Die Idee zu LaterPay (deutsch: später zahlen) kam Cosmin-Gabriel Ene im Sushi-Restaurant. Er saß mit Freunden unter japanischen Lampen und bemerkte, dass das Bezahlen in der Gastronomie einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem im Internet hat: Geld kommt erst nach dem Essen ins Spiel. „Niemand verlangt, dass ich mich am Eingang registriere oder einen bestimmten Betrag vorab zahle“, erinnert sich Ene. Das muss doch auch online für Texte möglich sein, dachte er sich und entwickelte 2010 mit seinem Partner Jonas Maurus die Idee LaterPay – ein Bezahlsystem im Internet, das wie die Rechnung im Restaurant funktioniert: Der Kunde zahlt erst nach der Lektüre.
Bei LaterPay hält man nichts vom Modell der New York Times.
Ene nennt das Angebot einen „micropayment enabler“ – soll heißen: LaterPay will das Bezahlen auch von Kleinstbeträgen in den digitalen Journalismus bringen. Möglich wird dies durch ein System, das die Besucher einer Website bei neuerlichem Besuch wiedererkennt und bestellte Artikel wie im Restaurant addiert: Der Kunde klickt auf eine Reportage (50 Cent), ein Interview (ein Euro) oder einen Kommentar (30 Cent). Das LaterPay-System addiert die Beträge, ab einer Summe von fünf Euro ist man dazu verpflichtet, sich zu registrieren und zu bezahlen.
Mit dieser Idee und der nötigen Technik reiste Ene, Mitgründer und früherer Geschäftsführer des Musiksenderbetreibers Deluxe Television, in den vergangenen Jahren zu denen, die einen solchen Möglichmacher brauchen könnten: Verleger. Über wenig anderes wird in der Medienbranche seit Jahren so nachhaltig wie ratlos diskutiert wie über die Frage, wie man Bezahlmodelle im Netz etablieren kann. Ene war also hochwillkommen in den Chefetagen deutscher Verlage, er berichtet von sehr guten Gesprächen dort. Drei unterschriebene Verträge brachte er von diesen Treffen mit, umgesetzt wurde trotzdem keiner. Immer kam irgendwas dazwischen. Die Gründe waren so vielfältig, dass Möglichmacher Ene kein schlechtes Wort über einen der Vertragspartner verliert. Er spricht eher allgemein über die Innovationskultur in der Medienbranche, wenn er sagt: „Wenn wir als Kleine um die Branchengrößen werben, sind wir die, die man nett findet und die man versucht, zurecht zu formen – in die Richtung, die man selber will.“ Wirkliche Neuerungen, ein echter Wandel im Denken, sei so kaum umsetzbar: „Innovation ist das, was die Großen dafür halten.“
Was Ene dagegen für Innovation hält funktioniert so: Im Gegensatz zu den Verlagen, die auch im Netz auf klassische Abomodelle bauen, will der Dienst nicht die ganze Kuh verkaufen, sondern dem Kunden glasweise das Produkt Milch schmackhaft machen – und streicht für jedes Glas eine Provision ein. Das Kuh-Milch-Motiv ist sogar auf Enes Visitenkarte zu sehen. Er will zu einem neuen Denken anregen und setzt dies auch selber um. Nach den Erfahrungen mit den Verlagen suchte er sich neue Ansprechpartner: Blogger und freie Journalisten, die im Netz publizieren und ebenfalls nach Bezahlmodellen suchen.
Ene zog mit seinem „Lego-Baukasten fürs Bezahlen“, wie er LaterPay auch nennt, zu dem bekannten Blogger Richard Gutjahr. Der baute das Werkzeug auf seiner Website ein und lenkte Aufmerksamkeit auf das Thema. Auf der Internetkonferenz re:publica zeigte er im Frühjahr erste Ergebnisse, die auf kleinem Niveau bewiesen: Menschen sind im vermeintlichen Kostenlos-Medium Internet durchaus bereit, für Inhalte Geld zu bezahlen. Pro tausend Leser nahm Gutjahr 17 Euro ein. Das sind keine Summen aus dem Bereich der Nobelrestaurants, der Praxistest zeigt aber: Enes Idee könnte funktionieren.
