12 Jahre nach dem verheerenden Absturz der Concorde hebt ein Pariser Gericht die alte Entscheidung gegen die US-Fluggesellschaft Continental auf - und fällt ein überraschendes Urteil
Paris - Zwölf Jahre nach dem Absturz des Überschallflugzeugs Concorde bei Paris ist die US-Fluggesellschaft Continental von der strafrechtlichen Verantwortung für die Katastrophe freigesprochen worden. Ein Berufungsgericht in Versailles sprach der Fluggesellschaft aber am Donnerstag eine zivilrechtliche Verantwortung zu: Continental muss der französischen Fluglinie Air France daher eine Million Euro Schadenersatz zahlen und an andere Parteien 300000 Euro - was einer indirekten Schuldzuweisung gleichkommt. Das Gericht sprach zudem zwei frühere Mitarbeiter der US-Fluggesellschaft sowie einen früheren Verantwortlichen der französischen Luftfahrtbehörde DGAC frei.
Viele offene Fragen: Reporter mit dem Continental Airlines Anwalt Olivier nach der Urteilsverkündung in Versaille
Bei dem Absturz der Concorde waren am 25. Juli 2000 113 Menschen ums Leben gekommen, darunter 97 Deutsche, von ihnen viele aus der Region um Mönchengladbach.Die Concorde hatte sich kurz nach dem Abheben in einen riesigen Feuerballen aufgelöst und war in der Luft explodiert. Sie war am Boden auf der Startbahn des Pariser Flughafens Roissy Charles-de-Gaulle beim Beschleunigen über eine Metall- Leiste gerast, die zuvor eine Continental-Maschine verloren hatte. Die Leiste zerriss einen Reifen, was eine Kettenreaktion auslöste. Schließlich zerrissen auch die Kerosintanks und fingen Feuer. Da Continental am Ursprung des Unglücks stand, verurteilte ein französisches Strafgericht die Airline im Herbst 2010 zu einer Geldstrafe.
Damals war auch ein Continental-Angestellter zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden, der die Leiste unsachgemäß zugeschnitten und befestigt haben soll. Er wurde nun freigesprochen. Sein Vorgesetzter entging schon in erster Instanz jeglichen Schuldzuweisungen. Der französische Behördenverantwortliche war ebenfalls im ersten Prozess freigesprochen worden, musste sich aber im Berufungsverfahren erneut verantworten.
Die überraschende Wende in zweiter Instanz hat Continental Airlines dem Geschick ihres Anwalts Olivier Metzner zu verdanken. Er gilt als einer der renommiertesten Strafverteidiger Frankreichs. Er machte sich als Verteidiger großer Konzerne wie Nike und Yahoo sowie mehrerer prominenter Politiker, Unternehmer und Sänger einen Namen.
Metzner schaffte es, Zeugen herbeizuschaffen, die aussagten, dass die Concorde bereits Feuer gefangen hatte, bevor sie über die 40 Zentimeter lange Metall-Lamelle fuhr. Er machte hingegen Air France für das Unglück verantwortlich, indem er die Wartung des Überschallflugzeugs und die Vorbereitung dieses bestimmten Fluges in Frage stellte. So stellte er fest, dass beispielsweise ein Teil des Fahrgestells fehlte, dass die Concorde überladen war und dass ein kleiner Elektromotor in letzter Sekunde ausgetauscht worden war.
Aufmerksam wurde in Frankreich registriert, dass auch der französische Chef der Luftfahrtbehörde, Claude Frantzen, 75, entlastet wurde. Die Generalsstaatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, 15 Jahre lang 'blind und taub' gegenüber jegliche Kritik am Überschallflugzeug gewesen zu sein. Frantzen habe damit verhindern wollen, dass die Hersteller des schnellsten Flugzeugs der Welt die Concorde überarbeiten oder zumindest Schwächen beheben mussten. Denn die 2003 eingestellte Concorde war in den 24 Jahren ihres Betriebs mehrmals in den Verdacht geraten, nicht ganz sicher zu sein. Häufig gingen die Zwischenfälle mit kaputten Reifen einher. 1979 gab es deswegen in Washington bereits einen Unfall, allerdings ohne Toten. Daraufhin wurden die Reifen überarbeitet, eine Verstärkung der Kerosinreservoirs wurde aber verworfen.
Die Concorde war in Frankreich lange Zeit eines jener vom Staat subventionierten High-Tech-Produkte, die dem Land Prestige einbringen sollten. Es ging dabei mehr um den politisch gewollten und technisch möglichen Erfolg, als um kommerziell sinnvolle Vorhaben.
Die Concorde war nie rentabel. Der Traum vom Überschallflugzeug für Passagiere wurde zum Albtraum für viele - auch in Deutschland. Für die Angehörigen der deutschen Opfer hat das Berufungsurteil aber nur symbolische Bedeutung: Sie wurden bereits entschädigt.
