start-up, wenige Tage später ist er der meistgehasste Mann San Franciscos. Dabei wollte er eigentlich nur schneller an sein Essen kommen. Was also ist da passiert?
Für fünf bis zehn Dollar kann man bei "Reservation Hop" reservierte Plätze in Nobelrestaurans kaufen.
Die Idee des Jung-Entrepreneurs entstand, als er an einer der vielen Imbisswagen in der Stadt eine halbe Stunde auf einen Burrito warten musste. „Es muss einen Markt für die Menschen geben, die in den besten Restaurants der Stadt auf einen Tisch warten“, beschreibt er seine Überlegung in einem Blogeintrag. Wie Mayer diesen Markt schafft, ist so clever wie unverschämt: Zunächst reserviert er unter falschen Namen möglichst viele Tische in Nobelrestaurants, danach bietet er sie auf seiner Seite „Reservation Hop“ für fünf bis zehn Dollar zum Kauf an. Den falschen Reservierungsnamen erhalten die Nutzer kurz vor ihrem Restaurantbesuch. Klingt einfach – ist aber auch ziemlich dreist!
Nun ist Dreistigkeit Teil der Technologiekultur rund um San Francisco, doch bei „Reservation Hop“ hört der Spaß offensichtlich auf: Schon Stunden nach dem Start hagelte es via Twitter Kritik von Einwohnern und aus der Branche. Sein Dienst sei „technologiegetriebene Abzocke“, und Mayer der „schäbigste Tech-Drecksack“ der Gegend. Vor allem aber zeige die Idee den Mangel an Moral, weswegen das Silicon Valley immer größeres Misstrauen auf sich ziehe, finden viele.
Vor wenigen Wochen hatte die App „Monkey Parking“ für ähnlich viel Aufregung gesorgt. Mit ihrer Hilfe konnten Parkende in San Francisco ihren Stellplatz versteigern. Wer gerade ausparkt, wartet einfach darauf, dass ein Parkplatz-Sucher in der Nähe ihm per Smartphone Geld für das Freihalten bietet, und „Monkey Parking“ erhält eine Provision. Die Stadt hat den Dienst inzwischen per Unterlassungserklärung gestoppt. Nun sind Zwischenhändler kein neues Phänomen, Online-Zweitmärkte für Eintrittskarten beispielsweise funktionieren ähnlich. Die Reservierung eines Tischs oder das Finden eines freien Parkplatzes im öffentlichen Raum waren bislang allerdings in der Regel kostenlos. Die neuen Dienste schaffen nun einen künstlichen Markt, der den Alltag verteuert und kommerzialisiert, in dem das Start-up aber keinerlei Risiko trägt.
Ein Großteil der Akteure im Silicon Valley ist sich bewusst, dass diese Entwicklung nicht im Sinne des Erfinders ist. Fast alle Meinungsmacher können sich deshalb darauf einigen, dass ein Dienst wie „Reservation Hop“ unethisch ist und nur einen Namen verdient hat: „Jerk-Tech“ also „Dummkopf-Technologie“. Parker Higgins von der digitalen Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation beschreibt das Phänomen so: „Das utopische Versprechen der Computertechnik war, Mehrwert für jeden zu schaffen. Nun wird das auf den Kopf gestellt: Jerk-Tech geht es um ständiges Aussaugen.“
Entrepreneur Mayer sieht dies natürlich anders und verteidigt sich in einem Blogeintrag. „Ist es wirklich unethisch, wenn jemand dafür bezahlen möchte?“, fragt er, um dann aber gleichzeitig zuzugeben, er habe sich gar nicht erst um moralische Fragen gekümmert. Und auch nicht darüber nachgedacht, was die Restaurants davon halten, dass er an ihrem Angebot heimlich mitverdienen möchte. Die Seite sei „ein Experiment“, und er werde sich womöglich mit den Gastronomen in Verbindung setzen, erklärte er. Falls aber jemand einen guten Tisch suche: Die Seite sei natürlich weiterhin online.
Veteranen des Silicon Valley nehmen mit Sorge zur Kenntnis, wie gerade eine Generation junger weißer Männer das einst von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ausgegebene Motto „Bewege dich schnell und mach Dinge kaputt“ derzeit auf die Spitze treibt. Die Rücksichtslosigkeit und Arroganz, die sich in fragwürdigen Geschäftsmodellen ebenso wie in den Sexismusvorwürfen gegen einige bekannte Junggründer widerspiegelt, schadet dem Ruf der Branche inzwischen massiv.
Vielleicht sei ja das viele Risikokapital, das gerade auf dem Markt ist, schuld daran, vermutet der Tech-Beobachter Mathew Ingram. Es sei immer schwieriger, einige Start-up-Ideen von bitterbösen Parodien zu unterscheiden. Immerhin: Dass eine Idee wie „Reservation Hop“ kollektive Abscheu hervorrufe, sei „ein Indiz, dass es noch Hoffnung gibt“.
