Wer kenne das nicht, fragt der Autor am Anfang des Buches: „Kurz nach Ablauf der Gewährleistungspflicht eines Produkts geht es kaputt.“ Die Botschaft der Wer-kennt-das-nicht-Frage: Wir können zwar nicht beweisen, ob Absicht dahintersteckt, aber ich und du, lieber Leser, wir wissen es, weil wir es beide schon erlebt haben. Ziemlich clever dieser erste Satz, der Leser hängt gleich am Haken. Aber was ist wirklich dran an der These, dass Hersteller ihre Produkte so konstruieren, dass sie nach einer bestimmten Zeit kaputtgehen?
Mit dieser Frage beschäftigt sich Christian Kreiß in seinem Buch „Geplanter Verschleiß“. Der verschwörerische Untertitel: „Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt und wie wir uns dagegen wehren können“. Letzteres schildert Kreiß auf elf Seiten, auf den übrigen 190 Seiten breitet er seine These vom systematischen Betrug der Großkonzerne am Verbraucher aus – führt dafür aber kaum Beweise an. Immer wieder nennt er das 1924 aufgedeckte Kartell führender Glühlampenhersteller, die gemeinschaftlich die Lebensdauer ihrer Birnen auf 1000 Stunden begrenzt hatten. Beispiele aus der Gegenwart sind hingegen rar. Eines ist die Theorie, Apple verlangsame seine Smartphones und Tablets künstlich, um die Kunden zum Kauf der besseren Nachfolgegeräte zu animieren.
Immer wieder gehen technische Geräte kurz nach Ablauf der Gewährleistungspflicht kaputt.
Dass das Buch kaum Stichhaltiges liefert, liegt dem Autor zufolge daran, dass geplanter Verschleiß „sehr schwierig“ nachzuweisen sei, „da die Planungsunterlagen zu Produktentwicklungen interne Betriebsgeheimnisse sind“. Weil es Kreiß bei seiner Recherche offensichtlich nicht gelungen ist, an solche geheimen Unterlagen zu gelangen, muss er einräumen, „bestenfalls einigermaßen plausible Schätzungen abgeben“ zu können. Entsprechend wackelig ist seine auf Annahmen gestützte Rechnung, frühzeitiger Produkttod koste jeden Deutschen im Monat 110 Euro.
Statt Beweise zu liefern, nennt Kreiß umso mehr Gründe für seine Theorien. Die erwartbare Hauptursache: Der Profit sei den Konzernen wichtiger als das Wohl des Konsumenten. So gesehen, ist Kreiß’ Lösungsvorschlag nur konsequent: Ein neues Wirtschaftssystem ohne Wachstums- und Renditezwang müsse her. Die Frage, wie sich der Einzelne gegen den geplanten Verschleiß der Industrie wehren könne, beantwortet der Autor mit einer Handvoll Tipps: So sollten die Leute mehr teilen und tauschen und überhaupt genügsamer sein.
Den Einwand, eine Gesellschaft, in der alles billig sein muss, trage Mitschuld an der Kurzlebigkeit mancher Produkte, lässt Christian Kreiß übrigens nicht gelten. Er müsste sonst zugeben, dass die Hersteller nicht nur tricksen, weil sie es so wollen – sondern auch, weil der Verbraucher andere Prioritäten hat.
Christian Kreiß: Geplanter Verschleiß. Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt und wie wir uns dagegen wehren können. Europa Verlag, 2014. 240 Seiten, 18.99 Euro.
Mit dieser Frage beschäftigt sich Christian Kreiß in seinem Buch „Geplanter Verschleiß“. Der verschwörerische Untertitel: „Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt und wie wir uns dagegen wehren können“. Letzteres schildert Kreiß auf elf Seiten, auf den übrigen 190 Seiten breitet er seine These vom systematischen Betrug der Großkonzerne am Verbraucher aus – führt dafür aber kaum Beweise an. Immer wieder nennt er das 1924 aufgedeckte Kartell führender Glühlampenhersteller, die gemeinschaftlich die Lebensdauer ihrer Birnen auf 1000 Stunden begrenzt hatten. Beispiele aus der Gegenwart sind hingegen rar. Eines ist die Theorie, Apple verlangsame seine Smartphones und Tablets künstlich, um die Kunden zum Kauf der besseren Nachfolgegeräte zu animieren.
Immer wieder gehen technische Geräte kurz nach Ablauf der Gewährleistungspflicht kaputt.
Dass das Buch kaum Stichhaltiges liefert, liegt dem Autor zufolge daran, dass geplanter Verschleiß „sehr schwierig“ nachzuweisen sei, „da die Planungsunterlagen zu Produktentwicklungen interne Betriebsgeheimnisse sind“. Weil es Kreiß bei seiner Recherche offensichtlich nicht gelungen ist, an solche geheimen Unterlagen zu gelangen, muss er einräumen, „bestenfalls einigermaßen plausible Schätzungen abgeben“ zu können. Entsprechend wackelig ist seine auf Annahmen gestützte Rechnung, frühzeitiger Produkttod koste jeden Deutschen im Monat 110 Euro.
Statt Beweise zu liefern, nennt Kreiß umso mehr Gründe für seine Theorien. Die erwartbare Hauptursache: Der Profit sei den Konzernen wichtiger als das Wohl des Konsumenten. So gesehen, ist Kreiß’ Lösungsvorschlag nur konsequent: Ein neues Wirtschaftssystem ohne Wachstums- und Renditezwang müsse her. Die Frage, wie sich der Einzelne gegen den geplanten Verschleiß der Industrie wehren könne, beantwortet der Autor mit einer Handvoll Tipps: So sollten die Leute mehr teilen und tauschen und überhaupt genügsamer sein.
Den Einwand, eine Gesellschaft, in der alles billig sein muss, trage Mitschuld an der Kurzlebigkeit mancher Produkte, lässt Christian Kreiß übrigens nicht gelten. Er müsste sonst zugeben, dass die Hersteller nicht nur tricksen, weil sie es so wollen – sondern auch, weil der Verbraucher andere Prioritäten hat.
Christian Kreiß: Geplanter Verschleiß. Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt und wie wir uns dagegen wehren können. Europa Verlag, 2014. 240 Seiten, 18.99 Euro.