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Pfundskerle in Edinburgh

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Er ist so etwas wie der Mr. Pfund der schottischen Nationalisten. Stewart Hosie sitzt für die Separatisten-Partei SNP im britischen Parlament in Westminster und ist deren finanzpolitischer Sprecher. Damit ist er für eines der wichtigsten Themen in der Debatte vor dem Referendum zuständig: Welche Währung würde ein unabhängiges Schottland verwenden? Und welche Folgen hätte dies für das britische Pfund? „Wir werden nach der Unabhängigkeit weiter das Pfund nutzen“, sagt der Abgeordnete aus Dundee. Diese Aussage ist ein wenig trotzig, denn alle drei großen Parteien im britischen Parlament lehnen eine Währungsunion mit einem unabhängigen Nachbarn im Norden ab. Sie wollen das Pfund Sterling nicht teilen.



Immer mehr Schotten sind für die Abspaltung - am britischen Pfund wollen sie aber festhalten.

Sicher ist daher nur die Unsicherheit. Und weil Investoren Unsicherheit fürchten, verliert das britische Pfund seit Anfang der Woche an Wert. Die Finanzmarkt-Profis verkaufen ihre Bestände an Pfund, nachdem eine Meinungsumfrage erstmals eine hauchdünne Mehrheit für die Unabhängigkeit vorhergesagt hat.

SNP-Politiker Hosie verbringt gerade so viel Zeit wie möglich in seinem Wahlkreis im schottischen Dundee, um dort für die Unabhängigkeit zu werben. An einem Stand in der Fußgängerzone, zwischen Tesco und Deichmann, versucht er, Zweifel daran zu zerstreuen, dass die Schotten nach einer Scheidung weiter mit den gewohnten Scheinen und Münzen einkaufen können. Die Behauptung der britischen Parteien, dass es keine Währungsunion geben könnte, sei ein „grotesker Bluff“, sagt der Abgeordnete.

Wenn sich nach einem Sieg der Separatisten im Referendum der Staub gelegt hat, würde sich die britische Regierung schon auf Verhandlungen über eine Währungsunion einlassen, prophezeit er: „Das ist auch im Interesse des verbleibenden Königreichs.“ Schließlich machten viele englische Firmen Geschäfte in Schottland – die Regierung in London werde denen nicht das Leben schwer machen wollen.

Außerdem würde Schottland bei einer Trennung wohl der überwiegende Teil der Ölreserven in der Nordsee zugesprochen, sagt Hosie – und damit die Exporte und Deviseneinnahmen für den Rohstoff. Dies sei ein weiterer Anreiz für London, die Währung mit den Schotten zu teilen, denn andernfalls würde das Pfund nicht mehr von den Öleinnahmen profitieren und an Wert verlieren.

Zwei Länder zahlen mit derselben Währung – eine solche Währungsunion wäre so etwas wie die Euro-Zone, nur in klein. Die Bank of England, die britische Notenbank, würde dann wie die Europäische Zentralbank Inflation und Höhe der Zinsen in mehr als einem Staat kontrollieren, und in ihrem Führungsgremium müssten Vertreter beider Nationen sitzen, vom verbleibenden Königreich und von Schottland.

Großer Vorteil einer Währungsunion: Die wichtige schottische Finanzbranche, etwa Konzerne wie die Royal Bank of Scotland, könnte weiter darauf setzen, dass die altvertraute Bank of England als Währungshüter sie bei einer neuen Finanzkrise mit Geld versorgt – so wie die Europäische Zentralbank die Banken der Euro-Zone bei Turbulenzen flüssig hält. Würde Schottland das Pfund verlieren, droht hingegen eine Abwanderung von Finanzkonzernen gen Süden, nach London.

Allerdings hätte eine Währungsunion auch Nachteile für Schottland: Wie in der Euro-Zone müssten sich die Mitglieder wohl Regeln für solide Haushaltsführung unterwerfen, sie dürften nicht unbegrenzt Defizite anhäufen, weil sonst am Ende der solide Partner unter den Schuldenexzessen des anderen leidet – der Fall Griechenland lässt grüßen. Schottland müsste also, kaum unabhängig, neue Regeln akzeptieren. Einigt sich die Regierung eines unabhängigen Schottlands aber nicht mit London, könnten die Separatisten das britische Pfund ohne Währungsunion weiternutzen. Dafür gibt es Vorbilder: Bosniens Währung war über Jahre de facto die Deutsche Mark, ohne dass die Regierung in Sarajevo mit der Bundesbank ein Abkommen geschlossen hätte. Ecuador und Panama verwenden den US-Dollar. Nach einem solchen Schritt hätte Schottland allerdings keinerlei Einfluss auf die Geldpolitik der Bank of England, wäre jedoch von jeder ihrer Zins-Entscheidungen betroffen. Finanzkonzerne würden vermutlich von Edinburgh nach London umziehen. Schottland bräuchte enorme Währungsreserven, wenn es auch gegen den Widerstand Großbritanniens am Pfund als Zahlungsmittel festhalten wolle, sagte der Chef der britischen Notenbank, Mark Carney, am Mittwoch vor dem Parlament in London.

Ein unabhängiges Schottland will Mitglied der EU werden, daher könnte Edinburgh früher oder später auch den Euro als Währung übernehmen. Nach all den Querelen in der Euro-Zone gilt dies den Schotten allerdings nicht als attraktive Option. Oder die Schotten könnten ihre eigene Währung einführen. Dies würde jedoch – wie ein schottischer Euro – den enorm wichtigen Handel zwischen Schottland und dem Rest des Königreichs erschweren. Schottische Hauskäufer, die bei englischen Banken Hypotheken in Pfund aufgenommen haben, müssten auf einmal ihre Kredite in einer fremden Währung zurückzahlen. Würde eine neue schottische Währung gegenüber dem Pfund an Wert verlieren, würden diese Pfund-Hypotheken zu einer immer größeren Last für die Bürger.


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