Twitch ist bald Teil von Youtube, das galt in der Tech-Branche eigentlich schon als so gut wie abgemacht. Meldungen über den bevorstehenden Abschluss der Verhandlungen waren so zahlreich wie glaubwürdig. Doch nun kauft Amazon für 970 Millionen Dollar das Portal, auf dem live im Video zu sehen ist, wie Nutzer am Computer spielen.
Twitch auf der Gamescon diesen Jahresn: Jetzt gehört das Unternehmen zu Amazon
Warum aber kamen Google und Twitch am Ende doch nicht zusammen? Am Geld lag es nicht: Der finanzielle Part des Deals soll, so wird es kolportiert, mehr oder weniger identisch gewesen sein. Google-Kreise steckten allerdings dem Magazin Forbes, dass der Internetkonzern kartellrechtliche Probleme fürchtete. Das wäre aber bei allen größeren Youtube-Zukäufen der Fall.
Das Portal The Information vermutet einen anderen Grund hinter dem geplatzten Deal. Nämlich, dass Twitch nicht im Google-Universum versinken wollte. Amazon soll dem Start-up anders als Google weitgehende Unabhängigkeit zugesichert haben. Wenn man Googles Ruf als Start-up-Absorbiermaschine kennt, klingt das schon wahrscheinlicher.
Was aber bekommt Amazon nun für die größte Investition in der Geschichte des Konzerns? 55 Millionen Nutzer pro Monat, mehr als eine Million davon sind sogenannte Uploader. Sie erstellen also Inhalte für die Seite und laden sie hoch. Es gibt ein Abo-Modell namens Twitch Turbo, die Finanzdaten sind aber nicht bekannt. Twitch ist eigenen Angaben zufolge der viertgrößte Bandbreiten-Verbraucher in den USA nach Netflix, Youtube und Apple. Der Dienst wird sicherlich von Amazons Cloudserver-Expertise profitieren. Amazon ist ja schon länger nicht bloß ein Online-Versender, sondern auch ein großer Anbieter für Cloud-Dienste, also Rechenleistung und Speicherplatz im Netz. Das beantwortet aber noch nicht die Frage, was Amazon mit dem Portal anfangen möchte.
Wenn Computerspieler zusammenkommen, füllen sie Stadien – und zwar solche, die für Großereignisse gebaut wurden. So wird das Finale der Spielereihe „League of Legends“ in jenem Stadion stattfinden, in dem 2002 das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde. Es steht in Seoul und bietet Platz für 66000 Menschen. Wer nicht nach Südkorea kommen will, kann sich das Event über einen Livestream anschauen. Im vergangenen Jahr schauten 32 Millionen Menschen zu – über Twitch.
Auf Youtube gehören sogenannte „Letsplays“ zu den populärsten Kanälen. Man schaut Spielern dabei zu, wie sie sich durch ein Spiel arbeiten und es dabei kommentieren. Mit zu den erfolgreichsten Spielern gehört Felix Kjellberg, sein Nutzername lautet „Pewdiepie“. Kjellberg verdient laut Wall Street Journal vier Millionen Dollar pro Jahr alleine durch Werbeeinnahmen. Youtube setzt dabei vor allem auf Videos, die bereits abgeschlossene Spiele zeigen. Bei Twitch dagegen können die Zuschauer live dabei sein. Das hat den Vorteil, dass die Nutzer in Echtzeit mitdiskutieren können und näher am Spiel sind.
Twitch alleine auf Games-Gucken zu reduzieren, wäre jedoch zu kurz gegriffen. Das Team gilt als äußerst talentiert; durch das außergewöhnliche Community-Management ist die Plattform längst zu einem beachtlichen sozialen Videonetzwerk geworden. Wie ernst die Macher den Dialog mit den Kunden nehmen, zeigte sich schon am Montag: In einer öffentlichen Fragestunde beantworteten Firmenchef Emmett Shear und Amazon-Games-Chef Mike Frazzini per Videoübertragung Fragen der Nutzer. Und wer Spiele streamt, kann am Ende alle möglichen Live-Übertragungen ins Netz einspeisen – die Twitch-Vorgängerplattform Justin.TV war genau darauf ausgelegt. Auch das könnte durchaus eine Option sein für Amazon.
Während der Vorstellung des jüngsten Quartalsberichts betonte das Amazon-Management, noch mehr in Bewegtbilder zu investieren, um bessere Serien zu produzieren. Der Konzern unterhält gleichzeitig ein Videospiel-Studio und kaufte vor einem halben Jahr das Gaming-Studio Double Helix Games. Da passt der Kauf von Twitch gut ins Bild. Die Klammer dafür ist Amazons Abo-Dienst Prime, der eine kaufkräftige, junge Zielgruppe an die Plattform binden könnte, um im Idealfall Umsätze und Kundendaten zu generieren.
Am Wochenende berichtete das Wall Street Journal, dass Amazon an einem Anzeigennetzwerk ähnlich dem von Google arbeite. Da Amazon die Vorlieben seiner Kunden gut kennt, könnte das Google durchaus Konkurrenz machen. Mit Twitch hat die Firma nun einen Ausspielkanal für lukrative, personalisierte Videoanzeigen.
Hohe Umsätze, niedrige Gewinne – und zuletzt sogar Verluste: Trotz des überwiegenden Vertrauens in die Strategie von Firmengründer Jeff Bezos macht Amazon der Wall Street langsam Sorgen. Seit Anfang 2014 ist der Aktienkurs um fast 20 Prozent gesunken, nachdem es jahrelang mehr oder weniger nur aufwärts ging. Aber Amazon nimmt mit neuen Investitionen und der nun vollzogenen Übernahme absehbar höhere Verluste und damit einen sinkenden Aktienkurs in Kauf, um Angebot und Geschäftsmodell zu verbreitern.
