Ein Nachruf auf einen der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts, der den Weg für eine moderne brasilianische Architektur ebnete.
Oscar Niemeyer, geboren 1907, war der letzte große Vertreter der architektonischen Moderne. Sein Weltruhm gründete auf den Gebäuden, mit denen er dem vom Kolonialismus befreiten Brasilien ein radikal neues Selbstbild entwarf. Im Rest der Welt liebte man seine sinnlichen Formen als Alternativen zur Orthodoxie des Rationalen. Am Mittwoch dieser Woche ist er zehn Tage vor seinem 105. Geburtstag in Rio de Janeiro gestorben.
Oscar Niemeyer entwarf unter anderem Gebäude in Brasilia, die heute Weltkulturerbe sind.
Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff ehrte den Architekten mit den Worten: 'Brasilien hat heute ein Genie verloren.' Der Leichnam Niemeyers wurde nach Brasília geflogen, wo er im Palácio do Planalto, dem Präsidentensitz, aufgebahrt wurde. Diesen Bau entwarf Niemeyer Ende der fünfziger Jahre. Nach einer weiteren Aufbahrung im Rathaus von Rio ist die Beisetzung an diesem Freitag auf dem dortigen Cemitério São João Batista geplant. Der Gouverneur des Bundesstaates Rio ordnete eine dreitägige Staatstrauer an, in Brasília gilt eine offizielle Trauer von sieben Tagen.
Bis zum Schluss zeichnete und baute Niemeyer unermüdlich. Sein letztes Großprojekt war seine für 2013 geplante Kathedrale Cristo Rei für 25000 Gläubige im mittelbrasilianischen Belo Horizonte, wo Niemeyers Karriere in den Dreißigern begonnen hatte. Damals weigerte sich der katholische Klerus der Stadt, in einer Niemeyer-Kapelle Gottesdienst zu feiern. Man misstraute dem Kommunisten, der sich seinerseits immer zu der meditativen Ruhe von Sakralbauten hingezogen fühlte. Kurz vor seinem 104. Geburtstag würdigte Niemeyer im Interview mit der SZ den brasilianischen Befreiungstheologen Leonardo Boff und sagte: 'Ich glaube, dass die Kirche sich zum Besseren verändert hat. In Brasilien hat sich ein progressiver Flügel der katholischen Kirche entwickelt, der sich sehr für die Verteidigung sozialer Rechte einsetzt.' Der Sinneswandel der Kirche gegenüber Niemeyer zeigte sich nun auch darin, dass zwei katholische Priester ins Krankenhaus kamen und nach seinem Tod eine Messe für Freunde und Verwandte lasen. Eine SZ-Reportage und ein Niemeyer-Interview über sein Projekt in Belo Horizonte und sein Verhältnis zur Kirche finden sich hier: www.sz.de/kultur
Oscar Niemeyer, geboren 1907, war der letzte große Vertreter der architektonischen Moderne. Sein Weltruhm gründete auf den Gebäuden, mit denen er dem vom Kolonialismus befreiten Brasilien ein radikal neues Selbstbild entwarf. Im Rest der Welt liebte man seine sinnlichen Formen als Alternativen zur Orthodoxie des Rationalen. Am Mittwoch dieser Woche ist er zehn Tage vor seinem 105. Geburtstag in Rio de Janeiro gestorben.
Oscar Niemeyer entwarf unter anderem Gebäude in Brasilia, die heute Weltkulturerbe sind.
Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff ehrte den Architekten mit den Worten: 'Brasilien hat heute ein Genie verloren.' Der Leichnam Niemeyers wurde nach Brasília geflogen, wo er im Palácio do Planalto, dem Präsidentensitz, aufgebahrt wurde. Diesen Bau entwarf Niemeyer Ende der fünfziger Jahre. Nach einer weiteren Aufbahrung im Rathaus von Rio ist die Beisetzung an diesem Freitag auf dem dortigen Cemitério São João Batista geplant. Der Gouverneur des Bundesstaates Rio ordnete eine dreitägige Staatstrauer an, in Brasília gilt eine offizielle Trauer von sieben Tagen.
Bis zum Schluss zeichnete und baute Niemeyer unermüdlich. Sein letztes Großprojekt war seine für 2013 geplante Kathedrale Cristo Rei für 25000 Gläubige im mittelbrasilianischen Belo Horizonte, wo Niemeyers Karriere in den Dreißigern begonnen hatte. Damals weigerte sich der katholische Klerus der Stadt, in einer Niemeyer-Kapelle Gottesdienst zu feiern. Man misstraute dem Kommunisten, der sich seinerseits immer zu der meditativen Ruhe von Sakralbauten hingezogen fühlte. Kurz vor seinem 104. Geburtstag würdigte Niemeyer im Interview mit der SZ den brasilianischen Befreiungstheologen Leonardo Boff und sagte: 'Ich glaube, dass die Kirche sich zum Besseren verändert hat. In Brasilien hat sich ein progressiver Flügel der katholischen Kirche entwickelt, der sich sehr für die Verteidigung sozialer Rechte einsetzt.' Der Sinneswandel der Kirche gegenüber Niemeyer zeigte sich nun auch darin, dass zwei katholische Priester ins Krankenhaus kamen und nach seinem Tod eine Messe für Freunde und Verwandte lasen. Eine SZ-Reportage und ein Niemeyer-Interview über sein Projekt in Belo Horizonte und sein Verhältnis zur Kirche finden sich hier: www.sz.de/kultur