In der 51. Minute gelang Joachim Löw der Ausgleich, wenngleich wohl ohne Absicht. Dick eingepackt in seiner Winterjacke, die Kapuze im Dauerregen von Vigo überm Kopf, stand der Bundestrainer kurz auf – und stieß sich den Kopf am Dach der Trainerbank. Vicente del Bosque, der spanische Coach, hatte schon in der ersten Halbzeit vorgelegt mit einer ähnlichen Szene. 1:1 der Spielstand bei den Missgeschicken, torlos in diesem Moment noch das Treiben auf dem nassen Feld und ungewiss die Situation, wie dieses Jahr enden sollte, in dem es erst den Weltmeistertitel zu feiern gab und dann ein paar missglückte EM-Qualifikationsspiele sowie am vergangenen Freitag ein überaus dürftiges 4:0 gegen Gibraltar zu beklagen.
MIt einem 1:0 gegen Spanien hat sich die DFB-Elf für dieses Jahr verabschiedet.
Eine knappe Stunde später stand Löw, der keinerlei Blessuren davongetragen hatten, in einem warmen TV-Studio und sagte: „Ich denke, dass man sich keinen besseren Jahresabschluss wünschen kann.“ Und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sprach sogar von einem „schönen Ausklang, den man so nicht erwarten konnte“. Am Ende kam dieses 1:0, der erste Erfolg gegen Spanien seit 14 Jahren, recht überraschend zustande, und zu verdanken haben sie diesen ersten Sieg in Spanien seit über 32 Jahren (beim 2:1 im WM-Gruppenspiel am 2. Juli 1982) ausgerechnet dem Wahl-Madrilenen Toni Kroos, der zwei Minuten vor dem Abpfiff den Treffer des Tages mit einem Weitschuss aus 25 Metern erzielte.
Das Beste zum Schluss, wie es das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Trailern versprach? Auf dem Papier mag dies so sein, schließlich sollte da der Weltmeister von 2010 (und ja, immer noch amtierender Europameister) gegen den Weltmeister von 2014 antreten – doch tatsächlich war dies ein Etikettenschwindel. Bei den Spaniern fehlten neben den zurückgetretenen Xabi Alonso und Xavi auch Iniesta, Diego Costas, David Silva und Fàbregas. Und Löw bot Spieler auf, die mit dem Finale von Rio nun wirklich gar nichts zu tun hatten, den Torhüter Ron-Robert Zieler etwa, den Verteidiger Antonio Rüdiger oder die Hoffenheimer Sebastian Rudy und Kevin Volland.
Sami Khedira durfte in seinem 53. Länderspiel erstmals die deutsche Elf als Kapitän zum letzten Gruppenfoto des Jahres aufs Feld führen, es kamen nur drei Weltmeister aufs Erinnerungsbild, die auch in der Anfangsformation beim Finale von Rio auf dem Platz gestanden hatten, nämlich Müller, Götze und Höwedes. Jener Höwedes, den Löw zunächst glatt vergessen hatte, als er am Tag vor dem Spiel die vielen Verletzten in seiner Elf beklagte und namentlich nur Kroos und Müller erwähnte, die übrig geblieben seien aus der Startelf von Rio, aber nicht Höwedes, den Schalker, der ja gerne mal übersehen wird.
Dabei war Höwedes an diesem ungemütlichen Novemberabend von Vigo eine Konstante in der deutschen Abwehr, die aus drei Innenverteidigern bestand, neben Höwedes noch Mustafi und Rüdiger. Mit einer Dreierkette überraschte der Taktiktüftler Löw, die bei Bedarf, also bei spanischem Ballbesitz, auf fünf Mann aufgestockt wurde. Und weil die Spanier, zumindest in der ersten Halbzeit, recht häufig in Ballbesitz waren, wurde aus dem deutschen 3-4-3 schnell ein überaus sicheres 5-4-1, mit Götze als einziger Spitze. Und bald schon als einzigem Münchner, denn Thomas Müllers 62. Länderspiel (er zog damit mit seinem Namensvetter Gerd gleich) war bereits nach 22 Minuten beendet. Sergio Ramos hatte seinem zweifelhaften Ruf als Bayernschreck mal wieder alle Ehre gemacht. Im Halbfinale der Champions League hatte er die Bayern beim 0:4 gegen Real fast im Alleingang erledigt, diesmal schaltete er Müller mit unfairen Mitteln aus, durch einen Sprung in den Rücken. Müller ließ sich auswechseln, die Bayern-Fraktion fürchtete Schlimmes an diesem ohnehin vermaledeiten Tag, an dem sich der Kapitän des Meisters beim Training in schwer verletzt hatte.
