Der Bundestrainer Joachim Löw fiel am Dienstag bei seiner Rückkehr auf die öffentliche Bühne nicht nur durch die schicke satinglänzende Trainingsjacke und den perfekten Sitz der Frisur auf, sondern auch durch ungewohnte lyrische Anwandlungen. In Erinnerung an die Zeiten der Weltmeisterschaft machte er „viele magische Momente“ geltend, sogar „Momente für die Ewigkeit“, die er „wie im Rausch“ erlebt und „maximal genossen“ habe. Diese großen Worte trug er allerdings mit eher verhaltener Leidenschaft vor, man bekam den Eindruck, dass sein Schwärmen weniger auf akuten Gefühlen als auf pflichtgemäßer Höflichkeit beruhte, weil das Publikum so etwas erwartet von einem Weltmeistertrainer. In Wirklichkeit scheint Löw längst im nächsten Abschnitt seiner schon mehr als acht Jahre währenden Regentschaft angekommen zu sein, an dessen Schluss das nächste Endspiel stehen soll. „Das nächste Ziel muss heißen: EM-Finale in Paris“, sagte er.
Mit der gleichen Prägnanz, mit der er das gewünschte Reiseziel festgelegt hatte, präsentierte Löw dann auch die Antworten auf die beiden grundlegenden Fragen, die am Anfang des Weges zu klären waren: Als neuen Assistenz-Trainer hat er Thomas Schneider engagiert, den vormaligen Coach des VfB Stuttgart, und als neuen Kapitän Bastian Schweinsteiger bestimmt. Der erste ist ein alter Bekannter, der andere ein alter Vertrauter. Den Verteidiger Schneider hatte Löw einst als Trainer beim VfBStuttgart selbst betreut, mit Schweinsteiger arbeitet er seit zehn Jahren im Nationalteam, die Beförderung – wenn man die Ernennung so bezeichnen will – war eine nahezu logische Entscheidung.
Bastian Schweinsteiger ist neuer Kapitän der Nationalmannschaft.
Doch bei all dieser Fortschrittlichkeit ist auch der Bundestrainer nicht frei von wehmütigen Reminiszenzen. Der Abschied von seinem langjährigen Assistenten Hansi Flick, der künftig beim DFB als Sportdirektor arbeitet, inspirierte Löw zu einer Laudatio, die ihm viel wichtiger zu sein schien als die Wiedererweckung von WM-Triumphgefühlen. „Der Hansi hatte einen maßgeblichen Anteil, sowohl sportlich wie auch menschlich“, hob Löw im Rückblick auf das Turnier hervor. Speziell in diesem Sommer war die Zusammenarbeit der beiden Trainer besonders eng. Das Publikum konnte sich davon oft genug selbst ein Bild machen: Die gewissenhaften Beratungen, die sie während der schwierigen WM-Spiele zum Beispiel gegen Ghana (2:2) oder gegen Algerien (2:1) auf und neben der Bank abhielten, hatten den Charakter von Konferenzen; es fehlten nur noch Kaffee, Kekse und Beschlussvorlagen. Flick hatte wohl bei keinem Turnier so viel Einfluss auf die Trainingsarbeit und so viel Verantwortung für die sportliche Strategie wie in Brasilien. Deshalb war es Löw wichtig, noch mal die Qualitäten des Vertrauten zu würdigen: „Kompetenz, Kopf, Herz, Hingabe“ – lauter Eigenschaften, die er nun zum Wohl seiner neuen Aufgabe nutzen werde.
Thomas Schneider, 41, stand als Kandidat für den Co-Trainer-Posten bereits im Mai zur Diskussion, an den entsprechenden Sondierungen hatte Löw aber kaum Anteil. Es war ja bekannt, dass er sich zu jenem Zeitpunkt nicht mit dem Thema beschäftigen wollte, weil ihn vor der WM kein anderes Thema mehr interessierte als die WM – vermutlich hätte er selbst die Entdeckung außerirdischen Lebens kaum zur Kenntnis genommen.