Paris - Zwölf Jahre nach dem Absturz des Überschallflugzeugs Concorde bei Paris ist die US-Fluggesellschaft Continental von der strafrechtlichen Verantwortung für die Katastrophe freigesprochen worden. Ein Berufungsgericht in Versailles sprach der Fluggesellschaft aber am Donnerstag eine zivilrechtliche Verantwortung zu: Continental muss der französischen Fluglinie Air France daher eine Million Euro Schadenersatz zahlen und an andere Parteien 300000 Euro - was einer indirekten Schuldzuweisung gleichkommt. Das Gericht sprach zudem zwei frühere Mitarbeiter der US-Fluggesellschaft sowie einen früheren Verantwortlichen der französischen Luftfahrtbehörde DGAC frei.
Viele offene Fragen: Reporter mit dem Continental Airlines Anwalt Olivier nach der Urteilsverkündung in Versaille
Bei dem Absturz der Concorde waren am 25. Juli 2000 113 Menschen ums Leben gekommen, darunter 97 Deutsche, von ihnen viele aus der Region um Mönchengladbach.Die Concorde hatte sich kurz nach dem Abheben in einen riesigen Feuerballen aufgelöst und war in der Luft explodiert. Sie war am Boden auf der Startbahn des Pariser Flughafens Roissy Charles-de-Gaulle beim Beschleunigen über eine Metall- Leiste gerast, die zuvor eine Continental-Maschine verloren hatte. Die Leiste zerriss einen Reifen, was eine Kettenreaktion auslöste. Schließlich zerrissen auch die Kerosintanks und fingen Feuer. Da Continental am Ursprung des Unglücks stand, verurteilte ein französisches Strafgericht die Airline im Herbst 2010 zu einer Geldstrafe.
Damals war auch ein Continental-Angestellter zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden, der die Leiste unsachgemäß zugeschnitten und befestigt haben soll. Er wurde nun freigesprochen. Sein Vorgesetzter entging schon in erster Instanz jeglichen Schuldzuweisungen. Der französische Behördenverantwortliche war ebenfalls im ersten Prozess freigesprochen worden, musste sich aber im Berufungsverfahren erneut verantworten.
Die überraschende Wende in zweiter Instanz hat Continental Airlines dem Geschick ihres Anwalts Olivier Metzner zu verdanken. Er gilt als einer der renommiertesten Strafverteidiger Frankreichs. Er machte sich als Verteidiger großer Konzerne wie Nike und Yahoo sowie mehrerer prominenter Politiker, Unternehmer und Sänger einen Namen.
Metzner schaffte es, Zeugen herbeizuschaffen, die aussagten, dass die Concorde bereits Feuer gefangen hatte, bevor sie über die 40 Zentimeter lange Metall-Lamelle fuhr. Er machte hingegen Air France für das Unglück verantwortlich, indem er die Wartung des Überschallflugzeugs und die Vorbereitung dieses bestimmten Fluges in Frage stellte. So stellte er fest, dass beispielsweise ein Teil des Fahrgestells fehlte, dass die Concorde überladen war und dass ein kleiner Elektromotor in letzter Sekunde ausgetauscht worden war.
Aufmerksam wurde in Frankreich registriert, dass auch der französische Chef der Luftfahrtbehörde, Claude Frantzen, 75, entlastet wurde. Die Generalsstaatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, 15 Jahre lang 'blind und taub' gegenüber jegliche Kritik am Überschallflugzeug gewesen zu sein. Frantzen habe damit verhindern wollen, dass die Hersteller des schnellsten Flugzeugs der Welt die Concorde überarbeiten oder zumindest Schwächen beheben mussten. Denn die 2003 eingestellte Concorde war in den 24 Jahren ihres Betriebs mehrmals in den Verdacht geraten, nicht ganz sicher zu sein. Häufig gingen die Zwischenfälle mit kaputten Reifen einher. 1979 gab es deswegen in Washington bereits einen Unfall, allerdings ohne Toten. Daraufhin wurden die Reifen überarbeitet, eine Verstärkung der Kerosinreservoirs wurde aber verworfen.
Die Concorde war in Frankreich lange Zeit eines jener vom Staat subventionierten High-Tech-Produkte, die dem Land Prestige einbringen sollten. Es ging dabei mehr um den politisch gewollten und technisch möglichen Erfolg, als um kommerziell sinnvolle Vorhaben.
Die Concorde war nie rentabel. Der Traum vom Überschallflugzeug für Passagiere wurde zum Albtraum für viele - auch in Deutschland. Für die Angehörigen der deutschen Opfer hat das Berufungsurteil aber nur symbolische Bedeutung: Sie wurden bereits entschädigt.