Hinter den Reiseportalen fluege.de und hotelreservierung.de steckt die Firma Unister. In der Vergangenheit haben sich immer wieder Kunden über das Unternehmen beschwert. Nun wurden drei Top-Manager festgenommen
Berlin - Sie heißen fluege.de, ab-in-den-urlaub.de, hotelreservierung.de oder reisen.de. Hinter all diesen Internetportalen steckt die Leipziger Firma Unister, die mit 1500 Mitarbeitern nach eigenen Angaben zu den größten deutschen Reisevermittlern zählt und selbst auch Reisen veranstaltet. Alles schien bestens zu laufen. Dank massiver Werbung wuchs der Bekanntheitsgrad der Seiten stetig. Die Einnahmen sprudelten. Täglich würden 'mehrere tausend Kunden' bei ihnen buchen, sagte der Unister-Sprecher kürzlich stolz. Und dann? Dann kam der 11. Dezember. Seither ist bei der Firma nichts mehr, wie es war.
Hier klingelte der Staatsanwalt: Das Büro der Firma Unister in Leipzig
An diesem Tag rückten drei Staatsanwälte sowie 130 Polizeibeamte und Steuerfahnder an, um in Leipzig, Dresden, Hamburg und Stralsund insgesamt 20 Objekte der Unister-Gruppe zu durchsuchen. Zwei Top-Manager wurden festgenommen. Am Freitag wurde ein dritter verhaftet. Bei allen drei bestehe Verdunkelungs- und Fluchtgefahr, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein von der Generalsstaatsanwaltschaft Dresden. Insgesamt werde derzeit gegen acht Führungskräfte von Unister ermittelt - wegen des Verdachts auf unbefugten Vertrieb von Versicherungsprodukten und Steuerhinterziehung.
Unister soll auf seinen Reiseportalen einen Stornoschutz sowie einen Umbuchungsservice angeboten haben, die einer Versicherung gleichkommen. Doch das Unternehmen führte weder Versicherungsteuer ab noch besaß es überhaupt eine Genehmigung, solche Produkte zu vertreiben. Unister muss damit Millionen umgesetzt haben, denn laut Generalstaatsanwaltschaft beträgt allein der geschätzte Steuerschaden eine Million Euro. Verbraucherschützer hatten in der Vergangenheit häufiger beklagt, dass solche Zusatzangebote, wie etwa der Umbuchungs- oder der Stornoschutz, auf den Internetseiten nicht immer transparent waren. Kunden hätten bisweilen erst dann gemerkt, dass sie einen kostenpflichtigen Stornoschutz erworben haben, als die Buchung bereits abgeschlossen war.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hatte Unister bereits seit 2011 im Visier. 'Wir sind durch eine Beschwerde auf die Firma aufmerksam geworden und haben deshalb zu ermitteln begonnen', sagte ein Bafin-Sprecher. Parallel dazu ging bei der Staatsanwaltschaft in Sachsen eine anonyme Anzeige ein, in der laut Oberstaatsanwalt Klein 'sehr qualifizierte Äußerungen' gemacht wurden. Seither stünden Finanzaufsicht und Staatsanwaltschaft in Kontakt.
Nach der Razzia am Dienstag stellte Unister den Verkauf der umstrittenen Stornoschutz-Produkte vorerst ein. Dies gelte so lange, bis es eine Gerichtsentscheidung gibt, teilte die Firma mit. Sie kündigte an, nun stattdessen zunächst 'klassische Versicherungsprodukte unserer Versicherungspartner' anzubieten. Das Vorgehen der Ermittlungsbehörden kritisierte Unister als 'unverhältnismäßig'. Bei den Zusatzprodukten handele es sich um einen 'eher kleinen Bereich innerhalb der Unister-Produktpalette'. Das Kerngeschäft sei durch die Vorwürfe nicht betroffen. 'Wir sind überzeugt, dass die Anschuldigungen alsbald entkräftet sind und die betroffenen Manager entlastet werden', teilte das Unternehmen weiter mit.
Mittlerweile wurden neue Vorwürfe laut. Demnach soll Unister auch gegen das Datenschutzgesetz verstoßen haben, wie der Sprecher des Sächsischen Datenschutzbeauftragten, Andreas Schneider, auf Anfrage bestätigte. Einer der drei Festgenommenen sei Gesellschafter und zugleich betrieblicher Datenschutzbeauftragter gewesen. Dies aber sei gesetzlich verboten, da Interessenkonflikte denkbar sind. 'Als Datenschutzbeauftragter muss er sich auch um Kundenbeschwerden kümmern', erklärte Schneider. 'Wie will er das neutral machen, wenn er gleichzeitig Gesellschafterziele verfolgt?' Seit dem Sommer habe sich der Sächsische Datenschutzbeauftragte sich bemüht, bei Unister in Erfahrung zu bringen, was genau mit den Kundendaten passiere. 'Doch wir haben bislang keine qualifizierte Auskunft erhalten', sagt der Sprecher. Bei einem Unternehmen der Größe sei das ungewöhnlich. Der Unister-Sprecher sagte: 'Wenn wir hier verstoßen haben, werden wir das umgehend ändern.'