Immer mehr Blogger nutzen das Angebot, das als Zusatzprogramm in der Blog-Software Wordpress installiert werden kann. Das bekamen auch Verlage mit – und luden den Münchner erneut ein. Mit der Hamburger Morgenpost hat er jetzt einen Vertrag abgeschlossen, die Boulevardzeitung wird Enes Werkzeug ab Herbst einsetzen. „Wir wissen nicht, was bei den jeweiligen Kunden gut ankommt“, sagt Ene. „Aber wir geben den Anbietern die Möglichkeit, das herauszufinden.“
Das gelingt, weil LaterPay keine Wand ist, die rund um Inhalte aufgebaut wird. Statt des Begriffs der Paywall, der dafür gern verwendet wird, spricht Ene von einem Tor, durch das man gehen kann und erst danach bezahlt. Er rät allen, die mit Inhalten im Netz Geld verdienen wollen: „Gib deinen Kunden erstmal die Möglichkeit, das Produkt kennen zu lernen. Wenn sie merken, dass es zu teuer ist, einzeln zu zahlen, steigen sie gerne auf ein Abomodell um“, nach einer kurzen Gedankenpause ergänzt er: „Aber nicht weil der Anbieter es sagt, sondern weil sie es selber wollen.“
Cosmin Ene ist überzeugt, dass mit diesem Ansatz nicht nur journalistische Inhalte im digitalen Raum verkauft werden können. Auch in anderen Branchen wie bei Computerspielen sieht er Potenzial für das Prinzip von LaterPay. Wichtig sei es, sich auf die Gegebenheiten des Digitalen einzulassen. Dazu zählt für ihn auch: Stammkunden Rabatte zu bieten. Eine Idee, die ebenfalls aus der Gastronomie kommt. „Wir brauchen Mechanismen, die dir als Leser sagen: Hey, ich bin etwas Besonderes“, deutet Ene Zukunftspläne für LaterPay an. Deshalb hält er nichts von den durchaus erfolgreichen Modellen etwa der New York Times, die dem Leser freien Zugang zu einer bestimmten Anzahl an Artikeln gewähren und danach eine Bezahlung fordern. Wer viel liest, müsse belohnt werden, findet er. Wie im Restaurant, wo man am Ende – mit der Rechnung – manchmal ein Getränk aufs Haus bekommt.
Bei LaterPay hält man nichts vom Modell der New York Times.
Ene nennt das Angebot einen „micropayment enabler“ – soll heißen: LaterPay will das Bezahlen auch von Kleinstbeträgen in den digitalen Journalismus bringen. Möglich wird dies durch ein System, das die Besucher einer Website bei neuerlichem Besuch wiedererkennt und bestellte Artikel wie im Restaurant addiert: Der Kunde klickt auf eine Reportage (50 Cent), ein Interview (ein Euro) oder einen Kommentar (30 Cent). Das LaterPay-System addiert die Beträge, ab einer Summe von fünf Euro ist man dazu verpflichtet, sich zu registrieren und zu bezahlen.
