Die Anwälte der mutmaßlichen Vergewaltiger einer indischen Studentin versuchen nun vor einem Schnellgericht Zeit zu gewinnen.
München - Aus Sicht der Familie des Opfers und der Öffentlichkeit müsste das Urteil längst gefällt sein: Sie verlangen nicht weniger als die Todesstrafe für die Peiniger der 23-jährigen Studentin, die Mitte Dezember in Delhi vergewaltigt worden und später an ihren Verletzungen gestorben ist. Indische Strafgesetze lassen in Ausnahmefällen Exekutionen zu. Aber der Plan, durch ein neu geschaffenes Schnellgericht die mutmaßlichen Vergewaltiger zügig abzuurteilen, lässt sich für die indische Justiz nicht in die Tat umsetzen. Das ist am Montag erneut klar geworden.
Demonstration vor dem Gerichtsgebäude in Delhi, wo der Prozess gegen die mutmaßlichen Vergewaltiger stattfindet
Bei der ersten Anhörung vor dem Schnellgericht haben die vier Anwälte der fünf Beschuldigten wieder ihre Strategie unter Beweis gestellt, mit der sie ihre Mandanten vor der Höchststrafe bewahren wollen: Die Anwälte spielen auf Zeit, stellen Anträge, oder leugnen die Vorwürfe. Einer der fünf Angeklagten forderte über seine Verteidiger, das Verfahren müsse in eine andere Stadt verlegt werden. Schließlich stünden die Richter in der Hauptstadt unter so immensem Druck der Öffentlichkeit, dass an einen fairen Prozess nicht zu denken sei. Das Gericht wies den Antrag noch nicht ab, sondern vertagte die Entscheidung darüber.
Fünf der sechs Angeklagten sind laut Staatsanwaltschaft zwischen 19 und 35 Jahre alt, einem sechsten Beschuldigten soll vor einem Jugendgericht der Prozess gemacht werden. Am Montag erklärte einer der Anwälte vor dem Schnellgericht, auch sein Mandant sei nicht volljährig und gehöre ebenfalls vor ein Jugendgericht. Dort darf keine Todesstrafe verhängt werden.
Bereits vor der Sitzung am Montag hatte Richter Yogesh Khanna die Öffentlichkeit von dem Verfahren ausgeschlossen. Der Anwalt des Hauptbeschuldigten will sich dafür einsetzen, diese Verhandlung für die Medien wieder zu öffnen.
Schon vor dem Prozessauftakt hatte einer der Verteidiger schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben: Die Beschuldigten seien in Untersuchungshaft gefoltert worden, sagte Manohar Lal Sharma indischen Medien. Obwohl die Beweislage nach Angaben des polizeilichen Ermittlungsberichts erdrückend ist, gab der Jurist zu verstehen, dass die Beschuldigten nach seiner Sicht der Dinge nicht schuldig seien: 'Meine Mandanten sind gezwungen worden, Verbrechen einzugestehen, die sie gar nicht begangen haben.' Welches Frauenbild Sharma vertritt, offenbarte er in einem Gespräch mit dem Nachrichtendienst Bloomberg: 'Ich habe noch von keinem einzigen Fall gehört, in dem eine respektierte Frau vergewaltigt worden ist.' Die Einschätzung, dass Frauen selbst dafür verantwortlich seien, wenn sie vergewaltigt werden, ist in Indien häufiger zu hören. Nach dem grausamen Verbrechen gegen die Studentin hatten auch Politiker erklärt, Frauen könnten sich am besten gegen Vergewaltigungen schützen, wenn sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße gingen. Solch patriarchalische Sichtweisen gehören in Indien noch immer zum Alltag.
Wie kein zweiter Fall hat der Tod der Studentin die indische Öffentlichkeit aufgerüttelt. Entsprechend aufmerksam verfolgen die Medien die Strategie der Verteidigung: Die Anwälte der mutmaßlichen Vergewaltiger missbrauchten das Verfahren, um ein 'absurdes Theater' zu fabrizieren, kommentierte das Magazin India Today wütend. Der Prozess soll am Donnerstag fortgesetzt werden.
