Wer in den Sommerferien sonntags den Regensburger Dom besucht, um die weltberühmten Domspatzen live am Hochaltar zu erleben, wird enttäuscht sein. In den Ferien singen sie nicht mehr. Früher brachten sie eine Ferienbesetzung zusammen, die den Gottesdienst souverän untermalte. Dann aber schaffte der Bischof den Ferienchor ab, um die Sänger zu schonen, die wenigen, die noch kamen. Die Domspatzen haben Probleme mit dem Nachwuchs. Und damit sind sie nicht allein. Auch andere traditionsreiche Knabenchöre bangen. „Das Singen“, sagt Thomas Miederer, Internats-Direktor beim Windsbacher Knabenchor, „hat an Stellenwert verloren. Das Geschäft, singfähige Jungen zu finden, wird schwieriger.“
Seltenes Bild: Ein voll besetzter Knabenchor, hier der Tölzer Knabenchor in München in der Theatinerkirche.
Die Windsbacher hatten üblicherweise gut 30 Neuzugänge im Jahr, inzwischen habe sich die Zahl etwa bei zwei Drittel davon eingependelt, sagt Miederer. Noch krasser ist der Sängerschwund bei den Domspatzen. Für das neue Schuljahr haben sich laut Chormanager Christof Hartmann 37 Fünftklässler angemeldet. Bis vor fünf Jahren starteten die Anfängerjahrgänge mit 60 bis 80 Sängern, noch früher waren sogar 90 gewöhnlich. Diese Zahlen brauchte der Chor auch, um die vielen Konzerte und seine Dienste im Dom zu bewältigen. Wenn man bedenkt, dass der Konzertchor mit 34 Knaben auf Tour geht, muss angesichts der nur 37 Neulinge Existenzangst aufkommen.
Der nicht minder berühmte Thomanerchor in Leipzig tritt dem Nachwuchsproblem schon einige Jahre entgegen – und das mit Erfolg. Die Thomaner schicken Scouts in Kindergärten, die mit den Kindern singen. „Weil zu Hause kaum noch gesungen wird, entdecken viele Kinder erst bei diesen Übungen, dass sie nicht nur eine Sprech-, sondern auch eine Singstimme haben“, sagt Geschäftsführer Stefan Altner. Wenn die Kinder begabt sind und die Eltern mitspielen, werden sie über die Grundschulzeit hinweg an den Thomanerchor herangeführt. Allerdings macht Altner ein Problem zu schaffen, das alle Knabenchöre plagt: die biologische Akzeleration. Die Buben kommen immer früher in die Pubertät – und damit in den Stimmbruch. „Zu Bachs Zeiten“, sagt Altner, „setzte das mit 16 bis 18 Jahren ein, heutzutage kommen die ersten mit zwölfeinhalb Jahren in den Stimmbruch.“
Eine Ausnahme ist der Tölzer Knabenchor. Er meldet konstante Aufnahmezahlen von 60 bis 80 Kindern. Das hängt zum einen mit dem zahlenmäßigen Potenzial im Ballungsraum München zusammen, zum anderen mit der Struktur des Chors: Die Tölzer sind im Vergleich zu den katholisch ausgerichteten Domspatzen, die das hauseigene Gymnasium besuchen müssen und dort im Internat leben können, weniger institutionalisiert und treffen sich nur drei Mal pro Woche zu Proben.
Dass die Nachfrage nach Internaten sinkt, erschwert Windsbachern wie Domspatzen, die mit knapp 200 Internatsschülern nach eigenen Angaben das größte Jungeninternat in Deutschland führen, das Rekrutieren von Sängern. Die Domspatzen stellen jetzt ihren Schulbetrieb und ihre Chorprobezeiten um. Die Knaben singen künftig 75 Minuten am Tag. Manager Hartmann wirbt mit Tourneen nach New York und Washington. An den Feriensonntagen haben die Sänger frei.
Seltenes Bild: Ein voll besetzter Knabenchor, hier der Tölzer Knabenchor in München in der Theatinerkirche.
Die Windsbacher hatten üblicherweise gut 30 Neuzugänge im Jahr, inzwischen habe sich die Zahl etwa bei zwei Drittel davon eingependelt, sagt Miederer. Noch krasser ist der Sängerschwund bei den Domspatzen. Für das neue Schuljahr haben sich laut Chormanager Christof Hartmann 37 Fünftklässler angemeldet. Bis vor fünf Jahren starteten die Anfängerjahrgänge mit 60 bis 80 Sängern, noch früher waren sogar 90 gewöhnlich. Diese Zahlen brauchte der Chor auch, um die vielen Konzerte und seine Dienste im Dom zu bewältigen. Wenn man bedenkt, dass der Konzertchor mit 34 Knaben auf Tour geht, muss angesichts der nur 37 Neulinge Existenzangst aufkommen.
Der nicht minder berühmte Thomanerchor in Leipzig tritt dem Nachwuchsproblem schon einige Jahre entgegen – und das mit Erfolg. Die Thomaner schicken Scouts in Kindergärten, die mit den Kindern singen. „Weil zu Hause kaum noch gesungen wird, entdecken viele Kinder erst bei diesen Übungen, dass sie nicht nur eine Sprech-, sondern auch eine Singstimme haben“, sagt Geschäftsführer Stefan Altner. Wenn die Kinder begabt sind und die Eltern mitspielen, werden sie über die Grundschulzeit hinweg an den Thomanerchor herangeführt. Allerdings macht Altner ein Problem zu schaffen, das alle Knabenchöre plagt: die biologische Akzeleration. Die Buben kommen immer früher in die Pubertät – und damit in den Stimmbruch. „Zu Bachs Zeiten“, sagt Altner, „setzte das mit 16 bis 18 Jahren ein, heutzutage kommen die ersten mit zwölfeinhalb Jahren in den Stimmbruch.“
Eine Ausnahme ist der Tölzer Knabenchor. Er meldet konstante Aufnahmezahlen von 60 bis 80 Kindern. Das hängt zum einen mit dem zahlenmäßigen Potenzial im Ballungsraum München zusammen, zum anderen mit der Struktur des Chors: Die Tölzer sind im Vergleich zu den katholisch ausgerichteten Domspatzen, die das hauseigene Gymnasium besuchen müssen und dort im Internat leben können, weniger institutionalisiert und treffen sich nur drei Mal pro Woche zu Proben.
Dass die Nachfrage nach Internaten sinkt, erschwert Windsbachern wie Domspatzen, die mit knapp 200 Internatsschülern nach eigenen Angaben das größte Jungeninternat in Deutschland führen, das Rekrutieren von Sängern. Die Domspatzen stellen jetzt ihren Schulbetrieb und ihre Chorprobezeiten um. Die Knaben singen künftig 75 Minuten am Tag. Manager Hartmann wirbt mit Tourneen nach New York und Washington. An den Feriensonntagen haben die Sänger frei.