Manchmal gehört doch zusammen, was auf den ersten Blick aussieht wie Feuer und Wasser. Am Anfang des Films „Can ASong Save Your Life?“ stolpert ein Betrunkener im schwarzen Anzug in eine heruntergekommene Bar in Manhattan. Auf der Bühne singt ein Mädchen aus England ein Lied, das sie selbst geschrieben hat, über die Einsamkeit in New York und spielt dazu Gitarre. Als er hinterher bei ihr aufkreuzt und ihr einen Plattenvertrag anbietet, lässt sie ihn abblitzen. Sie hat Recht.
Keira Knightley singt über die Einsamkeit in New York.
Der Film springt zurück auf den Verlauf dieses Tages: Dan (Mark Ruffalo) hat mal ein Label mitbegründet, war unglaublich hip, aber an diesem Nachmittag hat ihn sein Partner rausgeschmissen. Dan findet Audiokommentare von halbidiotischen Musikern überflüssig und im Disney-Resort gezüchtete Popstars grässlich. Er hat nichts mehr zu bieten. Er bekommt aber eine zweite Chance – bei Gretta (Keira Knightley), dem Mädchen in der Bar, und überhaupt in der ganzen Welt. „Begin Again“ ist der Originaltitel dieses Films.
Mit einer ähnlichen Rezeptur, ein ungleiches Paar findet über die Musik zusammen, und man glaubt das alles, weil es wahrhaftig klingt, hat John Carney schon seinen Film „Once“ (2007) gemacht. Nun hat er die Straßen von Dublin hinter sich gelassen und macht sich auf in die Schluchten von New York. Gretta und Dan kommen aus unterschiedlichen Welten, aber sie glauben an die selben Götter – an Melodien und Gefühle, ethische Grenzen und Selbstachtung.
Das hilft, sie tun sich zusammen und produzieren ein Album auf den Straße – sie suchen sich ein paar verwandte Seelen, Musiker, die von ihrer Karriere im Stich gelassen wurden, und ziehen gemeinsam durch die Stadt. Sie spielen auf Dächern und in lärmenden Hinterhöfen und versuchen so, jene Authentizität entstehen zu lassen, nach der sich Pop-Produzenten sehnen, und die dann eben doch nur von alleine kommt. Die beiden sind einander die Rettungsanker: Gretta hat sich gerade von ihrem Freund getrennt, der tatsächlich ein Popstar geworden ist und sich prompt in einen Fremden verwandelt hat. Dan ist bei seiner Frau ausgezogen, und seine Teenie-Tochter (Hailee Steinfeld) ist seither latent aggressiv. Sie lösen jetzt alles zusammen, und nicht nur das mit der Musik.
Was dabei herauskam, ist ganz witzig, sehr rührend, und vor allem aber ist es sehr gut gemacht. Die Songs könnten vielleicht ein bisschen besser sein – und Keira Knightley, die erst Gitarre spielen lernen musste für diese Rolle, ist keine große Sängerin. Aber „Can ASong Save Your Life?“ ist die Sorte Kino, in der alles nach Handarbeit aussieht.
Die Räume sind wundervoll realistisch gestaltet, die Bruchbude von Grettas Kumpel Steve, der sie aufgenommen hat und das Haus von Dans Exfrau sind mit Liebe zum Detail ausgestattet, bis hin zu einer absurd geblümten Seifendose. Manchmal, im ersten Teil, trägt Carney zu dick auf. Für Dans Ohren, das ist sein Talent, ist Grettas Lied mehr als nur mitteprächtig zur Gitarre vorgetragen, er hört das gesamte Arrangement, alle Instrumente gleich mit – die Idee, dann das unbemannte Klavier und die herumliegenden Geigen auf der Bühne für diese Szene zum Leben zu erwecken, reicht aber maximal für zehn Sekunden, nicht für mehrere Minuten.
Im Verlauf des Films wird er dann immer sanfter und subtiler. Einmal beispielsweise wirft Gretta Dan vor, ganz nebenher, er habe seine Tochter im Stich gelassen, obwohl sie ganz wenig weiß über seine Trennung. Er springt auf, sie rennt ihm hinterher, holt ihn schließlich ein und umarmt ihn, von hinten; die Kamera aber geht diesen Weg nicht mit, sie bleibt auf Distanz.
Man glaubt sehr lange, „Can ASong Save Your Life?“ könnte doch noch auf eine romantische Komödie hinauslaufen – das tut er aber nur, wenn man den Begriff nicht sehr eng fasst. Eigentlich geht es darum, dass hier ein paar Leute nicht mitmachen wollen bei der ewigen Profitmaximierung und der Sucht, eine Karriere und die Musik und das Privatleben am Reißbrett durchzuplanen – und weil sie zusammenhalten, kommen sie dann damit durch. Ohne Verrat zu begehen an ihren Träumen oder sich selbst. Davon handeln moderne Märchen – von dem Traum, keinen Plattenvertrag zu unterschreiben. So weit ist es mit der Welt schon gekommen.