München - Aus Sicht der Familie des Opfers und der Öffentlichkeit müsste das Urteil längst gefällt sein: Sie verlangen nicht weniger als die Todesstrafe für die Peiniger der 23-jährigen Studentin, die Mitte Dezember in Delhi vergewaltigt worden und später an ihren Verletzungen gestorben ist. Indische Strafgesetze lassen in Ausnahmefällen Exekutionen zu. Aber der Plan, durch ein neu geschaffenes Schnellgericht die mutmaßlichen Vergewaltiger zügig abzuurteilen, lässt sich für die indische Justiz nicht in die Tat umsetzen. Das ist am Montag erneut klar geworden.
Demonstration vor dem Gerichtsgebäude in Delhi, wo der Prozess gegen die mutmaßlichen Vergewaltiger stattfindet
Bei der ersten Anhörung vor dem Schnellgericht haben die vier Anwälte der fünf Beschuldigten wieder ihre Strategie unter Beweis gestellt, mit der sie ihre Mandanten vor der Höchststrafe bewahren wollen: Die Anwälte spielen auf Zeit, stellen Anträge, oder leugnen die Vorwürfe. Einer der fünf Angeklagten forderte über seine Verteidiger, das Verfahren müsse in eine andere Stadt verlegt werden. Schließlich stünden die Richter in der Hauptstadt unter so immensem Druck der Öffentlichkeit, dass an einen fairen Prozess nicht zu denken sei. Das Gericht wies den Antrag noch nicht ab, sondern vertagte die Entscheidung darüber.
Fünf der sechs Angeklagten sind laut Staatsanwaltschaft zwischen 19 und 35 Jahre alt, einem sechsten Beschuldigten soll vor einem Jugendgericht der Prozess gemacht werden. Am Montag erklärte einer der Anwälte vor dem Schnellgericht, auch sein Mandant sei nicht volljährig und gehöre ebenfalls vor ein Jugendgericht. Dort darf keine Todesstrafe verhängt werden.
Bereits vor der Sitzung am Montag hatte Richter Yogesh Khanna die Öffentlichkeit von dem Verfahren ausgeschlossen. Der Anwalt des Hauptbeschuldigten will sich dafür einsetzen, diese Verhandlung für die Medien wieder zu öffnen.
Schon vor dem Prozessauftakt hatte einer der Verteidiger schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben: Die Beschuldigten seien in Untersuchungshaft gefoltert worden, sagte Manohar Lal Sharma indischen Medien. Obwohl die Beweislage nach Angaben des polizeilichen Ermittlungsberichts erdrückend ist, gab der Jurist zu verstehen, dass die Beschuldigten nach seiner Sicht der Dinge nicht schuldig seien: 'Meine Mandanten sind gezwungen worden, Verbrechen einzugestehen, die sie gar nicht begangen haben.' Welches Frauenbild Sharma vertritt, offenbarte er in einem Gespräch mit dem Nachrichtendienst Bloomberg: 'Ich habe noch von keinem einzigen Fall gehört, in dem eine respektierte Frau vergewaltigt worden ist.' Die Einschätzung, dass Frauen selbst dafür verantwortlich seien, wenn sie vergewaltigt werden, ist in Indien häufiger zu hören. Nach dem grausamen Verbrechen gegen die Studentin hatten auch Politiker erklärt, Frauen könnten sich am besten gegen Vergewaltigungen schützen, wenn sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße gingen. Solch patriarchalische Sichtweisen gehören in Indien noch immer zum Alltag.
Wie kein zweiter Fall hat der Tod der Studentin die indische Öffentlichkeit aufgerüttelt. Entsprechend aufmerksam verfolgen die Medien die Strategie der Verteidigung: Die Anwälte der mutmaßlichen Vergewaltiger missbrauchten das Verfahren, um ein 'absurdes Theater' zu fabrizieren, kommentierte das Magazin India Today wütend. Der Prozess soll am Donnerstag fortgesetzt werden.