Die amerikanische 'Vogue' ist so dick wie nie. Konjunkturbeobachter zählen jede Seite. Die 'September-Issues' sind nicht nur besonders fett sondern auch besonders einflussreich.
Okay, was in New York fast schon wieder last season ist, liegt bei uns gerade mit ein paar Wochen Verspätung für 12,80 Euro in ausgesuchten Zeitschriftenläden. In den USA ist die 'September Issue' der Vogue bereits seit Ende August zu haben. Am Tag der Auslieferung räumen die 'Newsagents' in Szenevierteln wie Soho oder dem Meatpacking District traditionell ihren Eingangsbereich frei.
Erfolgreich: Anna Wintour, Chefredakteurin der amerikanischen Vogue.
Der September ist für die Fashionindustrie das, was für uns der Januar ist: der Jahresauftakt. Die Hackordnung der Modewelt wird danach ausgelegt, wer die umfangreichste Septemberausgabe auf den Markt wirft: die 916 Seiten starke US-Vogue, Auflage 1,2 Millionen Exemplare, sticht die anderen Modezeitschriften aus. Die 'September-Issue' ist der Wonnemonat der Lifestyle-Verleger und mit Abstand das wichtigste Heft des Jahres. Die einfache Gleichung geht so: Je mehr Anzeigen die Magazine in ihren ersten Ausgaben nach den Sommerferien haben, desto besser geht es der Branche. Die Prognose 2012 heißt daher: heiter. Die Vogue (725 Seiten Anzeigen) ist der Seismograph und hat, laut Branchendienst 'Womens Wear Daily', 14 Prozent mehr Anzeigen als im Jahr zuvor. Bei einem Nettopreis von rund 160000 Dollar für eine ganzseitige, vierfarbige Anzeige müsste das dem Verlag Condé Nast fast 100 Millionen Dollar eingebracht haben. Die Elle kommt auf rund 400 Anzeigenseiten, Harper"s Bazaar auf 360, Marie Claire auf 217 (alle drei erscheinen in den USA bei Hearst), die InStyle (Time Inc.) auf 440 Seiten.
Die 'September-Issues' sind nicht nur ausgesprochen fett, sondern auch besonders einflussreich, weil darin die kommenden Herbst-/Winterlooks der großen Designer gezeigt werden. In Wahrheit geht es immer wieder nur um: Namen. Welcher Fotograf schießt welches Model, in was für einem Kleid? Diejenigen, die es auf irgendeine Art und Weise ins Heft geschafft haben, können sich getrost auf eine erfolgreiche Saison einstellen.
Die 'Glossies', wie die monatlichen Modemagazine in Amerika genannt werden, weil auf hochwertigem Glanzpapier gedruckt, haben ihr Exklusiv-Wissen, was Fashion-News angeht, in den letzen Jahren an die Blogger abgeben müssen - die bei den Shows der New Yorker Fashionweek wie die Lemminge die 'Front Rows' belegten. Die Platzierung ist ein Indiz für Wichtigkeit. Die Magazine haben aber immer noch die Hoheit, was sinnliche Modestrecken und opulente Werbeanzeigen angeht.
Mit der Septemberausgabe der Vogue wird dieses Mal nicht nur die neue Saison begonnen, sondern auch der 120. Geburtstag des Magazins gefeiert. Die Ausgabe ist dicker als je zuvor und toppt sogar die Monster-Ausgabe von 2007, über deren Produktion R. J. Cutler den preisgekrönten Dokumentarfilm The September Issue drehte. Als der Film 2009 in die Kinos kam, lag die Wallstreet am Boden und die Modebranche hatte ihre extravaganten Budgets schon längst wieder gekürzt. In Amerika ist der Anzeigenmarkt inzwischen wieder in 'full swing', und die US-Vogue eignet sich, mit ihren knapp 2,5 Kilo Gewicht, wieder hervorragend als Türstopper.
