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Die Weltensammler

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EMBA-Programme werden immer internationaler - ohne Präsenzwochen in mindestens zwei Kontinenten geht offenbar gar nichts mehr


Gerade ist man frisch in einer Führungsposition installiert, und nun soll man den Job aufgeben, um zurück an die Hochschule zu gehen und sich weiter zu qualifizieren? Diese Fragen beantworten viele ehrgeizige Manager mit Nein. Sie wollen beides: arbeiten und studieren. Möglich ist das in den sogenannten EMBA-Programmen (Executive Master of Business Administration). Davon gibt es allein in Deutschland Dutzende. In vielen dieser berufsbegleitenden Studiengänge wird nicht nur Betriebswirtschaftslehre vermittelt, sondern auch interkulturelles Wissen.

Von den berufserfahrenen Studienteilnehmern wird erwartet, dass sie einen Teil des Unterrichts im Ausland absolvieren. 'Für aufstrebende Führungskräfte empfiehlt es sich heute geradezu, Auslandsstationen in das Studium einzubauen', mahnt Andreas Pinkwart, Rektor der Handelshochschule Leipzig (HHL). Denn: 'Internationalität beweist sich nicht darin, dass man ein paar ausländischen Gastdozenten auf dem heimischen Campus zuhört. Verlangt werden interkulturelle Fähigkeiten, und die muss man sich selbst in der Welt aneignen.'




Immer mehr Manager wollen arbeiten und sich fortbilden

EMBA-Programme sind auf einen engen Teilnehmerkreis zugeschnitten. Die Schulen verlangen neben einem Diplom- oder Bachelorabschluss - wobei es gleichgültig ist, in welchem Fach dieser erworben wurde - fünf bis sieben, gelegentlich sogar zehn Jahre Berufspraxis. Einen Teil davon muss der Bewerber in einer Führungsposition verbracht haben. Die HHL setzt drei Jahre in leitender Funktion voraus, und wer glaubt, er könne dabei schummeln, wird gnadenlos enttarnt. Pinkwart droht: 'Das wird vom Auswahlgremium aufgrund des Lebenslaufs und der Zeugnisse geprüft.'

Manager finden an dieser Form der akademischen Weiterbildung großen Gefallen, denn sie können weiterhin Neues lernen und zugleich weiter an ihrer Karriere basteln. Zu welchen Zeiten der Unterricht stattfindet, ist von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. In einigen Teilzeitprogrammen finden die Vorlesungen nach Feierabend oder am Wochenende statt. Andere Schulen konzentrieren den Unterricht in mehrwöchigen Blockseminaren. Die gesamte Dauer eines Executive-MBA-Studiums beträgt im Durchschnitt 18 Monate, wobei manche Schulen schon nach 15, andere erst nach 22 Monaten zum Examen rufen. Mit dem erfolgreichen Abschluss erwerben die Teilnehmer ein Zertifikat, das ihnen bestätigt, das Zeug zu anspruchsvollen Managementaufgaben zu haben.

Die Doppelbelastung während des Studiums ist hart. Berufsleben, Weiterbildung und das Privatleben miteinander in Einklang zu bringen, bedingen Ausdauer und Organisationsvermögen. Kein Wunder, dass Headhunter viel von den sturmerprobten EMBA-Absolventen halten. Die Unternehmen selbst auch. Das zeigt sich an der wachsenden Bereitschaft, sich an den Studienkosten zu beteiligen oder sie sogar ganz zu übernehmen. Allerdings knüpfen viele Arbeitgeber eine Bedingung an die Finanzhilfe: Der oder die Mitarbeiterin muss sich verpflichten, nach dem Abschluss noch einige Jahre im Unternehmen zu bleiben.

Wer sich in ein EMBA-Programm einschreibt, ist meist zwischen Anfang und Ende 30. Die Hoffnung auf eine glänzende Karriere in einem anderen Unternehmen als dem, in dem sie gerade arbeiten, wird am häufigsten als Motiv genannt. Einige Teilnehmer wollen sich für eine konkrete Position in ihrem Betrieb fit machen. Und wieder andere möchten nach dem Abschluss im Ausland oder in einer Position mit internationalem Bezug arbeiten. Diesem Wunsch tragen die Schulen mit dem konsequenten Ausbau ihrer Auslandsmodule Rechnung. Das ansehnlich akkreditierte Executive-MBA-Programm an der Gisma Business School in Hannover mit dem Namen 'The International Master"s in Management Program (IMM)' umfasst jeweils zweiwöchige Präsenzphasen an der Purdue University in den USA, der Tias Nimbas Business School in den Niederlanden, der CEU Business School in Ungarn sowie an zwei Hochschulen in China und in Mexiko. Auf diese Weise kommen die Studenten fast einmal um den gesamten Erdball, können Vergleiche ziehen und sich an Ort und Stelle ein Bild von den Gegebenheiten machen.

Während die meisten Executive-MBA-Programme Verbindung mit den USA oder nach Asien suchen, fokussiert die HHL mit ihrem Programm auf Südeuropa und die aufstrebenden Länder Brasilien, China und Indien. Gemeinsam mit der spanischen Business School EADA haben die Leipziger ein 18-monatiges EMBA-Programm entwickelt, das die Teilnehmer nicht nur in Leipzig und Barcelona studieren lässt, sondern auch nach Asien und Südamerika führt. Zur Wahl stehen jeweils eine Studienwoche in China, Indien und Brasilien, zwei dieser Stationen sind Pflicht. Überdies sind die jeweils um die 20 Teilnehmer starken Klassen international gemischt, denn man kann sich sowohl in Leipzig als auch beim spanischen Partner anmelden.

Was auf den Auslandsstationen gelehrt wird, unterscheidet sich stark von Schule zu Schule. Tatsächlich gibt es EMBA-Kurse, in denen die deutschen Gäste schlicht wochenweise an den Vorlesungen der einheimischen Studenten teilnehmen. Andere Schulen geben sich mehr Mühe und entwickeln Spezialprogramme, um die ausländischen Studenten mit den Besonderheiten des jeweiligen Landes vertraut zu machen. 'Bei uns dauerte das anderthalb Jahre', erzählt HHL-Rektor Pinkwart. In Indien studieren die Deutschen das Modul 'Knowledge Management' und 'Supply Chain', und sie hören Vorlesungen zum Thema 'Doing Business in India'. In China stehen Geopolitik und 'Doing Business in China' auf dem Lehrplan. Und in Brasilien geht es um Entrepreneurship, Corporate Governance plus 'Doing Business in Brazil'. Doch keine Sorge: Für das Studium in Deutschland bleibt immer noch genügend Stoff.


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