Der sexuelle Kontakt mit Tieren soll strafbar werden, so der Bundestage. Wie verbreitet Sodomie in Deutschland tatsächlich ist, weiß allerdings keiner so genau
München - Angela Mayr muss mehrmals ansetzen, als sie erzählen will, was in dem Video passiert. Ein lebendiges Huhn kommt darin vor und ein nackter Mann, untermalt mit Volksmusik. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen - mehr will man darüber auch nicht wissen. Ihre 18-jährige Tochter hat das Video auf dem Handy eines Freundes auf dem Schulhof gesehen, sie kam verstört nach Hause, sagt ihre Mutter. Mayr hat deshalb eine Petition gestartet - eine von vielen Protestaktionen der vergangenen Wochen gegen Menschen, die sexuellen Kontakt mit Tieren haben, und gegen die Gesetzgebung in Deutschland, die das nicht verbietet.
Der Hund: Eigentlich der beste Freund des Menschen, für Zoophile deutlich mehr
Nach dem Gesetz kann nur verfolgt werden, wer 'einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden' zufügt oder ihm länger anhaltende erhebliche Schmerzen zumutet. Sexueller Kontakt mit Tieren als solcher ist nicht strafbar. Der Paragraf 175b, der 'widernatürliche Unzucht mit Tieren' unter Strafe stellte, wurde 1969 gestrichen. Paragraf 175, das war der Passus, der auch sexuelle Handlungen unter Männern verbot.
'Wer sexuelle Handlungen mit Tieren vornimmt, zwingt ihnen artwidriges Verhalten auf', sagt Hans-Michael Goldmann, Tierschutzexperte der FDP und Vorsitzender des Agrarausschusses des Bundestages. Am Mittwoch hat dieser Ausschuss abschließend über eine Novelle des Tierschutzgesetzes beraten. Unter anderem gab es eine Mehrheit dafür, dass sexuelle Handlungen an Tieren verboten werden sollen, Bußgelder bis 25000 Euro sind geplant. Darüber hinaus soll die betäubungslose Kastration von Ferkeln und Brandzeichen bei Pferden von 2018 an verboten werden. Im Dezember entscheidet der Bundestag über die Novelle. Die Opposition hat Widerstand angekündigt, das Gesetz gehe nicht weit genug.
Michael Kiok wiederum hat Klage gegen das Verbot angekündigt. Er ist nach eigener Einschätzung einer von 100000 Zoophilen in Deutschland: Kiok fühlt sich sexuell zu Tieren hingezogen. Seiner Ansicht nach ist das Verbot Ausdruck von falscher Moral und Intoleranz. Seit 1995 lebt Kiok seine Neigung offen aus, er kennt 'etwa 100 Zoophile'. Gegenüber der SZ berichtet der 52-Jährige von tagelangen Treffen auf einem Hof in Norddeutschland. Was genau sich dort abgespielt hat, lässt er lieber im Unklaren. Kiok ist Vorsitzender des Verbandes Zeta (Zoophiles Engagement für Toleranz und Aufklärung). Zur Szene gehören nicht nur Menschen, die von sich behaupten, Tiere als Lebenspartner zu betrachten und 'einvernehmlich' mit ihnen zu verkehren. Es gibt auch die sogenannten 'Beastys', denen es nur um den sexuellen Kick geht, und es gibt Menschen, die sich selbst als Tiere verkleiden ('Furries').
Was Kiok eher anekdotisch erzählt, bestätigt die schlimmsten Vermutungen der Zoophilie-Gegner. Es kursieren Gerüchte über Tierbordelle - Bauernhöfe, auf denen man für Geld Sex mit Tieren der verschiedensten Gattungen haben kann. Dieses erschreckende Bild wurde von Aktivisten nun genutzt, um das heikle Thema auf die Agenda zu bringen.
In dem Buch 'Verschwiegenes Tierleid' hat die Autorin Birgit Schröder bereits 2006 vor Zoophilen gewarnt - und vor einer riesigen, unkontrollierbaren Szene. Drei Prozent der Deutschen hätten zoophile Neigungen, mehr als 500000 Tiere kämen in Deutschland jährlich 'bei exzessiven Sex-Praktiken' um. Tierbordelle gebe es, man müsse nur mal ins Internet gehen.
Hans-Michael Goldmann, der Tierschutzexperte, hält diese These für abwegig. 'Wir haben festgestellt, dass das Problem so massiv nicht ist. Anhaltspunkte für Tierbordelle gibt es keine.' Der Europäische Tier- und Naturschutzverein, ein Zusammenschluss radikaler Tierschützer, behauptet hingegen, Videomaterial und Abrechnungen vorlegen zu können, die die Existenz von mindestens sieben solcher Bordelle beweisen. Auch Adressen seien bekannt, sagt ein Sprecher.
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, ist zufrieden, 'dass Sodomie nun endlich verboten wird'. Er befürchtet aber, dass das skandalträchtige Thema von größeren Missständen ablenkt. Die Bundesregierung habe in Sachen Tierschutz versagt, 'es ist weiterhin erlaubt, Tierversuche an Menschenaffen vorzunehmen, Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren. In der landwirtschaftlichen Tierhaltung werden weiterhin Qualzucht und Brandzeichen zugelassen.'
Dass das Thema Zoophilie tierschutzrechtlich relevant bleibt, daran besteht kein Zweifel. Grausame Bilder, die alles zeigen, was Menschen Tieren in dieser Hinsicht antun können, sind im Internet verfügbar. Sie zu zeigen und zu verteilen, ist verboten - sie herzustellen jedoch nicht. Als Angela Mayr das Video mit dem vergewaltigten Huhn zur Polizei brachte, um Anzeige zu erstatten gegen unbekannt, da sagte man ihr: Wenn sie noch einmal so ein Video bekomme, solle sie es einfach löschen.