Nach seinem Urlaub führte Löw, wie er nun berichtete, in den vergangenen Wochen Gespräche „mit einigen Kandidaten“, bevor er den Beschluss fasste, mit Schneider arbeiten zu wollen. „Er hat eine eigene Meinung und einen starken Charakter“, stellte Löw fest. Die typische regionale Prägung bleibt auch gewahrt, wie Flick (und Löw) stammt Schneider aus dem Südwesten der Republik. Die Alternative wäre eine hausinterne Lösung gewesen, etwa der U19-Juniorentrainer Marcus Sorg (immerhin auch ein Süd-Badener), Löw zog aber einen externen Kandidaten vor. Seinen Job wird Schneider im Oktober antreten, bei den EM-Qualifikationsspielen in Warschau gegen Polen und in Gelsenkirchen gegen Irland wird er das Debüt geben.
Bastian Schweinsteiger stammt zwar nicht aus dem Südwesten, ansonsten lässt sich aber bei seiner Ernennung zum Skipper nicht viel Widersprüchliches entdecken. Seine häufig wiederkehrenden Verletzungen vielleicht und seine Absenzen vor allem bei den Testspielen? Löw wischte solche Bedenken energisch beiseite: „Schauen Sie sich das Bild vom Finale an. Was er da alles geleistet hat! Wenn es drauf ankommt, dann kann ich mich auf Bastian verlassen. Er hat ein großes Ziel – das ist die EM 2016. Und wenn er nicht da ist, dann haben wir einen unheimlich starken Spielerrat.“ Einen klassischen Stellvertreter gibt es offenbar nicht mehr.
Dem Spielerrat, neu formiert nach dem Abdanken von Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose, gehören nun außer Kapitän Schweinsteiger auch Manuel Neuer und Thomas Müller (alle FC Bayern), Sami Khedira (Real Madrid) und Mats Hummels (Dortmund) an. Die beiden Letztgenannten fehlen derzeit verletzt, die jüngste Diagnose traf Khedira: Bei einer Untersuchung am Dienstag bei DFB-Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München wurde ein Muskelbündelriss festgestellt. Wie lange der 27-Jährige, der das WM-Finale wegen einer Wadenblessur verpasste, nun ausfällt, ist völlig offen. Generell gilt für den neuen Spielerrat, dass eine einigermaßen demokratische Ordnung festzustellen ist: Neben den Vertretern der Großmächte bzw. der Ausländerfraktion fehlt nun lediglich ein Repräsentant der Minderheiten aus Leverkusen, Schalke oder Stuttgart.
Mit der gleichen Prägnanz, mit der er das gewünschte Reiseziel festgelegt hatte, präsentierte Löw dann auch die Antworten auf die beiden grundlegenden Fragen, die am Anfang des Weges zu klären waren: Als neuen Assistenz-Trainer hat er Thomas Schneider engagiert, den vormaligen Coach des VfB Stuttgart, und als neuen Kapitän Bastian Schweinsteiger bestimmt. Der erste ist ein alter Bekannter, der andere ein alter Vertrauter. Den Verteidiger Schneider hatte Löw einst als Trainer beim VfBStuttgart selbst betreut, mit Schweinsteiger arbeitet er seit zehn Jahren im Nationalteam, die Beförderung – wenn man die Ernennung so bezeichnen will – war eine nahezu logische Entscheidung.
Bastian Schweinsteiger ist neuer Kapitän der Nationalmannschaft.
