Berlusconi erwägt, eventuell vielleicht doch nicht anzutreten. Plötzlich hält er Monti wieder für seines Amtes würdig. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen
Rom - Ein neuer Tag, eine neue Idee: Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi hat es sich wieder anders überlegt, zumindest halb: Wenn Regierungschef Mario Monti bei den Wahlen im Februar für eine Mitte-Rechts-Koalition kandidieren sollte, dann, so Berlusconi, 'hätte ich kein Problem, die Kandidatur zurückzuziehen'. Am Donnerstag begegneten die beiden sich in Brüssel beim Gipfeltreffen der Europäischen Volksparteien. Italienischen Medien zufolge, wiederholte Berlusconi dort seine Einladung an Monti, der sich jedoch darauf beschränkt habe, Danke schön zu sagen.
Nach der Ankündigung, wieder zur Wahl antreten zu wollen, macht Berlusconi nun einen Rückzieher.
Um seine jüngste Wendung e mitzuteilen, hatte Berlusconi die Buchvorstellung des ihm ergebenen Rai-Journalisten Bruno Vespa in Rom gewählt. Da saß der 76-Jährige am Mittwochabend und das Publikum fragte sich, ob es recht gehört habe: 'Ich könnte mich auch nur meiner eigenen politischen Bewegung widmen', sagte Berlusconi. Auf die Frage, ob das seinen Rückzug bedeute, antwortete er dann aber: 'Nein, so ist es nicht.' Mit seinen Ankündigungen nach dem Roberto-Blanco-Prinzip 'heute so, morgen so' lässt er nun selbst seine Gefolgsleute verwirrt stehen. 'Noch eine Pirouette', titelt das Berlusconi freundlich gesinnte Blatt Il Libero und: 'Voilà, der Berlusmonti'. Zur Erinnerung: Am Wochenende hatte Berlusconi mit seinem Entschluss, wieder als Spitzenkandidat der PDL anzutreten, die europäischen Regierung erschreckt eine Rücktrittsankündigung von Premier Monti ausgelöst. Der Schrecken wurde nicht kleiner, als Berlusconi dann auf einem seiner Fernsehsender gegen Deutschlands Sparkurs und die EU-Krisenpolitik vom Leder zog. Berlin und Brüssel reagierten mit kaum verhüllten Misstrauenserklärungen gegenüber dem Ex-Premier, auch in Italien bekam er dafür Prügel.
Seit Mittwochabend hält Berlusconi Monti nun wieder geeignet als Regierungschef - unter Bedingungen: Damit er selbst verzichte, müsse Monti Kandidat des gesamten Mitte-Rechts-Lagers werden, und zwar mit seinem einstigen Koalitionspartner Lega Nord. Die Partei aber steht seit dem ersten Tag Montis in Totalopposition zu ihm. Bei der Lega Nord könnte auch einer der Gründe für Berlusconis jüngste Volte liegen: Ihr Vorsitzender Roberto Maroni hatte ihm am Vortag jede Hoffnung auf eine Koalition genommen, sollte er Spitzenkandidat bleiben. Und ohne die Lega wird Berlusconi voraussichtlich kaum mehr als 15 Prozent erreichen. Ein weiteres Kalkül Berlusconis dürfte in seiner eigener Partei liegen: Diejenigen zu beruhigen und vom Austritt abzuhalten, die gerne Monti wieder als Regierungschef hätten und nicht Berlusconi.
Der Mann, der auf der anderen politischen Seite nächster Premier werden will, sieht den Zickzack-Kurs Berlusconis relativ gelassen. Pierluigi Bersani, Chef der sozialdemokratischen PD, sagte am Donnerstag überzeugt: 'Berlusconi wird nicht gewinnen. Er wird die Wahl verlieren.' Die jeweiligen Wendungen des PDL-Führers gälten 'für eine halbe Stunde'. Aber seine Macht reiche immer noch, 'mit seinem Geschwätz in der ganzen Welt die ersten Zeitungsseiten zu füllen'. Er werde sich nicht mehr darauf einlassen, einen Wahlkampf zu führen, der sich gegen Berlusconi richtet, kündigte Bersani an, 'wir kümmern uns um Italien.' Sollte er gewählt werden, werde Mario Monti der erste sein, mit dem er rede. Bersani öffnete am Donnerstag auch die Tür für das Mitte-Rechts-Lager: Egal, wie die Mehrheitsverhältnisse stehen werden, sei er bereit zum Gespräch mit einer 'pro-europäischen, antipopulistischen Mitte'.Andrea Bachstein Von Berlusconi bis Beppe Grillo - die Akteure im Überblick: sz.de/italien
Rom - Ein neuer Tag, eine neue Idee: Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi hat es sich wieder anders überlegt, zumindest halb: Wenn Regierungschef Mario Monti bei den Wahlen im Februar für eine Mitte-Rechts-Koalition kandidieren sollte, dann, so Berlusconi, 'hätte ich kein Problem, die Kandidatur zurückzuziehen'. Am Donnerstag begegneten die beiden sich in Brüssel beim Gipfeltreffen der Europäischen Volksparteien. Italienischen Medien zufolge, wiederholte Berlusconi dort seine Einladung an Monti, der sich jedoch darauf beschränkt habe, Danke schön zu sagen.