Twitch auf der Gamescon diesen Jahresn: Jetzt gehört das Unternehmen zu Amazon
Warum aber kamen Google und Twitch am Ende doch nicht zusammen? Am Geld lag es nicht: Der finanzielle Part des Deals soll, so wird es kolportiert, mehr oder weniger identisch gewesen sein. Google-Kreise steckten allerdings dem Magazin Forbes, dass der Internetkonzern kartellrechtliche Probleme fürchtete. Das wäre aber bei allen größeren Youtube-Zukäufen der Fall.
Das Portal The Information vermutet einen anderen Grund hinter dem geplatzten Deal. Nämlich, dass Twitch nicht im Google-Universum versinken wollte. Amazon soll dem Start-up anders als Google weitgehende Unabhängigkeit zugesichert haben. Wenn man Googles Ruf als Start-up-Absorbiermaschine kennt, klingt das schon wahrscheinlicher.
Was aber bekommt Amazon nun für die größte Investition in der Geschichte des Konzerns? 55 Millionen Nutzer pro Monat, mehr als eine Million davon sind sogenannte Uploader. Sie erstellen also Inhalte für die Seite und laden sie hoch. Es gibt ein Abo-Modell namens Twitch Turbo, die Finanzdaten sind aber nicht bekannt. Twitch ist eigenen Angaben zufolge der viertgrößte Bandbreiten-Verbraucher in den USA nach Netflix, Youtube und Apple. Der Dienst wird sicherlich von Amazons Cloudserver-Expertise profitieren. Amazon ist ja schon länger nicht bloß ein Online-Versender, sondern auch ein großer Anbieter für Cloud-Dienste, also Rechenleistung und Speicherplatz im Netz. Das beantwortet aber noch nicht die Frage, was Amazon mit dem Portal anfangen möchte.
Wenn Computerspieler zusammenkommen, füllen sie Stadien – und zwar solche, die für Großereignisse gebaut wurden. So wird das Finale der Spielereihe „League of Legends“ in jenem Stadion stattfinden, in dem 2002 das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde. Es steht in Seoul und bietet Platz für 66000 Menschen. Wer nicht nach Südkorea kommen will, kann sich das Event über einen Livestream anschauen. Im vergangenen Jahr schauten 32 Millionen Menschen zu – über Twitch.
Auf Youtube gehören sogenannte „Letsplays“ zu den populärsten Kanälen. Man schaut Spielern dabei zu, wie sie sich durch ein Spiel arbeiten und es dabei kommentieren. Mit zu den erfolgreichsten Spielern gehört Felix Kjellberg, sein Nutzername lautet „Pewdiepie“. Kjellberg verdient laut Wall Street Journal vier Millionen Dollar pro Jahr alleine durch Werbeeinnahmen. Youtube setzt dabei vor allem auf Videos, die bereits abgeschlossene Spiele zeigen. Bei Twitch dagegen können die Zuschauer live dabei sein. Das hat den Vorteil, dass die Nutzer in Echtzeit mitdiskutieren können und näher am Spiel sind.
Twitch alleine auf Games-Gucken zu reduzieren, wäre jedoch zu kurz gegriffen. Das Team gilt als äußerst talentiert; durch das außergewöhnliche Community-Management ist die Plattform längst zu einem beachtlichen sozialen Videonetzwerk geworden. Wie ernst die Macher den Dialog mit den Kunden nehmen, zeigte sich schon am Montag: In einer öffentlichen Fragestunde beantworteten Firmenchef Emmett Shear und Amazon-Games-Chef Mike Frazzini per Videoübertragung Fragen der Nutzer. Und wer Spiele streamt, kann am Ende alle möglichen Live-Übertragungen ins Netz einspeisen – die Twitch-Vorgängerplattform Justin.TV war genau darauf ausgelegt. Auch das könnte durchaus eine Option sein für Amazon.
Während der Vorstellung des jüngsten Quartalsberichts betonte das Amazon-Management, noch mehr in Bewegtbilder zu investieren, um bessere Serien zu produzieren. Der Konzern unterhält gleichzeitig ein Videospiel-Studio und kaufte vor einem halben Jahr das Gaming-Studio Double Helix Games. Da passt der Kauf von Twitch gut ins Bild. Die Klammer dafür ist Amazons Abo-Dienst Prime, der eine kaufkräftige, junge Zielgruppe an die Plattform binden könnte, um im Idealfall Umsätze und Kundendaten zu generieren.
Am Wochenende berichtete das Wall Street Journal, dass Amazon an einem Anzeigennetzwerk ähnlich dem von Google arbeite. Da Amazon die Vorlieben seiner Kunden gut kennt, könnte das Google durchaus Konkurrenz machen. Mit Twitch hat die Firma nun einen Ausspielkanal für lukrative, personalisierte Videoanzeigen.
Hohe Umsätze, niedrige Gewinne – und zuletzt sogar Verluste: Trotz des überwiegenden Vertrauens in die Strategie von Firmengründer Jeff Bezos macht Amazon der Wall Street langsam Sorgen. Seit Anfang 2014 ist der Aktienkurs um fast 20 Prozent gesunken, nachdem es jahrelang mehr oder weniger nur aufwärts ging. Aber Amazon nimmt mit neuen Investitionen und der nun vollzogenen Übernahme absehbar höhere Verluste und damit einen sinkenden Aktienkurs in Kauf, um Angebot und Geschäftsmodell zu verbreitern.