Mit dieser Idee und der nötigen Technik reiste Ene, Mitgründer und früherer Geschäftsführer des Musiksenderbetreibers Deluxe Television, in den vergangenen Jahren zu denen, die einen solchen Möglichmacher brauchen könnten: Verleger. Über wenig anderes wird in der Medienbranche seit Jahren so nachhaltig wie ratlos diskutiert wie über die Frage, wie man Bezahlmodelle im Netz etablieren kann. Ene war also hochwillkommen in den Chefetagen deutscher Verlage, er berichtet von sehr guten Gesprächen dort. Drei unterschriebene Verträge brachte er von diesen Treffen mit, umgesetzt wurde trotzdem keiner. Immer kam irgendwas dazwischen. Die Gründe waren so vielfältig, dass Möglichmacher Ene kein schlechtes Wort über einen der Vertragspartner verliert. Er spricht eher allgemein über die Innovationskultur in der Medienbranche, wenn er sagt: „Wenn wir als Kleine um die Branchengrößen werben, sind wir die, die man nett findet und die man versucht, zurecht zu formen – in die Richtung, die man selber will.“ Wirkliche Neuerungen, ein echter Wandel im Denken, sei so kaum umsetzbar: „Innovation ist das, was die Großen dafür halten.“
Was Ene dagegen für Innovation hält funktioniert so: Im Gegensatz zu den Verlagen, die auch im Netz auf klassische Abomodelle bauen, will der Dienst nicht die ganze Kuh verkaufen, sondern dem Kunden glasweise das Produkt Milch schmackhaft machen – und streicht für jedes Glas eine Provision ein. Das Kuh-Milch-Motiv ist sogar auf Enes Visitenkarte zu sehen. Er will zu einem neuen Denken anregen und setzt dies auch selber um. Nach den Erfahrungen mit den Verlagen suchte er sich neue Ansprechpartner: Blogger und freie Journalisten, die im Netz publizieren und ebenfalls nach Bezahlmodellen suchen.
Ene zog mit seinem „Lego-Baukasten fürs Bezahlen“, wie er LaterPay auch nennt, zu dem bekannten Blogger Richard Gutjahr. Der baute das Werkzeug auf seiner Website ein und lenkte Aufmerksamkeit auf das Thema. Auf der Internetkonferenz re:publica zeigte er im Frühjahr erste Ergebnisse, die auf kleinem Niveau bewiesen: Menschen sind im vermeintlichen Kostenlos-Medium Internet durchaus bereit, für Inhalte Geld zu bezahlen. Pro tausend Leser nahm Gutjahr 17 Euro ein. Das sind keine Summen aus dem Bereich der Nobelrestaurants, der Praxistest zeigt aber: Enes Idee könnte funktionieren.
Immer mehr Blogger nutzen das Angebot, das als Zusatzprogramm in der Blog-Software Wordpress installiert werden kann. Das bekamen auch Verlage mit – und luden den Münchner erneut ein. Mit der Hamburger Morgenpost hat er jetzt einen Vertrag abgeschlossen, die Boulevardzeitung wird Enes Werkzeug ab Herbst einsetzen. „Wir wissen nicht, was bei den jeweiligen Kunden gut ankommt“, sagt Ene. „Aber wir geben den Anbietern die Möglichkeit, das herauszufinden.“
Das gelingt, weil LaterPay keine Wand ist, die rund um Inhalte aufgebaut wird. Statt des Begriffs der Paywall, der dafür gern verwendet wird, spricht Ene von einem Tor, durch das man gehen kann und erst danach bezahlt. Er rät allen, die mit Inhalten im Netz Geld verdienen wollen: „Gib deinen Kunden erstmal die Möglichkeit, das Produkt kennen zu lernen. Wenn sie merken, dass es zu teuer ist, einzeln zu zahlen, steigen sie gerne auf ein Abomodell um“, nach einer kurzen Gedankenpause ergänzt er: „Aber nicht weil der Anbieter es sagt, sondern weil sie es selber wollen.“
Cosmin Ene ist überzeugt, dass mit diesem Ansatz nicht nur journalistische Inhalte im digitalen Raum verkauft werden können. Auch in anderen Branchen wie bei Computerspielen sieht er Potenzial für das Prinzip von LaterPay. Wichtig sei es, sich auf die Gegebenheiten des Digitalen einzulassen. Dazu zählt für ihn auch: Stammkunden Rabatte zu bieten. Eine Idee, die ebenfalls aus der Gastronomie kommt. „Wir brauchen Mechanismen, die dir als Leser sagen: Hey, ich bin etwas Besonderes“, deutet Ene Zukunftspläne für LaterPay an. Deshalb hält er nichts von den durchaus erfolgreichen Modellen etwa der New York Times, die dem Leser freien Zugang zu einer bestimmten Anzahl an Artikeln gewähren und danach eine Bezahlung fordern. Wer viel liest, müsse belohnt werden, findet er. Wie im Restaurant, wo man am Ende – mit der Rechnung – manchmal ein Getränk aufs Haus bekommt.