München - Angela Mayr muss mehrmals ansetzen, als sie erzählen will, was in dem Video passiert. Ein lebendiges Huhn kommt darin vor und ein nackter Mann, untermalt mit Volksmusik. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen - mehr will man darüber auch nicht wissen. Ihre 18-jährige Tochter hat das Video auf dem Handy eines Freundes auf dem Schulhof gesehen, sie kam verstört nach Hause, sagt ihre Mutter. Mayr hat deshalb eine Petition gestartet - eine von vielen Protestaktionen der vergangenen Wochen gegen Menschen, die sexuellen Kontakt mit Tieren haben, und gegen die Gesetzgebung in Deutschland, die das nicht verbietet.
Der Hund: Eigentlich der beste Freund des Menschen, für Zoophile deutlich mehr
Nach dem Gesetz kann nur verfolgt werden, wer 'einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden' zufügt oder ihm länger anhaltende erhebliche Schmerzen zumutet. Sexueller Kontakt mit Tieren als solcher ist nicht strafbar. Der Paragraf 175b, der 'widernatürliche Unzucht mit Tieren' unter Strafe stellte, wurde 1969 gestrichen. Paragraf 175, das war der Passus, der auch sexuelle Handlungen unter Männern verbot.
'Wer sexuelle Handlungen mit Tieren vornimmt, zwingt ihnen artwidriges Verhalten auf', sagt Hans-Michael Goldmann, Tierschutzexperte der FDP und Vorsitzender des Agrarausschusses des Bundestages. Am Mittwoch hat dieser Ausschuss abschließend über eine Novelle des Tierschutzgesetzes beraten. Unter anderem gab es eine Mehrheit dafür, dass sexuelle Handlungen an Tieren verboten werden sollen, Bußgelder bis 25000 Euro sind geplant. Darüber hinaus soll die betäubungslose Kastration von Ferkeln und Brandzeichen bei Pferden von 2018 an verboten werden. Im Dezember entscheidet der Bundestag über die Novelle. Die Opposition hat Widerstand angekündigt, das Gesetz gehe nicht weit genug.
Michael Kiok wiederum hat Klage gegen das Verbot angekündigt. Er ist nach eigener Einschätzung einer von 100000 Zoophilen in Deutschland: Kiok fühlt sich sexuell zu Tieren hingezogen. Seiner Ansicht nach ist das Verbot Ausdruck von falscher Moral und Intoleranz. Seit 1995 lebt Kiok seine Neigung offen aus, er kennt 'etwa 100 Zoophile'. Gegenüber der SZ berichtet der 52-Jährige von tagelangen Treffen auf einem Hof in Norddeutschland. Was genau sich dort abgespielt hat, lässt er lieber im Unklaren. Kiok ist Vorsitzender des Verbandes Zeta (Zoophiles Engagement für Toleranz und Aufklärung). Zur Szene gehören nicht nur Menschen, die von sich behaupten, Tiere als Lebenspartner zu betrachten und 'einvernehmlich' mit ihnen zu verkehren. Es gibt auch die sogenannten 'Beastys', denen es nur um den sexuellen Kick geht, und es gibt Menschen, die sich selbst als Tiere verkleiden ('Furries').
Was Kiok eher anekdotisch erzählt, bestätigt die schlimmsten Vermutungen der Zoophilie-Gegner. Es kursieren Gerüchte über Tierbordelle - Bauernhöfe, auf denen man für Geld Sex mit Tieren der verschiedensten Gattungen haben kann. Dieses erschreckende Bild wurde von Aktivisten nun genutzt, um das heikle Thema auf die Agenda zu bringen.
In dem Buch 'Verschwiegenes Tierleid' hat die Autorin Birgit Schröder bereits 2006 vor Zoophilen gewarnt - und vor einer riesigen, unkontrollierbaren Szene. Drei Prozent der Deutschen hätten zoophile Neigungen, mehr als 500000 Tiere kämen in Deutschland jährlich 'bei exzessiven Sex-Praktiken' um. Tierbordelle gebe es, man müsse nur mal ins Internet gehen.
Hans-Michael Goldmann, der Tierschutzexperte, hält diese These für abwegig. 'Wir haben festgestellt, dass das Problem so massiv nicht ist. Anhaltspunkte für Tierbordelle gibt es keine.' Der Europäische Tier- und Naturschutzverein, ein Zusammenschluss radikaler Tierschützer, behauptet hingegen, Videomaterial und Abrechnungen vorlegen zu können, die die Existenz von mindestens sieben solcher Bordelle beweisen. Auch Adressen seien bekannt, sagt ein Sprecher.
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, ist zufrieden, 'dass Sodomie nun endlich verboten wird'. Er befürchtet aber, dass das skandalträchtige Thema von größeren Missständen ablenkt. Die Bundesregierung habe in Sachen Tierschutz versagt, 'es ist weiterhin erlaubt, Tierversuche an Menschenaffen vorzunehmen, Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren. In der landwirtschaftlichen Tierhaltung werden weiterhin Qualzucht und Brandzeichen zugelassen.'
Dass das Thema Zoophilie tierschutzrechtlich relevant bleibt, daran besteht kein Zweifel. Grausame Bilder, die alles zeigen, was Menschen Tieren in dieser Hinsicht antun können, sind im Internet verfügbar. Sie zu zeigen und zu verteilen, ist verboten - sie herzustellen jedoch nicht. Als Angela Mayr das Video mit dem vergewaltigten Huhn zur Polizei brachte, um Anzeige zu erstatten gegen unbekannt, da sagte man ihr: Wenn sie noch einmal so ein Video bekomme, solle sie es einfach löschen.