Müller aber lahmte nur vorübergehend, ein Pferdekuss wurde später diagnostiziert, der leicht Verletzte erklärte es grinsend auf Müller-Art: „Meine linke Arschbacke hat es ziemlich erwischt.“ Bis zum Samstag will er wieder fit sein, und so war seine Auswechslung mehr eine Vorsichtsmaßnahme und brachte für Statistikfreunde die überraschende Auswertung, dass nun erstmals in der deutschen Länderspielgeschichte mehr Hoffenheimer als Bayern-Spieler auf dem Platz standen. Die Hoffenheimer Zwei-Mann-Achse Rudy/Volland machte ihre Sache gut, die beiden sorgten sogar ab und an für Torgefahr – die auf der anderen Seite die Spanier weitgehend vermissen ließen; je länger das Spiel andauerte, desto ungefährlicher wurden die Gastgeber. Die deutsche Elf erarbeitete sich ein Übergewicht und ein paar gute Chancen, etwa durch Rüdigers Drehschuss übers Tor (55.) oder Vollands Schuss aus 28 Metern, den Torwart Kiko Casilla, kurz nach seiner Einwechslung für Iker Casillas in seiner ersten Szene noch übers Gebälk lenkte (78.). Kiko für Iker, Casilla für Casillas, ob das wirklich ein guter Tausch war, fragten sich die Spanier kurz vor Schluss, als der Moment von Toni Kroos folgte. Bis zu dieser 89. Minute war der frühere Münchner, den sie gerade bei Real Madrid zum Phänomen erklären, nicht sonderlich aufgefallen, er war einer von fünf Real-Spielern, verteilt auf beide Mannschaften, hatte ein paar gute Szenen, aber keine überragende Aktion. Dann aber erinnerte sich Kroos daran, was man sowohl im Regen als auch gegen einen eingewechselten Torwart gerne macht – einfach draufhalten. Es war kein sonderlich starker Rechtsschuss, den Toni Kroos da ablieferte, doch Casilla ließ den Aufsetzer ins rechte Eck passieren.
1:0 für Deutschland, der Weltmeister schlägt den Europameister. Wen interessierte noch, dass dies ein Etikettenschwindel gewesen sein könnte? So trocken, wie er kurz vor Schluss getroffen hat, kommentierte Kroos das 1:0 nach Abpfiff: „Tolles Jahr, guter Abschluss.“ Allemal ein versöhnlicher, auch wenn Joachim Löw schon ans nächste Jahr dachte: „Wir müssen uns weiterentwickeln und in einigen Dingen weiter verbessern. Das war heute ein sehr guter Beginn.“ So schnell kann Löw nicht abschalten, nicht nach diesem Jahr.
MIt einem 1:0 gegen Spanien hat sich die DFB-Elf für dieses Jahr verabschiedet.
Eine knappe Stunde später stand Löw, der keinerlei Blessuren davongetragen hatten, in einem warmen TV-Studio und sagte: „Ich denke, dass man sich keinen besseren Jahresabschluss wünschen kann.“ Und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sprach sogar von einem „schönen Ausklang, den man so nicht erwarten konnte“. Am Ende kam dieses 1:0, der erste Erfolg gegen Spanien seit 14 Jahren, recht überraschend zustande, und zu verdanken haben sie diesen ersten Sieg in Spanien seit über 32 Jahren (beim 2:1 im WM-Gruppenspiel am 2. Juli 1982) ausgerechnet dem Wahl-Madrilenen Toni Kroos, der zwei Minuten vor dem Abpfiff den Treffer des Tages mit einem Weitschuss aus 25 Metern erzielte.
Das Beste zum Schluss, wie es das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Trailern versprach? Auf dem Papier mag dies so sein, schließlich sollte da der Weltmeister von 2010 (und ja, immer noch amtierender Europameister) gegen den Weltmeister von 2014 antreten – doch tatsächlich war dies ein Etikettenschwindel. Bei den Spaniern fehlten neben den zurückgetretenen Xabi Alonso und Xavi auch Iniesta, Diego Costas, David Silva und Fàbregas. Und Löw bot Spieler auf, die mit dem Finale von Rio nun wirklich gar nichts zu tun hatten, den Torhüter Ron-Robert Zieler etwa, den Verteidiger Antonio Rüdiger oder die Hoffenheimer Sebastian Rudy und Kevin Volland.
