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Saubermännchen

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Der Seitenscheitel auf seinem gelben Kopf sagt alles: Das Standard-Lego-Männchen trägt die Haare stets ordentlich und ein Lächeln im Gesicht. Es ist ein Saubermann, wie man ihn sich nicht besser vorstellen kann – es steht für vieles, was da gut ist in der Welt, Kinder und Phantasie, Familie und Freizeit. Die gelben Männchen, ihre weiblichen Pendants, dazu Häuser, Pferde und mittlerweile sogar Hubschrauber und Vulkane füllen seit Jahrzehnten Kinder- und so manches erwachsene Hobbyzimmer. Im Frühjahr schafften sie es sogar auf die Kinoleinwände.

Und auch das dänische Unternehmen hinter der Baukasten-Welt ist stets bedacht, dieses Image, aus Millionen Steinen sogar in etlichen Freizeitparks groß inszeniert, auch auf sich zu übertragen. Zuletzt betonte die Firma etwa, allein im vergangenen Jahr den CO2-Ausstoß durch Verpackungen um zehn Prozent verringert, die Mitarbeiter stärker an Entscheidungen beteiligt und vieles mehr getan zu haben, was ein modernes Unternehmen ausmacht.



Greenpeace-Aktivisten demonstrieren gegen die Zusammenarbeit von Lego und Shell

Dieses Image vom Saubermännchen und der Sauberfirma beschmutzt nun seit etwa drei Monaten die Umweltgruppe Greenpeace: Die Aktivisten trommeln gegen die Zusammenarbeit von Lego mit dem Mineralöl- und Erdgasunternehmen Shell. Lego, so der Vorwurf, ebne Shell den Weg in Kinderzimmer und -Gehirne – und das schon seit Jahrzehnten.

Bereits in den 60er-Jahren tankte das gelbe Männchen an Mini-Zapfsäulen von Shell und fuhr Lastwagen mit dem rot-gelben Muschel-Logo. Insgesamt kamen über die Jahre mehr als 50 Bausätze mit Shell-Emblem in die Regale. Seit 1992 befüllt der gelbe Durchschnitts-Mann sein Auto zwar bei der fiktiven Firma Octan. Doch nach wie vor können entnervte Eltern auf langen Fahrten an Shell-Tankstellen in 26 Ländern Lego-Spielzeug kaufen. Zuletzt trug das gelbe Männchen etwa für eine Sonderedition die roten Anzüge der Mechaniker des Ferrari-Formel-1-Teams – und reparierte Autos mit Shell-Logo. Die Zusammenarbeit ist angeblich einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag wert.

Den Umweltaktivisten passt das umso weniger, als Shell nun ab 2015 in der Arktis nach Öl bohren will. Als Reaktion demonstrierten als Lego-Männchen verkleidete Aktivisten vor Shell-Tankstellen, forderten „Spielt nicht mit der Arktis!“, fragten „Lego, wie wollt ihr wieder aufbauen, was Shell zerstört?“ Vor einem Firmensitz bauten Kinder sogar lebensgroße Arktistiere aus Lego nach.

Der größte Coup gelang den Aktivisten aber mit einem Video, in dem eine Lego-Arktis mit einer Bohrplattform in der Mitte langsam im Öl versinkt. Ein kleiner Lego-Inuit ertrinkt in der klebrigen schwarzen Masse, ein Eisbär ebenso. Übrig bleibt allein die Shell-Flagge. Untermalt ist der kurze Film mit dem Lied zum Lego-Kinofilm: „Everything is awesome“. Geklickt wurde der Clip fast sechs Millionen Mal, mehr als eine Million Menschen forderten Lego in einer Petition auf, die Zusammenarbeit zu beenden.

Zunächst wehrte sich der Konzern gegen die Vorwürfe und bat Greenpeace, sich direkt an Shell zu wenden. Doch letztlich gaben die Dänen dem Druck nach: Am Donnerstag verkündete Lego, den noch bis Ende des Jahres laufenden Vertrag nicht zu verlängern. In seinem Statement verurteilte Unternehmenschef Jørgen Vig Knudstorp die Vorgehensweise von Greenpeace, zu der man nichts zu tun haben wolle. Dabei haben die Aktivisten das Lego-Männchen nur mit seinen eigenen Bildern geschlagen: Kindern, einer heilen Welt und nicht zuletzt einer sauberen Weste. Die ist beim Lego-Männchen übrigens, im Gegensatz zum Scheitel, kein abnehmbares Teil – sondern direkt und dauerhaft auf den Körper gedruckt.

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