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Bahn befürchtet neues Chaos im Winter

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Weil Siemens neue ICEs nicht pünktlich liefert, wird es besonders in der Weihnachtszeit eng. Täglich fehlen mehr als 3000 Sitzplätze. Schuld sind massive Software-Probleme der Züge.


Bahnfahrer müssen in diesem Winter erneut mit überfüllten und verspäteten Zügen rechnen. Grund sind Lieferverzögerungen beim neuen ICE-Velaro. Acht dieser Hochgeschwindigkeitszüge hätten vom 9.Dezember an, dem Tag des Fahrplanwechsels, im Einsatz sein sollen. Doch am Mittwochabend hatte Siemens mitgeteilt, dass es Probleme mit der Zulassung gebe und die Auslieferung auf unbestimmte Zeit verschoben werden müsse. Damit stünden täglich 3200 Sitzplätze weniger als geplant zur Verfügung, sagte der Fernverkehrschef Berthold Huber am Donnerstag in Berlin.




Der Schnee ist nicht das Problem, diesmal streikt die Software

Vor allem an Weihnachten, wo das Reiseaufkommen immer besonders hoch ist, werde sich das bemerkbar machen. Die acht Züge wären eine wichtige Säule für die Stabilisierung des Fahrplans gewesen, sagte Huber. 'Unsere Kunden fühlen sich von Siemens im Stich gelassen.' Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ist nach Aussage seines Sprechers 'stocksauer' über die Verzögerung. Feste Zusagen von 'allerhöchster Ebene' seien nicht eingehalten worden.

Die letzten neuen Fernverkehrszüge hatte die Bahn vor sieben Jahren in Betrieb genommen. Seither besteht die ICE-Flotte aus 253 Zügen. Doch weil diese seit einem Unfall in Köln im Jahr 2008 deutlich öfter zur Kontrolle in die Werkstatt müssen, als die Bahn geplant hatte, fehlen ihr im täglichen Betrieb ständig zwölf ICEs. 'Wir hätten die Züge jetzt einfach sehr, sehr gut gebrauchen können', sagte Huber. Erst recht, wo der Winter vor der Tür stehe.

In den beiden Wintern 2009 und 2010, in denen es häufig und heftig geschneit hatte, war bei der Bahn mehrmals Chaos ausgebrochen. Oberleitungen froren ein, Züge blieben liegen, verspäteten sich oder fielen ganz aus. Auf den vergangenen Winter schließlich hatte sich die Bahn deutlich besser vorbereitet. Doch der blieb vergleichsweise mild.Der Konzern blickt deshalb mit Sorge auf den nun bevorstehenden Winter. Sollte er streng werden, droht erneut Chaos. Zwar hat die Bahn Werkstatt- und Schneeräumkapazitäten aufgestockt sowie Weichenheizungen erneuert, doch besitzt sie nach wie vor zu wenig Züge. Die acht neuen ICE vom Typ Velaro sollten zur Aufstockung der Reserve für verkehrsreiche Tage dienen. Doch daraus wird vorerst nichts. Siemens werde frühestens in zwei Monaten liefern, sagte Technikvorstand Volker Kefer. Und selbst das sei ungewiss, da die letzten Testfahrten gezeigt hätten, dass es noch massive Softwareprobleme gebe. Über Schadenersatz-Forderungen könne er erst etwas sagen, wenn endgültig feststehe, wann Siemens liefere.

Für den Technikkonzern ist das Ganze äußerst peinlich. Eigentlich hätte er bereits im vergangenen Jahr die ersten von insgesamt 16 ICE-Velaros liefern sollen. Die Bahn wollte damit nach Marseille fahren und von 2013 an sogar nach London. Doch weil ständig neue Probleme auftauchten, verschob sich die Zulassung durch das Eisenbahn-Bundesamt immer weiter nach hinten.

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