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Zehntausende fliehen vor Terrormiliz im Irak

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Neue Eroberungen der Dschihadisten im Nordirak haben eine Flüchtlingswelle ausgelöst. Die ethnischen und religiösen Minderheiten, darunter die Christen, sind bedroht. Die Kämpfer des Islamischen Staates (IS) nahmen am Donnerstag die christliche Stadt Karakosch zwischen Mossul und Erbil ein, außerdem die Orte Tel Kaif, Bartella und Karamlesch.

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Ein Iraker beobachtet die Terrormiliz - die Lage im Irak bleibt angespannt

Dramatisch ist die Lage von Zehntausenden Angehörigen der vor allem kurdischen Jesiden, die auf das Sindschar-Gebirge geflüchtet sind. Sie haben in großer Hitze kaum Lebensmittel und kein Wasser und sind von den Dschihadisten umzingelt. „Ihre Situation ist dramatisch. Hunger ist nicht das größte Problem, aber Durst“, sagte Donatella Rovera von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International telefonisch aus dem Nordirak. Wie viele Todesopfer es gibt, ist schwer zu ermitteln.

Nach Angaben der New York Times erwägt die US-Regierung Luftangriffe gegen IS-Stellungen, um den Flüchtlingen zu helfen. Hunderte Menschen wurden offenbar verschleppt oder getötet, die genaue Zahl der Opfer ist unklar. „Ein Mädchen mit einer Beinwunde ist gestorben, das durch bessere medizinische Versorgung sicher überlebt hätte“, sagt Rovera, die Telefonkontakt mit den Menschen auf dem Sindschar-Gebirge hält. Versuche, die Menschen aus der Luft zu versorgen, blieben bislang offenbar erfolglos: „Ich habe mit niemandem gesprochen, der Lebensmittelpakete oder Wasser bekommen hat“, so Rovera. Nach UN-Angaben konnten am Donnerstag offenbar einige der Eingeschlossenen fliehen.

Die Jesiden sind eine Religionsgruppe, die Elemente des Christentums, des Judentums und des Islam aufgenommen haben. Sie leben über viele Länder der Region verstreut und werden oft verfolgt, weil sie für Radikale als „Teufelsanbeter“ gelten. Der Vorstoß der Extremisten bedroht den ethnischen und religiösen Reichtum in der nordirakischen Provinz Ninive, in der neben Jesiden und Christen auch Turkmenen leben und muslimische Schabak, die eine eigene Sprache und Kultur haben. Die Regierung des kurdischen Autonomiegebiets habe große Städte wie Erbil oder Dohuk angesichts des Ansturms gesperrt, berichtete Rovera. Angesichts der Lage in Ninive rief Papst Franziskus die Weltgemeinschaft auf, das „humanitäre Drama“ zu beenden. Der UN-Sicherheitsrat wollte noch in der Nacht zu Freitag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.

Auch in Deutschland sind die Auswirkungen des Konflikts zu spüren. Im westfälischen Herford griffen nach Polizeiangaben radikale Islamisten eine Gruppe jesidischer Männer an. Die Polizei nahm sechs Angreifer fest, die überwiegend aus Tschetschenien stammen. Sie werden verdächtigt, zwei Jesiden mit Messern angegriffen zu haben.

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