Berlin - Sie heißen fluege.de, ab-in-den-urlaub.de, hotelreservierung.de oder reisen.de. Hinter all diesen Internetportalen steckt die Leipziger Firma Unister, die mit 1500 Mitarbeitern nach eigenen Angaben zu den größten deutschen Reisevermittlern zählt und selbst auch Reisen veranstaltet. Alles schien bestens zu laufen. Dank massiver Werbung wuchs der Bekanntheitsgrad der Seiten stetig. Die Einnahmen sprudelten. Täglich würden 'mehrere tausend Kunden' bei ihnen buchen, sagte der Unister-Sprecher kürzlich stolz. Und dann? Dann kam der 11. Dezember. Seither ist bei der Firma nichts mehr, wie es war.
Hier klingelte der Staatsanwalt: Das Büro der Firma Unister in Leipzig
An diesem Tag rückten drei Staatsanwälte sowie 130 Polizeibeamte und Steuerfahnder an, um in Leipzig, Dresden, Hamburg und Stralsund insgesamt 20 Objekte der Unister-Gruppe zu durchsuchen. Zwei Top-Manager wurden festgenommen. Am Freitag wurde ein dritter verhaftet. Bei allen drei bestehe Verdunkelungs- und Fluchtgefahr, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein von der Generalsstaatsanwaltschaft Dresden. Insgesamt werde derzeit gegen acht Führungskräfte von Unister ermittelt - wegen des Verdachts auf unbefugten Vertrieb von Versicherungsprodukten und Steuerhinterziehung.
Unister soll auf seinen Reiseportalen einen Stornoschutz sowie einen Umbuchungsservice angeboten haben, die einer Versicherung gleichkommen. Doch das Unternehmen führte weder Versicherungsteuer ab noch besaß es überhaupt eine Genehmigung, solche Produkte zu vertreiben. Unister muss damit Millionen umgesetzt haben, denn laut Generalstaatsanwaltschaft beträgt allein der geschätzte Steuerschaden eine Million Euro. Verbraucherschützer hatten in der Vergangenheit häufiger beklagt, dass solche Zusatzangebote, wie etwa der Umbuchungs- oder der Stornoschutz, auf den Internetseiten nicht immer transparent waren. Kunden hätten bisweilen erst dann gemerkt, dass sie einen kostenpflichtigen Stornoschutz erworben haben, als die Buchung bereits abgeschlossen war.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hatte Unister bereits seit 2011 im Visier. 'Wir sind durch eine Beschwerde auf die Firma aufmerksam geworden und haben deshalb zu ermitteln begonnen', sagte ein Bafin-Sprecher. Parallel dazu ging bei der Staatsanwaltschaft in Sachsen eine anonyme Anzeige ein, in der laut Oberstaatsanwalt Klein 'sehr qualifizierte Äußerungen' gemacht wurden. Seither stünden Finanzaufsicht und Staatsanwaltschaft in Kontakt.
Nach der Razzia am Dienstag stellte Unister den Verkauf der umstrittenen Stornoschutz-Produkte vorerst ein. Dies gelte so lange, bis es eine Gerichtsentscheidung gibt, teilte die Firma mit. Sie kündigte an, nun stattdessen zunächst 'klassische Versicherungsprodukte unserer Versicherungspartner' anzubieten. Das Vorgehen der Ermittlungsbehörden kritisierte Unister als 'unverhältnismäßig'. Bei den Zusatzprodukten handele es sich um einen 'eher kleinen Bereich innerhalb der Unister-Produktpalette'. Das Kerngeschäft sei durch die Vorwürfe nicht betroffen. 'Wir sind überzeugt, dass die Anschuldigungen alsbald entkräftet sind und die betroffenen Manager entlastet werden', teilte das Unternehmen weiter mit.
Mittlerweile wurden neue Vorwürfe laut. Demnach soll Unister auch gegen das Datenschutzgesetz verstoßen haben, wie der Sprecher des Sächsischen Datenschutzbeauftragten, Andreas Schneider, auf Anfrage bestätigte. Einer der drei Festgenommenen sei Gesellschafter und zugleich betrieblicher Datenschutzbeauftragter gewesen. Dies aber sei gesetzlich verboten, da Interessenkonflikte denkbar sind. 'Als Datenschutzbeauftragter muss er sich auch um Kundenbeschwerden kümmern', erklärte Schneider. 'Wie will er das neutral machen, wenn er gleichzeitig Gesellschafterziele verfolgt?' Seit dem Sommer habe sich der Sächsische Datenschutzbeauftragte sich bemüht, bei Unister in Erfahrung zu bringen, was genau mit den Kundendaten passiere. 'Doch wir haben bislang keine qualifizierte Auskunft erhalten', sagt der Sprecher. Bei einem Unternehmen der Größe sei das ungewöhnlich. Der Unister-Sprecher sagte: 'Wenn wir hier verstoßen haben, werden wir das umgehend ändern.'