Anfangs sei er noch realistisch gewesen, sagt Robert Biedroń: „Ein Schwuler mit grünen Ideen. Wer soll mich in diesem katholischen Land wählen?“ Dann kam der erste Wahlgang der polnischen Kommunalwahlen. 20 Prozent der Stimmen in der 90000-Einwohner-Stadt Słupsk gingen an Biedroń. Am Sonntag wird er in der Stichwahl gegen Zbigniew Konwiński antreten, der in der ersten Runde auf 29Prozent kam. Biedroń könnte Polens erster schwuler Bürgermeister werden.
In diesem September zeichnete das Magazin Polityka Biedroń als Politiker des Jahres aus: „Für seinen Fleiß und seinen Einsatz.“
Wie ein Gewinner fühlt er sich schon jetzt. Als sich der Politiker 2002 outete, sagte Ewa Kopacz, damals Parlamentsabgeordnete und jetzt Premierministerin in Warschau, dass Biedroń sich durch seine Offenheit geschadet habe – und bezeichnete ihn als unwählbar. Doch Polen ist längst nicht mehr das europäische Rückhaltebecken der Erzkonservativen. 2011 zog Biedroń als erster offen schwuler Abgeordneter ins Parlament ein; gemeinsam mit der transsexuellen Aktivistin Anna Grodzka. In diesem September zeichnete das Magazin Polityka Biedroń als Politiker des Jahres aus: „Für seinen Fleiß und seinen Einsatz.“
Biedroń selbst beschreibt den Wandel in seinem Land am liebsten mit einer Anekdote aus seinem Wahlkampf, den er als Einzelkämpfer mit eigener Liste führte. Der 42-Jährige besuchte ein Fußballspiel der Regionalliga. Er lächelnd und grau meliert, die Fans pöbelnd und irritiert. „Schwuchtel!“, grölte der Rang. Nach der Wahl kam einer der Fans zu ihm. „Wir haben Sie gewählt“, sagt der Pöbler, „weil Sie Eier in der Hose haben.“
Seit er vor drei Jahren ins Parlament eingezogen ist, wurde der promovierte Politikwissenschaftler Biedroń viermal zusammengeschlagen – das letzte Mal im Sommer 2013 nach dem Christopher-Street-Day in Warschau. Eine Politikerin der rechtsnationalen Partei Recht und Gerechtigkeit des früheren Regierungschefs Jarosław Kaczyński, empfahl den Bürgern in Słupsk sogar, lieber gar nicht zu wählen, bevor sie ihre Stimme Biedroń geben, der „gegen die Kirche kämpft“. Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Stanisław Gądecki, sieht die traditionelle Familie bedroht, weil das öffentliche Fernsehen Werbespots gegen Homophobie zeigt: „Das hat mit der Stärkung christlicher Werte nichts zu tun.“
Nun haben ausgerechnet die Bürger der nordpolnischen Provinzstadt Słupsk den prominentesten Vorkämpfer der Homosexuellenbewegung im Land unterstützt. Und so kann sich der Teil Polens zeigen, der hinter dem Getöse der Nationalkonservativen oft verschwindet. Für diejenigen Polen, die in einem liberalen Europa keine Bedrohung, sondern eine Chance sehen, ist Robert Biedroń ein Hoffnungsträger. Er ist Atheist, war Mitarbeiter des Europarats, referiert auf internationalen Konferenzen zu Schwulen- und Lesbenrechten. Ein Erfolgstyp.
Und genau diesen Erfolg verspricht er den Menschen in Słupsk. Er sehe sich „als Manager, der mit neuen Ideen von außen kommt“. Er will die Stadt zum Zentrum erneuerbarer Energien machen und aus dem Schatten des nahen Gdynia herausführen, gern mit europäischen Fördermitteln. Den Wahlkreis Słupsk hat sich Biedroń vor drei Jahren ausgesucht. Eine unterschätzte Stadt für einen anfangs unterschätzten Politiker.
In diesem September zeichnete das Magazin Polityka Biedroń als Politiker des Jahres aus: „Für seinen Fleiß und seinen Einsatz.“
Wie ein Gewinner fühlt er sich schon jetzt. Als sich der Politiker 2002 outete, sagte Ewa Kopacz, damals Parlamentsabgeordnete und jetzt Premierministerin in Warschau, dass Biedroń sich durch seine Offenheit geschadet habe – und bezeichnete ihn als unwählbar. Doch Polen ist längst nicht mehr das europäische Rückhaltebecken der Erzkonservativen. 2011 zog Biedroń als erster offen schwuler Abgeordneter ins Parlament ein; gemeinsam mit der transsexuellen Aktivistin Anna Grodzka. In diesem September zeichnete das Magazin Polityka Biedroń als Politiker des Jahres aus: „Für seinen Fleiß und seinen Einsatz.“
Biedroń selbst beschreibt den Wandel in seinem Land am liebsten mit einer Anekdote aus seinem Wahlkampf, den er als Einzelkämpfer mit eigener Liste führte. Der 42-Jährige besuchte ein Fußballspiel der Regionalliga. Er lächelnd und grau meliert, die Fans pöbelnd und irritiert. „Schwuchtel!“, grölte der Rang. Nach der Wahl kam einer der Fans zu ihm. „Wir haben Sie gewählt“, sagt der Pöbler, „weil Sie Eier in der Hose haben.“
Seit er vor drei Jahren ins Parlament eingezogen ist, wurde der promovierte Politikwissenschaftler Biedroń viermal zusammengeschlagen – das letzte Mal im Sommer 2013 nach dem Christopher-Street-Day in Warschau. Eine Politikerin der rechtsnationalen Partei Recht und Gerechtigkeit des früheren Regierungschefs Jarosław Kaczyński, empfahl den Bürgern in Słupsk sogar, lieber gar nicht zu wählen, bevor sie ihre Stimme Biedroń geben, der „gegen die Kirche kämpft“. Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Stanisław Gądecki, sieht die traditionelle Familie bedroht, weil das öffentliche Fernsehen Werbespots gegen Homophobie zeigt: „Das hat mit der Stärkung christlicher Werte nichts zu tun.“
Nun haben ausgerechnet die Bürger der nordpolnischen Provinzstadt Słupsk den prominentesten Vorkämpfer der Homosexuellenbewegung im Land unterstützt. Und so kann sich der Teil Polens zeigen, der hinter dem Getöse der Nationalkonservativen oft verschwindet. Für diejenigen Polen, die in einem liberalen Europa keine Bedrohung, sondern eine Chance sehen, ist Robert Biedroń ein Hoffnungsträger. Er ist Atheist, war Mitarbeiter des Europarats, referiert auf internationalen Konferenzen zu Schwulen- und Lesbenrechten. Ein Erfolgstyp.
Und genau diesen Erfolg verspricht er den Menschen in Słupsk. Er sehe sich „als Manager, der mit neuen Ideen von außen kommt“. Er will die Stadt zum Zentrum erneuerbarer Energien machen und aus dem Schatten des nahen Gdynia herausführen, gern mit europäischen Fördermitteln. Den Wahlkreis Słupsk hat sich Biedroń vor drei Jahren ausgesucht. Eine unterschätzte Stadt für einen anfangs unterschätzten Politiker.