In Hollywood macht man sich aus strategischen Gründen ganz gern mal frei, allerdings legt man dabei schon Wert darauf, den Zeitpunkt und den Grad der Entblößung selbst zu bestimmen. Mehr als 100 Prominenten, fast ausschließlich Frauen, wurden beide Entscheidungen am Sonntag unfein abgenommen. Sie wurden offenbar Opfer eines großflächigen Hacker-Angriffs: Auf 4Chan, einer der Ecken im Internet, wo sich schon mal etwas ungemütliche Zeitgenossen herumtreiben, tauchten zahlreiche intime Fotos auf, unter anderem von Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence („Silver Linings“), Model Kate Upton und Sängerin Rihanna.
Hier angezogen, im Netz nackt: Jennifer Lawrence und Rihanna
Einige Betroffene dementierten die Echtheit der Bilder, andere bestätigten sie. Schauspielerin Mary E. Winstead („Final Destination 3“) twitterte: „An all jene, die sich die Fotos anschauen, die ich vor Jahren mit meinem Ehemann im Schutz unseres Zuhauses gemacht habe – ich hoffe, ihr kommt euch toll vor.“ Jennifer Lawrences Agent sprach von einer „entsetzlichen Verletzung der Privatsphäre“. Er kündigte an, rechtlich gegen jeden vorzugehen, der die „gestohlenen Bilder“ verbreite.
Die Frage ist freilich, wie die Bilder überhaupt von den Handys und Rechnern der Prominenten geklaut werden konnten. Noch lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wie der Großangriff abgelaufen ist. In den Internetforen, dort, wo sich die Experten rumtreiben, liest man immer wieder eine Erklärung: Die Schwachstelle liegt demnach wohl bei Apples Online-Speicherdienst iCloud. Dazu muss man wissen: Smartphones, Tablets oder Computer von Apple sind in der Lage, automatische Sicherungskopien anzufertigen – auch von Fotos. Diese Technik ist kein Teufelszeug. Sie kann sehr nützlich sein. Wenn man etwa mal sein Handy zertrümmert, sind nicht gleich alle Bilder weg. Sie lagern noch auf den Servern von Apple, sind somit aber auch ein potenzielles Sicherheitsrisiko.
Im aktuellen Fall ist womöglich genau das ein Problem. Am Montag wurde etwas überraschend bekannt, dass Apple bei dem iCloud-Dienst „Find my iPhone“ keine Sicherung gegen Brachialangreifer eingebaut hat. Ein solcher Schutz ist üblicherweise Standard in der Technikindustrie und soll vor Angreifern schützen, die mittels einer speziellen Software alle möglichen Passwörter ausprobieren, so lange bis zufällig das richtige dabei ist. Bei Apple gab es einen solchen Schutz bislang offensichtlich nicht, weshalb mancher Experte mutmaßte, dass sich die Angreifer über diese Lücke Zugang zu den Daten verschafft haben könnten. Im Lauf des Tages reagierte das Unternehmen ungewöhnlich schnell auf die Meldung und begann, das Problem zu beheben. Das verstärkte den Eindruck, dass die konkrete Sicherheitslücke in diesem Fall wohl entdeckt ist.
Weil die Opfer des Hacker-Angriffs so prominent sind, werden die Fotos sicher noch für Diskussionen sorgen. Es geht um eine substanzielle Herausforderung: Datenschutz im digitalen Zeitalter ist eine außerordentlich komplizierte Angelegenheit. Es genügt nicht, einfach den Vorhang zuzuziehen und die Haustüre abzuschließen. Privatsphäre heute kostet Geld, Zeit, Nerven. Wer sein Leben über Smartphones und soziale Netzwerke so unbekümmert ausbreitet, wie die Anbieter das gerne hätten, geht fast immer ein Risiko ein. Diese Erfahrung machen längst nicht nur Prominente. Es kann jeden treffen, der solche Bilder von sich vorhält und sie zu lasch schützt. Offizielle Zahlen zum Klau pikanter Daten sind rar. Allein in Japan soll es aber zwischen 2008 und 2012 zu mehr als 27 000 ähnlichen Fällen gekommen sein.
Im Englischen haben sie für das lästige Phänomen längst einen eigenen Begriff gefunden: Revenge Porn, Pornografie aus Rache, beschreibt allerdings nicht nur die Angelegenheit, dass irgendwelche Typen anzügliche Fotos ihrer verflossenen Freundinnen hochladen. Dokumentiert sind auch härtere Fälle, in denen Täter aus Frauenfeindlichkeit oder allgemeinem Menschenhass aktiv wurden. Nicht selten werden die Opfer erpresst. Es geht dann um Geldzahlungen oder die Forderung, noch mehr Nacktbilder zu senden. Kommen die Bedrohten dem nicht nach, folgt die Veröffentlichung und öffentliche Bloßstellung. Experten gehen von mindestens 3000Webseiten aus, die an der Verbreitung solcher Fotos und Videos beteiligt sind. In den Vereinigten Staaten werden deshalb auch schon erste Gerichtsprozesse geführt, die dem Treiben Einhalt gebieten sollen.
Es ist allerdings fraglich, ob dies wirklich hilft, die Täter abzuschrecken. Möglicherweise aber könnte wachsendes Problembewusstsein sogar zu einem grundsätzlichen Kulturwandel im Netz führen. Unter amerikanischen Jugendlichen erfreuen sich seit einiger Zeit Smartphone-Apps großer Beliebtheit, deren Wesensmerkmal die Vergänglichkeit und Anonymität ist. Bilder bei dem Fotodienst Snapchat verschwinden nach einiger Zeit wieder. Bei Diensten wie Whisper und Secret gehört Anonymität zum Grundprinzip. Bei Befragungen geben Nutzer immer wieder an, dass ihnen die Kommunikation genau deshalb leichter falle.