Sami Khedira durfte in seinem 53. Länderspiel erstmals die deutsche Elf als Kapitän zum letzten Gruppenfoto des Jahres aufs Feld führen, es kamen nur drei Weltmeister aufs Erinnerungsbild, die auch in der Anfangsformation beim Finale von Rio auf dem Platz gestanden hatten, nämlich Müller, Götze und Höwedes. Jener Höwedes, den Löw zunächst glatt vergessen hatte, als er am Tag vor dem Spiel die vielen Verletzten in seiner Elf beklagte und namentlich nur Kroos und Müller erwähnte, die übrig geblieben seien aus der Startelf von Rio, aber nicht Höwedes, den Schalker, der ja gerne mal übersehen wird.
Dabei war Höwedes an diesem ungemütlichen Novemberabend von Vigo eine Konstante in der deutschen Abwehr, die aus drei Innenverteidigern bestand, neben Höwedes noch Mustafi und Rüdiger. Mit einer Dreierkette überraschte der Taktiktüftler Löw, die bei Bedarf, also bei spanischem Ballbesitz, auf fünf Mann aufgestockt wurde. Und weil die Spanier, zumindest in der ersten Halbzeit, recht häufig in Ballbesitz waren, wurde aus dem deutschen 3-4-3 schnell ein überaus sicheres 5-4-1, mit Götze als einziger Spitze. Und bald schon als einzigem Münchner, denn Thomas Müllers 62. Länderspiel (er zog damit mit seinem Namensvetter Gerd gleich) war bereits nach 22 Minuten beendet. Sergio Ramos hatte seinem zweifelhaften Ruf als Bayernschreck mal wieder alle Ehre gemacht. Im Halbfinale der Champions League hatte er die Bayern beim 0:4 gegen Real fast im Alleingang erledigt, diesmal schaltete er Müller mit unfairen Mitteln aus, durch einen Sprung in den Rücken. Müller ließ sich auswechseln, die Bayern-Fraktion fürchtete Schlimmes an diesem ohnehin vermaledeiten Tag, an dem sich der Kapitän des Meisters beim Training in schwer verletzt hatte.
Müller aber lahmte nur vorübergehend, ein Pferdekuss wurde später diagnostiziert, der leicht Verletzte erklärte es grinsend auf Müller-Art: „Meine linke Arschbacke hat es ziemlich erwischt.“ Bis zum Samstag will er wieder fit sein, und so war seine Auswechslung mehr eine Vorsichtsmaßnahme und brachte für Statistikfreunde die überraschende Auswertung, dass nun erstmals in der deutschen Länderspielgeschichte mehr Hoffenheimer als Bayern-Spieler auf dem Platz standen. Die Hoffenheimer Zwei-Mann-Achse Rudy/Volland machte ihre Sache gut, die beiden sorgten sogar ab und an für Torgefahr – die auf der anderen Seite die Spanier weitgehend vermissen ließen; je länger das Spiel andauerte, desto ungefährlicher wurden die Gastgeber. Die deutsche Elf erarbeitete sich ein Übergewicht und ein paar gute Chancen, etwa durch Rüdigers Drehschuss übers Tor (55.) oder Vollands Schuss aus 28 Metern, den Torwart Kiko Casilla, kurz nach seiner Einwechslung für Iker Casillas in seiner ersten Szene noch übers Gebälk lenkte (78.). Kiko für Iker, Casilla für Casillas, ob das wirklich ein guter Tausch war, fragten sich die Spanier kurz vor Schluss, als der Moment von Toni Kroos folgte. Bis zu dieser 89. Minute war der frühere Münchner, den sie gerade bei Real Madrid zum Phänomen erklären, nicht sonderlich aufgefallen, er war einer von fünf Real-Spielern, verteilt auf beide Mannschaften, hatte ein paar gute Szenen, aber keine überragende Aktion. Dann aber erinnerte sich Kroos daran, was man sowohl im Regen als auch gegen einen eingewechselten Torwart gerne macht – einfach draufhalten. Es war kein sonderlich starker Rechtsschuss, den Toni Kroos da ablieferte, doch Casilla ließ den Aufsetzer ins rechte Eck passieren.
1:0 für Deutschland, der Weltmeister schlägt den Europameister. Wen interessierte noch, dass dies ein Etikettenschwindel gewesen sein könnte? So trocken, wie er kurz vor Schluss getroffen hat, kommentierte Kroos das 1:0 nach Abpfiff: „Tolles Jahr, guter Abschluss.“ Allemal ein versöhnlicher, auch wenn Joachim Löw schon ans nächste Jahr dachte: „Wir müssen uns weiterentwickeln und in einigen Dingen weiter verbessern. Das war heute ein sehr guter Beginn.“ So schnell kann Löw nicht abschalten, nicht nach diesem Jahr.