Ein New Yorker Kunstprojekt steckt Kolumbus in ein Zimmer. So nah war er noch nie zu betrachten.
Auf dem Columbus Circle in New York steht tatsächlich eine Kolumbus-Statue. Das wissen viele nicht, weil sie nur Augen für die Taxis haben, nach denen sie winken. Oder für den Verkehr, von dem sie nicht überfahren werden möchten. Oder weil sie die Augen aus Verbitterung schließen, seit Edward Durell Stones" hinreißend schöner und hinlänglich wahnsinniger Museumsschrein so böse verhunzt worden ist.
Die Kolumbus-Statue in einem Zimmer
Im Moment ist der Kolumbus aber genau deswegen nicht zu sehen, weil er den New Yorkern wieder ins Bewusstsein gerufen werden soll: Der japanische Künstler Tatzu Nishi hat die Säule eingerüstet und um die Statue ein Gehäuse gebaut. Man steigt ein paar Treppen hoch und steht dann in einem komplett eingerichteten Wohnzimmer mit Möbeln von Bloomingdale"s und einer stimmungsvollen fliederfarbenen Tapete, die als dezentes Muster abwechselnd Marilyn Monroe, Elvis, das Empire State Building und Michael Jackson zeigt. Im Flachbildfernseher läuft CNN, im Bücherregal stehen amerikanische Klassiker und Bestseller, an der Wand hängt abstrakter Expressionismus, und auf dem Couchtisch steht eben eine etwas groß geratene Pfeffermühle: die Statue.
So nah war der Kolumbus noch nie zu betrachten. Man sieht, dass er tatsächlich eine Restaurierung braucht. Die anstehende Restaurierung war auch der Anlass für die Kunstaktion, sie wird den Public Arts Fund um die 2,5 Millionen Dollar kosten, inklusive Restaurierung. Man sieht aber auch, dass dieser Kolumbus normalerweise auf den Kreisverkehr schaut, wie ein erboster Rentner, der sich nicht über die Straße traut.
Als die Skulptur Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde, von einem Gaetano Russo, war sie sicher eher heroisch gemeint. Italoamerikanische Verbände hatten sich mit dem Projekt zuerst schwergetan, weil sie nicht recht wussten, ob das ihren Kolumbus nun kleiner oder größer machen würde. Allerdings ist das etwas, was man in der Tat auch nach der Besichtigung schwer entscheiden kann. Da ist der sogenannte Entdecker Amerikas - und um ihn herum sind die Kulissen des sogenannten amerikanischen Traums, wozu insbesondere auch die Fenster mit unverbaubarem Blick auf den Central Park zählen.
Wesentlich stärker als die Ehrfurcht vor dieser künstlerisch hergestellten Konfrontation, ist deshalb eigentlich auch der Reflex, auf der Stelle bei diesen großartigen Immobilienteil-Leuten von der New York Times anzurufen: Wie viel müsste so ein Apartment, mit so einem Blick, eigentlich bringen? Vierzig Millionen? Achtzig? Immerhin gibt es hier ausnahmsweise einmal eine akzeptable, an Berliner Verhältnisse erinnernde Deckenhöhe. Weil die Statue vier Meter misst und auf dem Tisch steht, sind die Wände 4,80 Meter hoch.
Im Verhältnis gibt das also in der Gulliver-Version das gleiche bedrückende Bild, das man auch sonst aus den Wohnungen hier oben kennt, und je reicher die Leute sind, desto bedrückender wird es in der Regel, denn je größer die Wohnzimmerfläche, desto kriechkellerhafter der Raumeindruck. Aber hier liegt das, wie gesagt, nur an dem Kolumbus. Wenn der noch rausgenommen werden könnte, wäre das der spektakulärste Wohnraum New Yorks. Es ist in dieser Stadt nie auszuschließen, dass das auch der Plan ist.
Auf dem Columbus Circle in New York steht tatsächlich eine Kolumbus-Statue. Das wissen viele nicht, weil sie nur Augen für die Taxis haben, nach denen sie winken. Oder für den Verkehr, von dem sie nicht überfahren werden möchten. Oder weil sie die Augen aus Verbitterung schließen, seit Edward Durell Stones" hinreißend schöner und hinlänglich wahnsinniger Museumsschrein so böse verhunzt worden ist.
Die Kolumbus-Statue in einem Zimmer
Im Moment ist der Kolumbus aber genau deswegen nicht zu sehen, weil er den New Yorkern wieder ins Bewusstsein gerufen werden soll: Der japanische Künstler Tatzu Nishi hat die Säule eingerüstet und um die Statue ein Gehäuse gebaut. Man steigt ein paar Treppen hoch und steht dann in einem komplett eingerichteten Wohnzimmer mit Möbeln von Bloomingdale"s und einer stimmungsvollen fliederfarbenen Tapete, die als dezentes Muster abwechselnd Marilyn Monroe, Elvis, das Empire State Building und Michael Jackson zeigt. Im Flachbildfernseher läuft CNN, im Bücherregal stehen amerikanische Klassiker und Bestseller, an der Wand hängt abstrakter Expressionismus, und auf dem Couchtisch steht eben eine etwas groß geratene Pfeffermühle: die Statue.
So nah war der Kolumbus noch nie zu betrachten. Man sieht, dass er tatsächlich eine Restaurierung braucht. Die anstehende Restaurierung war auch der Anlass für die Kunstaktion, sie wird den Public Arts Fund um die 2,5 Millionen Dollar kosten, inklusive Restaurierung. Man sieht aber auch, dass dieser Kolumbus normalerweise auf den Kreisverkehr schaut, wie ein erboster Rentner, der sich nicht über die Straße traut.
Als die Skulptur Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde, von einem Gaetano Russo, war sie sicher eher heroisch gemeint. Italoamerikanische Verbände hatten sich mit dem Projekt zuerst schwergetan, weil sie nicht recht wussten, ob das ihren Kolumbus nun kleiner oder größer machen würde. Allerdings ist das etwas, was man in der Tat auch nach der Besichtigung schwer entscheiden kann. Da ist der sogenannte Entdecker Amerikas - und um ihn herum sind die Kulissen des sogenannten amerikanischen Traums, wozu insbesondere auch die Fenster mit unverbaubarem Blick auf den Central Park zählen.
Wesentlich stärker als die Ehrfurcht vor dieser künstlerisch hergestellten Konfrontation, ist deshalb eigentlich auch der Reflex, auf der Stelle bei diesen großartigen Immobilienteil-Leuten von der New York Times anzurufen: Wie viel müsste so ein Apartment, mit so einem Blick, eigentlich bringen? Vierzig Millionen? Achtzig? Immerhin gibt es hier ausnahmsweise einmal eine akzeptable, an Berliner Verhältnisse erinnernde Deckenhöhe. Weil die Statue vier Meter misst und auf dem Tisch steht, sind die Wände 4,80 Meter hoch.
Im Verhältnis gibt das also in der Gulliver-Version das gleiche bedrückende Bild, das man auch sonst aus den Wohnungen hier oben kennt, und je reicher die Leute sind, desto bedrückender wird es in der Regel, denn je größer die Wohnzimmerfläche, desto kriechkellerhafter der Raumeindruck. Aber hier liegt das, wie gesagt, nur an dem Kolumbus. Wenn der noch rausgenommen werden könnte, wäre das der spektakulärste Wohnraum New Yorks. Es ist in dieser Stadt nie auszuschließen, dass das auch der Plan ist.