Nach der Ankündigung, wieder zur Wahl antreten zu wollen, macht Berlusconi nun einen Rückzieher.
Um seine jüngste Wendung e mitzuteilen, hatte Berlusconi die Buchvorstellung des ihm ergebenen Rai-Journalisten Bruno Vespa in Rom gewählt. Da saß der 76-Jährige am Mittwochabend und das Publikum fragte sich, ob es recht gehört habe: 'Ich könnte mich auch nur meiner eigenen politischen Bewegung widmen', sagte Berlusconi. Auf die Frage, ob das seinen Rückzug bedeute, antwortete er dann aber: 'Nein, so ist es nicht.' Mit seinen Ankündigungen nach dem Roberto-Blanco-Prinzip 'heute so, morgen so' lässt er nun selbst seine Gefolgsleute verwirrt stehen. 'Noch eine Pirouette', titelt das Berlusconi freundlich gesinnte Blatt Il Libero und: 'Voilà, der Berlusmonti'. Zur Erinnerung: Am Wochenende hatte Berlusconi mit seinem Entschluss, wieder als Spitzenkandidat der PDL anzutreten, die europäischen Regierung erschreckt eine Rücktrittsankündigung von Premier Monti ausgelöst. Der Schrecken wurde nicht kleiner, als Berlusconi dann auf einem seiner Fernsehsender gegen Deutschlands Sparkurs und die EU-Krisenpolitik vom Leder zog. Berlin und Brüssel reagierten mit kaum verhüllten Misstrauenserklärungen gegenüber dem Ex-Premier, auch in Italien bekam er dafür Prügel.
Seit Mittwochabend hält Berlusconi Monti nun wieder geeignet als Regierungschef - unter Bedingungen: Damit er selbst verzichte, müsse Monti Kandidat des gesamten Mitte-Rechts-Lagers werden, und zwar mit seinem einstigen Koalitionspartner Lega Nord. Die Partei aber steht seit dem ersten Tag Montis in Totalopposition zu ihm. Bei der Lega Nord könnte auch einer der Gründe für Berlusconis jüngste Volte liegen: Ihr Vorsitzender Roberto Maroni hatte ihm am Vortag jede Hoffnung auf eine Koalition genommen, sollte er Spitzenkandidat bleiben. Und ohne die Lega wird Berlusconi voraussichtlich kaum mehr als 15 Prozent erreichen. Ein weiteres Kalkül Berlusconis dürfte in seiner eigener Partei liegen: Diejenigen zu beruhigen und vom Austritt abzuhalten, die gerne Monti wieder als Regierungschef hätten und nicht Berlusconi.
Der Mann, der auf der anderen politischen Seite nächster Premier werden will, sieht den Zickzack-Kurs Berlusconis relativ gelassen. Pierluigi Bersani, Chef der sozialdemokratischen PD, sagte am Donnerstag überzeugt: 'Berlusconi wird nicht gewinnen. Er wird die Wahl verlieren.' Die jeweiligen Wendungen des PDL-Führers gälten 'für eine halbe Stunde'. Aber seine Macht reiche immer noch, 'mit seinem Geschwätz in der ganzen Welt die ersten Zeitungsseiten zu füllen'. Er werde sich nicht mehr darauf einlassen, einen Wahlkampf zu führen, der sich gegen Berlusconi richtet, kündigte Bersani an, 'wir kümmern uns um Italien.' Sollte er gewählt werden, werde Mario Monti der erste sein, mit dem er rede. Bersani öffnete am Donnerstag auch die Tür für das Mitte-Rechts-Lager: Egal, wie die Mehrheitsverhältnisse stehen werden, sei er bereit zum Gespräch mit einer 'pro-europäischen, antipopulistischen Mitte'.Andrea Bachstein Von Berlusconi bis Beppe Grillo - die Akteure im Überblick: sz.de/italien