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Attacke auf Uber

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Immer, wenn es regnet oder – wie in den vergangenen Monaten eigentlich durchgängig – schneit, sind alle gelben Taxis belegt, und Uber hebt die Preise an, zum Teil auf das Vierfache. Eine zehnminütige Fahrt kann mit der Taxi-alternativ-App schnell 30 Dollar kosten. Dann steht der New Yorker im Schneesturm und verflucht Uber. „Unsere Kunden werden nicht überrascht und müssen keine willkürlichen Extragebühren zahlen“, sagt Shahar Waiser. „Bei uns weiß man immer schon vorher, was man bezahlt.“

Waiser ist angetreten, um Uber die entnervten Kunden abzujagen. Der 40-Jährige hat schon mehrere Unternehmen in Israel, Russland und San Francisco gegründet, darunter den russischen Groupon-Rivalen Vigoda. Nun ist der in Russland geborene Israeli Gründer und Chef von Gett, einer App, mit der man Fahrdienste rufen und bezahlen kann. Auf die Taxi-Idee kam er, als er im Silicon Valley auf einen Wagen zum Flughafen wartete. Er kam und kam nicht – und als er bei der Zentrale anrief, hatten die ihn einfach vergessen.
 


Die App "Uber" hat einen ernstzunehmenden Rivalen bekommen: Getttaxi lockt die Fahrer mit besseren Arbeitsbedingungen

Seine Unternehmen gründet er immer, wenn er im richtigen Leben einen Bedarf sieht, sagt er. Gett ging 2010 in London und Tel Aviv an den Start. Inzwischen ist das Unternehmen laut Waiser der nach Umsatz größte internationale Rivale von Uber. Alle Gett-Fahrten zwischen der 59. Straße und der Houston Street in Manhattan kosten zehn Dollar – weniger als alle anderen Taxidienste. In der Rushhour steigt die Flatrate auf 20 Dollar. Die Preise außerhalb des Zentrums hat Gett gerade um ein Viertel gesenkt, um Marktanteile zu ergattern.

Während Uber von Amerika aus nach Europa und Asien wachsen will, drängt Gett aus dem Ausland nach Amerika, in Ubers Heimatmarkt. Die App ist in Großbritannien, Israel und Russland unter dem Namen Gettaxi bekannt und schreibt in 24 der 32 Städte bereits Gewinne, die Waiser jetzt in New York reinvestiert. Die Metropole ist ein schwieriger Markt. Neben Uber gibt es zwar keine größeren Mitfahr-Apps, aber die gelben Taxis sind mächtig und überall, außerdem gibt es kleinere Fahrservices in der Taxi-Preisklasse und gute öffentliche Verkehrsmittel. New York sei ein riesiger Markt, sagt Waiser. „Und wir glauben, dass es noch nicht genug Wettbewerb gibt.“

Uber hat allein in der jüngsten Finanzierungsrunde 2,8 Milliarden Dollar eingesammelt – und ist damit schwer zu schlagen. „Die hohe Bewertung von Uber hilft aber uns allen, sie zeigt, wie groß der Markt ist“, sagt Waiser – groß genug für zwei junge, ehrgeizige Unternehmen. „Trotz der hohen Bewertung sind sowohl Uber als auch wir noch immer am Anfang des Weges.“ Gett hat 207 Millionen Dollar von Investoren bekommen, dieses Jahr will das Start-up eine halbe Milliarde Dollar Umsatz schreiben. Vorteile gegenüber Uber verspricht sich Waiser auch mit Geschäftskunden. Große Firmen seien von Ubers teilweise illegalen Praktiken abgeschreckt. Gett arbeitet mit den Behörden zusammen, alle Fahrer haben eine Taxi-Lizenz.

Doch die wachsende Popularität macht Gett zu schaffen. Oft gibt es nicht genug Fahrer, Kunden müssen lange warten. „Als wir mit der Flatrate im September angefangen haben, waren wir überrascht über die hohe Nachfrage. Wir hatten Probleme, sie zu bedienen“, gibt Waiser zu. Seitdem versucht das Unternehmen, neue Fahrer anzulocken – und von Uber abzuwerben. Jetzt seien die Gett-Taxis in der Regel innerhalb von fünf bis sieben Minuten beim Kunden. Das stimmt zwar noch nicht ganz, im East Village muss man gerade 18 Minuten warten – aber die Wartezeit schrumpft, und die Zahl der Fahrer wächst.

„Wir bieten ihnen faire Löhne, fast doppelt so viel wie bei Uber“, sagt Waiser. „Und das Trinkgeld dürfen sie zu 100 Prozent behalten.“

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