Begin Again, USA 2014 – Regie und Drehbuch: John Carney. Kamera: Yaron Orbach. Produktionsdesign: Chad Keith. Mit: Keira Knightley , Mark Ruffalo, Hailee Steinfeld, Adam Levine, Catherine Keener. Studiocanal, 104 Minuten.
Keira Knightley singt über die Einsamkeit in New York.
Der Film springt zurück auf den Verlauf dieses Tages: Dan (Mark Ruffalo) hat mal ein Label mitbegründet, war unglaublich hip, aber an diesem Nachmittag hat ihn sein Partner rausgeschmissen. Dan findet Audiokommentare von halbidiotischen Musikern überflüssig und im Disney-Resort gezüchtete Popstars grässlich. Er hat nichts mehr zu bieten. Er bekommt aber eine zweite Chance – bei Gretta (Keira Knightley), dem Mädchen in der Bar, und überhaupt in der ganzen Welt. „Begin Again“ ist der Originaltitel dieses Films.
Mit einer ähnlichen Rezeptur, ein ungleiches Paar findet über die Musik zusammen, und man glaubt das alles, weil es wahrhaftig klingt, hat John Carney schon seinen Film „Once“ (2007) gemacht. Nun hat er die Straßen von Dublin hinter sich gelassen und macht sich auf in die Schluchten von New York. Gretta und Dan kommen aus unterschiedlichen Welten, aber sie glauben an die selben Götter – an Melodien und Gefühle, ethische Grenzen und Selbstachtung.
Das hilft, sie tun sich zusammen und produzieren ein Album auf den Straße – sie suchen sich ein paar verwandte Seelen, Musiker, die von ihrer Karriere im Stich gelassen wurden, und ziehen gemeinsam durch die Stadt. Sie spielen auf Dächern und in lärmenden Hinterhöfen und versuchen so, jene Authentizität entstehen zu lassen, nach der sich Pop-Produzenten sehnen, und die dann eben doch nur von alleine kommt. Die beiden sind einander die Rettungsanker: Gretta hat sich gerade von ihrem Freund getrennt, der tatsächlich ein Popstar geworden ist und sich prompt in einen Fremden verwandelt hat. Dan ist bei seiner Frau ausgezogen, und seine Teenie-Tochter (Hailee Steinfeld) ist seither latent aggressiv. Sie lösen jetzt alles zusammen, und nicht nur das mit der Musik.
Was dabei herauskam, ist ganz witzig, sehr rührend, und vor allem aber ist es sehr gut gemacht. Die Songs könnten vielleicht ein bisschen besser sein – und Keira Knightley, die erst Gitarre spielen lernen musste für diese Rolle, ist keine große Sängerin. Aber „Can ASong Save Your Life?“ ist die Sorte Kino, in der alles nach Handarbeit aussieht.
Die Räume sind wundervoll realistisch gestaltet, die Bruchbude von Grettas Kumpel Steve, der sie aufgenommen hat und das Haus von Dans Exfrau sind mit Liebe zum Detail ausgestattet, bis hin zu einer absurd geblümten Seifendose. Manchmal, im ersten Teil, trägt Carney zu dick auf. Für Dans Ohren, das ist sein Talent, ist Grettas Lied mehr als nur mitteprächtig zur Gitarre vorgetragen, er hört das gesamte Arrangement, alle Instrumente gleich mit – die Idee, dann das unbemannte Klavier und die herumliegenden Geigen auf der Bühne für diese Szene zum Leben zu erwecken, reicht aber maximal für zehn Sekunden, nicht für mehrere Minuten.
Im Verlauf des Films wird er dann immer sanfter und subtiler. Einmal beispielsweise wirft Gretta Dan vor, ganz nebenher, er habe seine Tochter im Stich gelassen, obwohl sie ganz wenig weiß über seine Trennung. Er springt auf, sie rennt ihm hinterher, holt ihn schließlich ein und umarmt ihn, von hinten; die Kamera aber geht diesen Weg nicht mit, sie bleibt auf Distanz.
Man glaubt sehr lange, „Can ASong Save Your Life?“ könnte doch noch auf eine romantische Komödie hinauslaufen – das tut er aber nur, wenn man den Begriff nicht sehr eng fasst. Eigentlich geht es darum, dass hier ein paar Leute nicht mitmachen wollen bei der ewigen Profitmaximierung und der Sucht, eine Karriere und die Musik und das Privatleben am Reißbrett durchzuplanen – und weil sie zusammenhalten, kommen sie dann damit durch. Ohne Verrat zu begehen an ihren Träumen oder sich selbst. Davon handeln moderne Märchen – von dem Traum, keinen Plattenvertrag zu unterschreiben. So weit ist es mit der Welt schon gekommen.
Begin Again, USA 2014 – Regie und Drehbuch: John Carney. Kamera: Yaron Orbach. Produktionsdesign: Chad Keith. Mit: Keira Knightley , Mark Ruffalo, Hailee Steinfeld, Adam Levine, Catherine Keener. Studiocanal, 104 Minuten.