Für fünf bis zehn Dollar kann man bei "Reservation Hop" reservierte Plätze in Nobelrestaurans kaufen.
Die Idee des Jung-Entrepreneurs entstand, als er an einer der vielen Imbisswagen in der Stadt eine halbe Stunde auf einen Burrito warten musste. „Es muss einen Markt für die Menschen geben, die in den besten Restaurants der Stadt auf einen Tisch warten“, beschreibt er seine Überlegung in einem Blogeintrag. Wie Mayer diesen Markt schafft, ist so clever wie unverschämt: Zunächst reserviert er unter falschen Namen möglichst viele Tische in Nobelrestaurants, danach bietet er sie auf seiner Seite „Reservation Hop“ für fünf bis zehn Dollar zum Kauf an. Den falschen Reservierungsnamen erhalten die Nutzer kurz vor ihrem Restaurantbesuch. Klingt einfach – ist aber auch ziemlich dreist!
Nun ist Dreistigkeit Teil der Technologiekultur rund um San Francisco, doch bei „Reservation Hop“ hört der Spaß offensichtlich auf: Schon Stunden nach dem Start hagelte es via Twitter Kritik von Einwohnern und aus der Branche. Sein Dienst sei „technologiegetriebene Abzocke“, und Mayer der „schäbigste Tech-Drecksack“ der Gegend. Vor allem aber zeige die Idee den Mangel an Moral, weswegen das Silicon Valley immer größeres Misstrauen auf sich ziehe, finden viele.
Vor wenigen Wochen hatte die App „Monkey Parking“ für ähnlich viel Aufregung gesorgt. Mit ihrer Hilfe konnten Parkende in San Francisco ihren Stellplatz versteigern. Wer gerade ausparkt, wartet einfach darauf, dass ein Parkplatz-Sucher in der Nähe ihm per Smartphone Geld für das Freihalten bietet, und „Monkey Parking“ erhält eine Provision. Die Stadt hat den Dienst inzwischen per Unterlassungserklärung gestoppt. Nun sind Zwischenhändler kein neues Phänomen, Online-Zweitmärkte für Eintrittskarten beispielsweise funktionieren ähnlich. Die Reservierung eines Tischs oder das Finden eines freien Parkplatzes im öffentlichen Raum waren bislang allerdings in der Regel kostenlos. Die neuen Dienste schaffen nun einen künstlichen Markt, der den Alltag verteuert und kommerzialisiert, in dem das Start-up aber keinerlei Risiko trägt.
Ein Großteil der Akteure im Silicon Valley ist sich bewusst, dass diese Entwicklung nicht im Sinne des Erfinders ist. Fast alle Meinungsmacher können sich deshalb darauf einigen, dass ein Dienst wie „Reservation Hop“ unethisch ist und nur einen Namen verdient hat: „Jerk-Tech“ also „Dummkopf-Technologie“. Parker Higgins von der digitalen Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation beschreibt das Phänomen so: „Das utopische Versprechen der Computertechnik war, Mehrwert für jeden zu schaffen. Nun wird das auf den Kopf gestellt: Jerk-Tech geht es um ständiges Aussaugen.“
Entrepreneur Mayer sieht dies natürlich anders und verteidigt sich in einem Blogeintrag. „Ist es wirklich unethisch, wenn jemand dafür bezahlen möchte?“, fragt er, um dann aber gleichzeitig zuzugeben, er habe sich gar nicht erst um moralische Fragen gekümmert. Und auch nicht darüber nachgedacht, was die Restaurants davon halten, dass er an ihrem Angebot heimlich mitverdienen möchte. Die Seite sei „ein Experiment“, und er werde sich womöglich mit den Gastronomen in Verbindung setzen, erklärte er. Falls aber jemand einen guten Tisch suche: Die Seite sei natürlich weiterhin online.
Veteranen des Silicon Valley nehmen mit Sorge zur Kenntnis, wie gerade eine Generation junger weißer Männer das einst von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ausgegebene Motto „Bewege dich schnell und mach Dinge kaputt“ derzeit auf die Spitze treibt. Die Rücksichtslosigkeit und Arroganz, die sich in fragwürdigen Geschäftsmodellen ebenso wie in den Sexismusvorwürfen gegen einige bekannte Junggründer widerspiegelt, schadet dem Ruf der Branche inzwischen massiv.
Vielleicht sei ja das viele Risikokapital, das gerade auf dem Markt ist, schuld daran, vermutet der Tech-Beobachter Mathew Ingram. Es sei immer schwieriger, einige Start-up-Ideen von bitterbösen Parodien zu unterscheiden. Immerhin: Dass eine Idee wie „Reservation Hop“ kollektive Abscheu hervorrufe, sei „ein Indiz, dass es noch Hoffnung gibt“.