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„Erstmals ist Frieden möglich“

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2014 sollte das Jahr des Friedens werden. Nach einem halben Jahrhundert Bürgerkrieg, nach 250000 Toten und sechs Millionen Vertriebenen sei in Kolumbien die Zeit reif, für einen dauerhaften Waffenstillstand. So hatte es Staatspräsident Juan Manuel Santos, 63, einst angekündigt. Es kam anders. 2014 endete mit der Entführung eines hochrangigen Generals durch die linke Guerilla-Truppe Farc, mit anhaltenden Kämpfen sowie mit wachsender Skepsis seitens der kriegsmüden Bevölkerung. Unterm Strich war 2014 also auch nur eines von vielen verschenkten Jahren für Kolumbien.



Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos versprach bereits im letzten Jahr ein Ende des Bürgerkriegs. Nun scheint es tatsächlich Bewegung im Friedensprozess zu geben.

Doch der Präsident bleibt stur. Der im vergangenen Jahr mit knapper Mehrheit wiedergewählte Santos hat sein zentrales Wahlversprechen ins neue Jahr mitgenommen. Am Mittwochabend kündigte er in einer Fernsehansprache an: „2015 könnte eines der wichtigsten Jahre in der Geschichte unseres Landes werden.“

Santos ist nicht für Zurückhaltung bekannt. Aber in diesem Fall scheint es tatsächlich Bewegung im Friedensprozess zu geben. Seit dem Jahreswechsel mehren sich die Hinweise auf eine dauerhafte Aussöhnung zwischen der Regierung und den Farc-Rebellen. Santos selbst hat in diesen Tagen einen möglicherweise entscheidenden Kurswechsel unternommen. Er ist jetzt offenbar bereit, die Bekämpfung der Farc so lange auszusetzen, bis ein Friedensvertrag vorliegt. Die Regierung Santos und die Rebellen verhandeln seit November 2012 im kubanischen Havanna über die Einzelheiten eines solchen Abkommens. Santos sagte am Mittwochabend: „Ich habe den Unterhändlern Anweisungen gegeben, so schnell wie möglich eine Diskussion über einen definitiven bilateralen Waffenstillstand in Gang zu bringen.“ Nur einige Stunden später reagierten die Farc mit einem Antwortschreiben. Die Überschrift lautet: „Wir sind bereit!“

Die Rebellen hatten ihre Bereitschaft bereits am 20. Dezember untermauert, als sie ihrerseits einen einseitigen Waffenstillstand verkündeten. Santos dagegen hatte bislang stets betont, dass die Farc so lange militärisch bekämpft werde, bis in Havanna eine endgültige Übereinkunft erzielt werde. Offenbar auf Druck des Militärs hatte er stets auf dem Standpunkt beharrt, die Rebellen würden eine Kampfpause nur zur Wiederbewaffnung nutzen. Seine Devise lautete: „Verhandeln, als gäbe es keinen Krieg und die Offensive aufrechterhalten, als gäbe es keinen Friedensprozess.“

Nun hat Santos erstmals vor laufenden Kameras eingeräumt, dass diese Strategie widersprüchlich ist. So sieht das auch die fünfköpfige Delegation der Farc in Havanna. In ihrer jüngsten Depesche teilt sie mit: „Der gesunde Menschenverstand besagt, dass es nicht zusammenpasst, wenn man vom Frieden redet und gleichzeitig die Fortsetzung des Kriegs anordnet.“ Sollten die Streitkräfte ihre Angriffe nicht sofort aussetzen, sei der Waffenstillstand vom 20. Dezember akut gefährdet. Dass der Präsident nun offenbar bereit ist, eine der zentralen Forderungen der Guerilla-Kämpfer zu erfüllen, wird von Beobachtern als der erste ernsthafte Versuch seit Langem gewertet, um den seit 1964 andauernden Konflikt endlich beizulegen.

Auch Santos glaubt: „Erstmals seit 50Jahren ist der Frieden wirklich möglich.“ Bis es so weit ist, dürften in Havanna allerdings noch zähe Gespräche anstehen. Von den sechs Verhandlungspunkten sind bislang nur drei zur Zufriedenheit beider Seiten erledigt. Vor allem die Frage, wie die unzähligen Opfer und ihre Angehörigen der vergangenen fünf Jahrzehnte entschädigt werden sollen, ist ungeklärt.

Doch Santos ist offenbar fest entschlossen, als Versöhner in die Historie einzugehen. Er muss dabei aber auch darauf achten, dass sich die rechtskonservativen Teile der Bevölkerung nicht gegen ihn auflehnen. Die werden vor allem von seinem Vorgänger Álvaro Uribe vertreten, der rastlos gegen jede Form einer Amnestie für die Rebellen wettert. Der immer noch mächtige Uribe kommentierte die jüngste Friedensinitiative des Präsidenten so: „Santos fördert den Terrorismus.“
Die Fehde zwischen den einstigen Weggefährten und heutigen Erzfeinden Santos und Uribe dreht sich nicht zuletzt um die Frage, ob Krieg oder Frieden in Kolumbien populärer ist. Doch inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass die Stimmung tatsächlich zugunsten des Friedens kippen könnte.

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