Ein bundesweiter Preis zeichnet Pädagogen und Schulprojekte aus - die Sponsoren wollen mit dem Preis die Wertschätzung des Berufs steigern.
Als Dieter Mattick in der Lehrerkonferenz das Thema Schwänzen ansprach, erntete er erst mal Schweigen. 'Bei mir doch nicht' - so habe die Antwort der Kollegen gelautet. 'Vielleicht interpretiert man schwänzende Schüler schnell als eigenes Versagen', dachte sich der 48-Jährige. Der Sonderpädagoge sichtete die Zeugnisse, in denen unentschuldigtes Fehlen vermerkt sind, hakte nach. Und plötzlich erkannten auch die Kollegen das Problem: Seit 2010 hat die Rodenbergschule in Menden im Sauerland, eine Förderschule für Lernschwache, nun eine externe Intensivklasse. Die harten Fälle mit sehr schweren Störungen des Sozialverhaltens und dauerhafte Schulverweigerer werden dort unterrichtet, in einer Gruppe aus mehreren Jahrgängen, separat in einem Jugendzentrum. Es geht darum, dem Feindbild Schule wieder Anerkennung zu verschaffen - und doch einen Abschluss hinzubekommen.
Eine der ausgezeichneten Lehrerinnen
Für das Projekt ist Matticks Team am Montag mit dem ersten Platz beim Deutschen Lehrerpreis geehrt worden - Kategorie 'Unterricht innovativ'. Der Philologenverband und die Vodafone-Stiftung wollen mit dem Preis die Wertschätzung des Berufs steigern. Neben sechs Projekten wurden auch 16 Lehrer einzeln geehrt - auf Vorschlag der Schüler. Auszüge aus den Briefen zeigen, dass nicht Larifari-Unterricht ankommt, sondern das Gefühl, gefordert und gefördert zu werden. Ein Geehrter wird so beschrieben: Er sei einer, der 'hohe Leistungen von uns Schülern fordert; und es macht trotzdem Spaß, ihm zu folgen.' Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Ties Rabe, sprach bei der Verleihung in Berlin von 'Lehrern, die ihr Fach lieben, die begeistert unterrichten und die ihren Schülern auch etwas zutrauen'.
An Fachunterricht ist in Matticks Projekt oft gar nicht zu denken. Vielmehr sollen die Schüler Pünktlichkeit und Leistungsbereitschaft im Grundsatz erlernen. Den externen Raum haben sie selbst gestaltet, er soll wenig ans alte Klassenzimmer erinnern, wo die Schüler so schlechte Erfahrungen machten, bis sie nur noch ungern hingingen und am Ende gar nicht mehr. Als Kuschel-Pädagoge versteht sich Mattick aber nicht. Mit jedem Schüler hat er einen Vertrag geschlossen: Was kann jeder leisten, damit die Schullaufbahn gelingt? Und wenn Jugendliche trotzdem nicht auftauchen, klingelt er sie aus dem Bett.
'Das Vorhaben drängt geradezu zu einer Fortführung und Übertragung', heißt es im Gutachten der Jury. Experten zufolge verweigert jeder Zwanzigste bundesweit dauerhaft die Schule. Vor einem halben Jahr forderte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen eine striktere Anwendung von Bußgeldern - Schwänzen sei Ursprung von Langzeitarbeitslosigkeit. Für Mattick ist das der falsche Weg: Oft gebe es regelrecht Angst vor der Schule, durch Strafen bekomme man keinen Schüler zurück, 'sondern zerstört noch das letzte bisschen an Vertrauen und Beziehung.' Ohnehin lasse sich 'kein Schalter umlegen und plötzlich wird aus dem Dauerschwänzer ein Musterschüler'.
Als Dieter Mattick in der Lehrerkonferenz das Thema Schwänzen ansprach, erntete er erst mal Schweigen. 'Bei mir doch nicht' - so habe die Antwort der Kollegen gelautet. 'Vielleicht interpretiert man schwänzende Schüler schnell als eigenes Versagen', dachte sich der 48-Jährige. Der Sonderpädagoge sichtete die Zeugnisse, in denen unentschuldigtes Fehlen vermerkt sind, hakte nach. Und plötzlich erkannten auch die Kollegen das Problem: Seit 2010 hat die Rodenbergschule in Menden im Sauerland, eine Förderschule für Lernschwache, nun eine externe Intensivklasse. Die harten Fälle mit sehr schweren Störungen des Sozialverhaltens und dauerhafte Schulverweigerer werden dort unterrichtet, in einer Gruppe aus mehreren Jahrgängen, separat in einem Jugendzentrum. Es geht darum, dem Feindbild Schule wieder Anerkennung zu verschaffen - und doch einen Abschluss hinzubekommen.
Eine der ausgezeichneten Lehrerinnen
Für das Projekt ist Matticks Team am Montag mit dem ersten Platz beim Deutschen Lehrerpreis geehrt worden - Kategorie 'Unterricht innovativ'. Der Philologenverband und die Vodafone-Stiftung wollen mit dem Preis die Wertschätzung des Berufs steigern. Neben sechs Projekten wurden auch 16 Lehrer einzeln geehrt - auf Vorschlag der Schüler. Auszüge aus den Briefen zeigen, dass nicht Larifari-Unterricht ankommt, sondern das Gefühl, gefordert und gefördert zu werden. Ein Geehrter wird so beschrieben: Er sei einer, der 'hohe Leistungen von uns Schülern fordert; und es macht trotzdem Spaß, ihm zu folgen.' Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Ties Rabe, sprach bei der Verleihung in Berlin von 'Lehrern, die ihr Fach lieben, die begeistert unterrichten und die ihren Schülern auch etwas zutrauen'.
An Fachunterricht ist in Matticks Projekt oft gar nicht zu denken. Vielmehr sollen die Schüler Pünktlichkeit und Leistungsbereitschaft im Grundsatz erlernen. Den externen Raum haben sie selbst gestaltet, er soll wenig ans alte Klassenzimmer erinnern, wo die Schüler so schlechte Erfahrungen machten, bis sie nur noch ungern hingingen und am Ende gar nicht mehr. Als Kuschel-Pädagoge versteht sich Mattick aber nicht. Mit jedem Schüler hat er einen Vertrag geschlossen: Was kann jeder leisten, damit die Schullaufbahn gelingt? Und wenn Jugendliche trotzdem nicht auftauchen, klingelt er sie aus dem Bett.
'Das Vorhaben drängt geradezu zu einer Fortführung und Übertragung', heißt es im Gutachten der Jury. Experten zufolge verweigert jeder Zwanzigste bundesweit dauerhaft die Schule. Vor einem halben Jahr forderte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen eine striktere Anwendung von Bußgeldern - Schwänzen sei Ursprung von Langzeitarbeitslosigkeit. Für Mattick ist das der falsche Weg: Oft gebe es regelrecht Angst vor der Schule, durch Strafen bekomme man keinen Schüler zurück, 'sondern zerstört noch das letzte bisschen an Vertrauen und Beziehung.' Ohnehin lasse sich 'kein Schalter umlegen und plötzlich wird aus dem Dauerschwänzer ein Musterschüler'.