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Streichelkonzert

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Das Cello ist eines der formschönsten Instrumente überhaupt, sein warmer Klang geht vom Ohr direkt ins Herz. Vorausgesetzt, es wird nicht von einem Anfänger traktiert, dann kann es sich leicht in ein Folter-Instrument verwandeln. Aber wer zum Beispiel Edward Elgars Cello-Konzert in e-Moll hört, gespielt von Sol Gabetta, der bekommt eine Ahnung davon, dass die Menschheit vielleicht doch nicht so schlecht sein kann, wie es immer heißt.




Apocalyptica fiedeln den Soundtrack zum nächsten "Angry Birds".

Was aber ist Schräges passiert, wenn Hardrock-Fans, Computerspieler und andere Nerds plötzlich auf Twitter und Facebook über Cello-Klänge fachsimpeln? Und sich erstaunlicherweise auch noch einig sind, dass dieses Streichinstrument „echt supergeil“ klingt? In einem Videoclip, der bei Youtube schon mehrere Hunderttausend Mal abgerufen wurde, sind drei langhaarige Musiker zu sehen, die ihre Cellos im Stil von Metallica traktieren, dazu flattern wütende bunte Vögel herum, die mit Schleudern auf Verstecke von Schweinen katapultiert werden.


„Apocalyptica erobern neue Gebiete!“ jubelt das Fachblatt Metal-Hammer, „sie steuern jetzt einen Song für ein Video-Spiel bei, das für diese Musikrichtung eher überraschend ist.“ Die Cello-Hardrockband hat die Musik für die neueste Ausgabe des Spiele-Hits „Angry Birds“ geschrieben. Was sich zunächst total bizarr anhört, passt beim genauen Hinhören bestens. Die Band kommt aus Finnland, das Spiel kommt aus Finnland, die neue Episode spielt in Finnland und heißt „On Finn Ice“ – eine finntastische Kombination.


Die erste Version von Angry Birds wurde 2009 veröffentlicht und hat seitdem viele Millionen Fans gefunden. Alle paar Monate bringt das finnische Entwicklerstudio Rovio Entertainment neue Varianten und Levels auf den Markt, es gibt Star Wars-Versionen, eine Serie von Autorennen, mehrere Weltraum-Episoden. Auch das Merchandising läuft wie von selbst. Die Vögel sind auf T-Shirts und Süßigkeiten zu sehen, sie sind Helden einer TV-Serie und sollen 2016 auch als Kinofilm groß herauskommen.


Zu den finnischen Federtieren passen Apocalyptica auch deshalb, weil sie ähnlich unkonventionell in der Unterhaltungsbranche unterwegs sind. Sie katapultierten sich selbst hinein. Die Cello-Schüler spielten vor 20 Jahren aus Spaß ein paar Metallica-Titel ein, mittlerweile füllen sie Hallen und planen eine US-Tournee. Sie treten regelmäßig beim Hardrock-Festival in Wacken auf, aber auch mit dem MDR-Sinfonieorchester zum Richard-Wagner-Festjahr. Sie arbeiteten unter anderem mit Nina Hagen zusammen, mit Franky Perez, dem Sänger von Slashs Solo-Band – und mit Rammstein-Sänger Till Lindemann, der auf einem Apocalyptica-Album David Bowies Titel „Helden“ schreit.


Musik in Videospielen ist als Gestaltungselement längst so wichtig wie in Spielfilmen. Hans Zimmer komponierte den Soundtrack zum Ballerspiel „Modern Warfare 2“, Angelo Badalamenti für „Fahrenheit“, Michael Giacchino, der für die Filmmusik von „Ratatouille“ einen Grammy erhielt und die Fernsehserie „Lost“ vertonte, schrieb auch die Musik für den Ego-Shooter „Call of Duty“. Gegen diese gewaltigen Sound-Cluster hören sich die Heavy-Metal-Cellos von Apocalyptica geradezu niedlich und ohrenstreichelnd an.

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