Hier angezogen, im Netz nackt: Jennifer Lawrence und Rihanna
Einige Betroffene dementierten die Echtheit der Bilder, andere bestätigten sie. Schauspielerin Mary E. Winstead („Final Destination 3“) twitterte: „An all jene, die sich die Fotos anschauen, die ich vor Jahren mit meinem Ehemann im Schutz unseres Zuhauses gemacht habe – ich hoffe, ihr kommt euch toll vor.“ Jennifer Lawrences Agent sprach von einer „entsetzlichen Verletzung der Privatsphäre“. Er kündigte an, rechtlich gegen jeden vorzugehen, der die „gestohlenen Bilder“ verbreite.
Die Frage ist freilich, wie die Bilder überhaupt von den Handys und Rechnern der Prominenten geklaut werden konnten. Noch lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wie der Großangriff abgelaufen ist. In den Internetforen, dort, wo sich die Experten rumtreiben, liest man immer wieder eine Erklärung: Die Schwachstelle liegt demnach wohl bei Apples Online-Speicherdienst iCloud. Dazu muss man wissen: Smartphones, Tablets oder Computer von Apple sind in der Lage, automatische Sicherungskopien anzufertigen – auch von Fotos. Diese Technik ist kein Teufelszeug. Sie kann sehr nützlich sein. Wenn man etwa mal sein Handy zertrümmert, sind nicht gleich alle Bilder weg. Sie lagern noch auf den Servern von Apple, sind somit aber auch ein potenzielles Sicherheitsrisiko.
Im aktuellen Fall ist womöglich genau das ein Problem. Am Montag wurde etwas überraschend bekannt, dass Apple bei dem iCloud-Dienst „Find my iPhone“ keine Sicherung gegen Brachialangreifer eingebaut hat. Ein solcher Schutz ist üblicherweise Standard in der Technikindustrie und soll vor Angreifern schützen, die mittels einer speziellen Software alle möglichen Passwörter ausprobieren, so lange bis zufällig das richtige dabei ist. Bei Apple gab es einen solchen Schutz bislang offensichtlich nicht, weshalb mancher Experte mutmaßte, dass sich die Angreifer über diese Lücke Zugang zu den Daten verschafft haben könnten. Im Lauf des Tages reagierte das Unternehmen ungewöhnlich schnell auf die Meldung und begann, das Problem zu beheben. Das verstärkte den Eindruck, dass die konkrete Sicherheitslücke in diesem Fall wohl entdeckt ist.
Weil die Opfer des Hacker-Angriffs so prominent sind, werden die Fotos sicher noch für Diskussionen sorgen. Es geht um eine substanzielle Herausforderung: Datenschutz im digitalen Zeitalter ist eine außerordentlich komplizierte Angelegenheit. Es genügt nicht, einfach den Vorhang zuzuziehen und die Haustüre abzuschließen. Privatsphäre heute kostet Geld, Zeit, Nerven. Wer sein Leben über Smartphones und soziale Netzwerke so unbekümmert ausbreitet, wie die Anbieter das gerne hätten, geht fast immer ein Risiko ein. Diese Erfahrung machen längst nicht nur Prominente. Es kann jeden treffen, der solche Bilder von sich vorhält und sie zu lasch schützt. Offizielle Zahlen zum Klau pikanter Daten sind rar. Allein in Japan soll es aber zwischen 2008 und 2012 zu mehr als 27 000 ähnlichen Fällen gekommen sein.
Im Englischen haben sie für das lästige Phänomen längst einen eigenen Begriff gefunden: Revenge Porn, Pornografie aus Rache, beschreibt allerdings nicht nur die Angelegenheit, dass irgendwelche Typen anzügliche Fotos ihrer verflossenen Freundinnen hochladen. Dokumentiert sind auch härtere Fälle, in denen Täter aus Frauenfeindlichkeit oder allgemeinem Menschenhass aktiv wurden. Nicht selten werden die Opfer erpresst. Es geht dann um Geldzahlungen oder die Forderung, noch mehr Nacktbilder zu senden. Kommen die Bedrohten dem nicht nach, folgt die Veröffentlichung und öffentliche Bloßstellung. Experten gehen von mindestens 3000Webseiten aus, die an der Verbreitung solcher Fotos und Videos beteiligt sind. In den Vereinigten Staaten werden deshalb auch schon erste Gerichtsprozesse geführt, die dem Treiben Einhalt gebieten sollen.
Es ist allerdings fraglich, ob dies wirklich hilft, die Täter abzuschrecken. Möglicherweise aber könnte wachsendes Problembewusstsein sogar zu einem grundsätzlichen Kulturwandel im Netz führen. Unter amerikanischen Jugendlichen erfreuen sich seit einiger Zeit Smartphone-Apps großer Beliebtheit, deren Wesensmerkmal die Vergänglichkeit und Anonymität ist. Bilder bei dem Fotodienst Snapchat verschwinden nach einiger Zeit wieder. Bei Diensten wie Whisper und Secret gehört Anonymität zum Grundprinzip. Bei Befragungen geben Nutzer immer wieder an, dass ihnen die Kommunikation genau deshalb leichter falle.