Das Heft besteht also zu zwei Dritteln aus Anzeigen, nach deren Zwangslektüre man zumindest auf dem aktuellen Stand in Sachen Luxuswerbekampagnen ist: Chloe Sevigny modelt für Miu Miu, Isabella Rossellini für Bulgari, Ewan McGregor für Belstaff und Terry Richardson fotografiert für Jimmy Choo. Zum Vergleich: Die deutsche Vogue ist mit 374 Seiten nicht mal halb so fett, und auch die französische versucht zwar mit drei verschiedenen Covergirls (Kate Moss, Lara Stone, Daria Werbowy) zu punkten, hat aber nur 390 Seiten.
Viel Werbung heißt aber nicht zwangsläufig viel redaktioneller Inhalt. Auf die gigantische Anzeigenflut folgt mit dem Editorial von Anna Wintour auf Seite 264 die erste redaktionelle Seite im Heft. Was die Leserin nervt (die Anzeigen lassen die Ausgabe wie einen Wackerstein im It-Bag liegen), freut die Branche.
'Die ,September-Issue" ist die Benchmark dafür, wie es um die Mode im Allgemeinen und die Magazine im Speziellen steht', erklärte Chefredakteurin Anna Wintour mal so schnippisch wie knapp, dem modisch ahnungslosen David Lettermann in seiner Late Show. Sie fügte noch hinzu, dass alles, was es in genau diese Ausgabe schaffe, eben von ganz besonderer modischer Relevanz sei.
Als Lettermann witzelte, dass die Ausgabe so fett sei wie die 'Yellow Pages' - das Branchenbuch von Manhattan - und man damit problemlos jemanden erschlagen könnte, wirkte Wintour unter ihrem akkurat geschnittenen Pony 'not amused'. Vermutlich hat sie den Witz in ihren 23 Jahren als Chefredakteurin schon zu oft gehört.
Eine interessante Neuerung gibt es schon seit zwei Jahren: die iPad-Version der 'September-Issue'. Federleicht, nicht als Türstopper geeignet.
Okay, was in New York fast schon wieder last season ist, liegt bei uns gerade mit ein paar Wochen Verspätung für 12,80 Euro in ausgesuchten Zeitschriftenläden. In den USA ist die 'September Issue' der Vogue bereits seit Ende August zu haben. Am Tag der Auslieferung räumen die 'Newsagents' in Szenevierteln wie Soho oder dem Meatpacking District traditionell ihren Eingangsbereich frei.
Erfolgreich: Anna Wintour, Chefredakteurin der amerikanischen Vogue.
Der September ist für die Fashionindustrie das, was für uns der Januar ist: der Jahresauftakt. Die Hackordnung der Modewelt wird danach ausgelegt, wer die umfangreichste Septemberausgabe auf den Markt wirft: die 916 Seiten starke US-Vogue, Auflage 1,2 Millionen Exemplare, sticht die anderen Modezeitschriften aus. Die 'September-Issue' ist der Wonnemonat der Lifestyle-Verleger und mit Abstand das wichtigste Heft des Jahres. Die einfache Gleichung geht so: Je mehr Anzeigen die Magazine in ihren ersten Ausgaben nach den Sommerferien haben, desto besser geht es der Branche. Die Prognose 2012 heißt daher: heiter. Die Vogue (725 Seiten Anzeigen) ist der Seismograph und hat, laut Branchendienst 'Womens Wear Daily', 14 Prozent mehr Anzeigen als im Jahr zuvor. Bei einem Nettopreis von rund 160000 Dollar für eine ganzseitige, vierfarbige Anzeige müsste das dem Verlag Condé Nast fast 100 Millionen Dollar eingebracht haben. Die Elle kommt auf rund 400 Anzeigenseiten, Harper"s Bazaar auf 360, Marie Claire auf 217 (alle drei erscheinen in den USA bei Hearst), die InStyle (Time Inc.) auf 440 Seiten.