Doch bei all dieser Fortschrittlichkeit ist auch der Bundestrainer nicht frei von wehmütigen Reminiszenzen. Der Abschied von seinem langjährigen Assistenten Hansi Flick, der künftig beim DFB als Sportdirektor arbeitet, inspirierte Löw zu einer Laudatio, die ihm viel wichtiger zu sein schien als die Wiedererweckung von WM-Triumphgefühlen. „Der Hansi hatte einen maßgeblichen Anteil, sowohl sportlich wie auch menschlich“, hob Löw im Rückblick auf das Turnier hervor. Speziell in diesem Sommer war die Zusammenarbeit der beiden Trainer besonders eng. Das Publikum konnte sich davon oft genug selbst ein Bild machen: Die gewissenhaften Beratungen, die sie während der schwierigen WM-Spiele zum Beispiel gegen Ghana (2:2) oder gegen Algerien (2:1) auf und neben der Bank abhielten, hatten den Charakter von Konferenzen; es fehlten nur noch Kaffee, Kekse und Beschlussvorlagen. Flick hatte wohl bei keinem Turnier so viel Einfluss auf die Trainingsarbeit und so viel Verantwortung für die sportliche Strategie wie in Brasilien. Deshalb war es Löw wichtig, noch mal die Qualitäten des Vertrauten zu würdigen: „Kompetenz, Kopf, Herz, Hingabe“ – lauter Eigenschaften, die er nun zum Wohl seiner neuen Aufgabe nutzen werde.
Thomas Schneider, 41, stand als Kandidat für den Co-Trainer-Posten bereits im Mai zur Diskussion, an den entsprechenden Sondierungen hatte Löw aber kaum Anteil. Es war ja bekannt, dass er sich zu jenem Zeitpunkt nicht mit dem Thema beschäftigen wollte, weil ihn vor der WM kein anderes Thema mehr interessierte als die WM – vermutlich hätte er selbst die Entdeckung außerirdischen Lebens kaum zur Kenntnis genommen.
Nach seinem Urlaub führte Löw, wie er nun berichtete, in den vergangenen Wochen Gespräche „mit einigen Kandidaten“, bevor er den Beschluss fasste, mit Schneider arbeiten zu wollen. „Er hat eine eigene Meinung und einen starken Charakter“, stellte Löw fest. Die typische regionale Prägung bleibt auch gewahrt, wie Flick (und Löw) stammt Schneider aus dem Südwesten der Republik. Die Alternative wäre eine hausinterne Lösung gewesen, etwa der U19-Juniorentrainer Marcus Sorg (immerhin auch ein Süd-Badener), Löw zog aber einen externen Kandidaten vor. Seinen Job wird Schneider im Oktober antreten, bei den EM-Qualifikationsspielen in Warschau gegen Polen und in Gelsenkirchen gegen Irland wird er das Debüt geben.
Bastian Schweinsteiger stammt zwar nicht aus dem Südwesten, ansonsten lässt sich aber bei seiner Ernennung zum Skipper nicht viel Widersprüchliches entdecken. Seine häufig wiederkehrenden Verletzungen vielleicht und seine Absenzen vor allem bei den Testspielen? Löw wischte solche Bedenken energisch beiseite: „Schauen Sie sich das Bild vom Finale an. Was er da alles geleistet hat! Wenn es drauf ankommt, dann kann ich mich auf Bastian verlassen. Er hat ein großes Ziel – das ist die EM 2016. Und wenn er nicht da ist, dann haben wir einen unheimlich starken Spielerrat.“ Einen klassischen Stellvertreter gibt es offenbar nicht mehr.
Dem Spielerrat, neu formiert nach dem Abdanken von Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose, gehören nun außer Kapitän Schweinsteiger auch Manuel Neuer und Thomas Müller (alle FC Bayern), Sami Khedira (Real Madrid) und Mats Hummels (Dortmund) an. Die beiden Letztgenannten fehlen derzeit verletzt, die jüngste Diagnose traf Khedira: Bei einer Untersuchung am Dienstag bei DFB-Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München wurde ein Muskelbündelriss festgestellt. Wie lange der 27-Jährige, der das WM-Finale wegen einer Wadenblessur verpasste, nun ausfällt, ist völlig offen. Generell gilt für den neuen Spielerrat, dass eine einigermaßen demokratische Ordnung festzustellen ist: Neben den Vertretern der Großmächte bzw. der Ausländerfraktion fehlt nun lediglich ein Repräsentant der Minderheiten aus Leverkusen, Schalke oder Stuttgart.