Die 'September-Issues' sind nicht nur ausgesprochen fett, sondern auch besonders einflussreich, weil darin die kommenden Herbst-/Winterlooks der großen Designer gezeigt werden. In Wahrheit geht es immer wieder nur um: Namen. Welcher Fotograf schießt welches Model, in was für einem Kleid? Diejenigen, die es auf irgendeine Art und Weise ins Heft geschafft haben, können sich getrost auf eine erfolgreiche Saison einstellen.
Die 'Glossies', wie die monatlichen Modemagazine in Amerika genannt werden, weil auf hochwertigem Glanzpapier gedruckt, haben ihr Exklusiv-Wissen, was Fashion-News angeht, in den letzen Jahren an die Blogger abgeben müssen - die bei den Shows der New Yorker Fashionweek wie die Lemminge die 'Front Rows' belegten. Die Platzierung ist ein Indiz für Wichtigkeit. Die Magazine haben aber immer noch die Hoheit, was sinnliche Modestrecken und opulente Werbeanzeigen angeht.
Mit der Septemberausgabe der Vogue wird dieses Mal nicht nur die neue Saison begonnen, sondern auch der 120. Geburtstag des Magazins gefeiert. Die Ausgabe ist dicker als je zuvor und toppt sogar die Monster-Ausgabe von 2007, über deren Produktion R. J. Cutler den preisgekrönten Dokumentarfilm The September Issue drehte. Als der Film 2009 in die Kinos kam, lag die Wallstreet am Boden und die Modebranche hatte ihre extravaganten Budgets schon längst wieder gekürzt. In Amerika ist der Anzeigenmarkt inzwischen wieder in 'full swing', und die US-Vogue eignet sich, mit ihren knapp 2,5 Kilo Gewicht, wieder hervorragend als Türstopper.
Das Heft besteht also zu zwei Dritteln aus Anzeigen, nach deren Zwangslektüre man zumindest auf dem aktuellen Stand in Sachen Luxuswerbekampagnen ist: Chloe Sevigny modelt für Miu Miu, Isabella Rossellini für Bulgari, Ewan McGregor für Belstaff und Terry Richardson fotografiert für Jimmy Choo. Zum Vergleich: Die deutsche Vogue ist mit 374 Seiten nicht mal halb so fett, und auch die französische versucht zwar mit drei verschiedenen Covergirls (Kate Moss, Lara Stone, Daria Werbowy) zu punkten, hat aber nur 390 Seiten.
Viel Werbung heißt aber nicht zwangsläufig viel redaktioneller Inhalt. Auf die gigantische Anzeigenflut folgt mit dem Editorial von Anna Wintour auf Seite 264 die erste redaktionelle Seite im Heft. Was die Leserin nervt (die Anzeigen lassen die Ausgabe wie einen Wackerstein im It-Bag liegen), freut die Branche.
'Die ,September-Issue" ist die Benchmark dafür, wie es um die Mode im Allgemeinen und die Magazine im Speziellen steht', erklärte Chefredakteurin Anna Wintour mal so schnippisch wie knapp, dem modisch ahnungslosen David Lettermann in seiner Late Show. Sie fügte noch hinzu, dass alles, was es in genau diese Ausgabe schaffe, eben von ganz besonderer modischer Relevanz sei.
Als Lettermann witzelte, dass die Ausgabe so fett sei wie die 'Yellow Pages' - das Branchenbuch von Manhattan - und man damit problemlos jemanden erschlagen könnte, wirkte Wintour unter ihrem akkurat geschnittenen Pony 'not amused'. Vermutlich hat sie den Witz in ihren 23 Jahren als Chefredakteurin schon zu oft gehört.
Eine interessante Neuerung gibt es schon seit zwei Jahren: die iPad-Version der 'September-Issue'. Federleicht, nicht als Türstopper geeignet.