Selbstbewusster und besser gebildet: Wie Kinder von der Erziehung durch gleichgeschlechtliche Paare profitieren.
Fragt man Friderike Körner, wie es denn so ist, mit zwei Müttern zu leben, kommt ganz lange gar nichts. Die 15-jährige Berlinerin grübelt, kichert kurz und sagt dann 'Hmm'. Ihr will einfach keine Besonderheit einfallen. Nichts, was ihre Familie von anderen Familien unterscheidet, in der es klassisch eine Mama und einen Papa gibt. In Friderikes Schule wissen viele Bescheid, und ihre Freunde finden es 'total okay', dass bei Körners zu Hause zwei Frauen sich lieben. Was soll man da erzählen? Aber dann kommt es irgendwann doch: 'Meine Mütter interessieren sich nicht für Fußball, da sind sie keine große Unterstützung für mich', sagt Friderike Körner, die selbst viel kickt. So viel zu den Handicaps in einer Regenbogenfamilie.
Regenbogen - ein schillernder Begriff für eine brave bürgerliche Familie, in der Kinder bei zwei gleichgeschlechtlichen Partnern leben. Bei Familie Körner sind es fünf Kinder insgesamt. Drei von Constanze Körner aus ihrer früheren heterosexuellen Beziehung, unter ihnen Friderike mit ihrem Zwillingsbruder. Und dann zwei kleinere Kinder, die ihre Partnerin Claudia nach einer Samenspende bekam, als beide Frauen schon in lesbischer Beziehung zusammenlebten. Weil in diesem Patchwork, das man korrekt Mehr-Eltern-Familie nennen müsste, zwei aktive Väter mit von der Partie sind, war Adoption bislang kein Thema. Constanze Körner, 38, findet das Urteil zum Adoptionsrecht für homosexuelle Paare trotzdem überfällig: 'Das ist großartig. Ein riesiger Schritt weg vom Gedanken, dass Kinder bei uns Nachteile erleiden könnten.' All die Bedenken und oft abenteuerlichen Vorurteile interessieren Constanze Körner nicht mehr: 'Sämtliche Studien zeigen ja, dass wir gute Familien sind. Dass Kinder bei uns ein geliebtes Zuhause finden.'
Ein Kind, zwei Papas. Experten sagen, dass gleichgeschlechtliche Eltern bemühter sind, ihre Kinder vor Benachteiligung zu schützen.
In ihrer viel beachteten Studie über die 'Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften' aus dem Jahr 2009 hat die Soziologin Marina Rupp festgestellt, dass sich Kinder und Jugendliche in Regenbogenfamilien ebenso gut entwickeln wie Gleichaltrige in anderen Familienformen. 'Entscheidend ist hierbei nicht die Struktur der Familie, sondern die Qualität der familiären Beziehungen' sagt Rupp, Vize-Leiterin des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb). Laut der vom Bundesjustizministerium geförderten Untersuchung ist es für die Entwicklung und das Wohl eines Kindes nicht bedeutsam, ob es bei einem alleinerziehenden Elternteil, bei Vater und Mutter, bei zwei Müttern oder zwei Vätern aufwächst. Es zählt allein das Interesse, die Liebe, die Zugewandtheit, die Stärke der Beziehung - zu welchem Geschlecht auch immer.
In den Bereich der Mythen verweist die Studie übrigens die Behauptung, dass Mädchen, die bei Frauen leben, und Jungen, die bei Männern aufwachsen, ihrerseits automatisch homosexuell würden. Den kleinen Unterschied gibt es dann aber doch: Kinder von Homo-Paaren sind selbstbewusster als Altersgenossen, die bei Hetero-Paaren aufwachsen. Ursache sei aber nicht, dass sich diese Kinder ständig für die Lebensweise ihrer Eltern verteidigen müssten und angefeindet würden. Denn der überwiegende Teil der knapp 700 befragten Eltern und 100 Kinder aus Regenbogenfamilien gibt an, niemals bösen oder verächtlichen Worten ausgesetzt zu sein. Vielmehr mutmaßen die Sozialforscher, dass in diesen Familien reflektiert und bewusst mit ihrer besonderen Situation umgegangen werde und die Kinder so ein stärkeres Selbstwertgefühl entwickelten.
Gleichgeschlechtliche Eltern, so die Experten, zeigten sich fürsorglicher und bemühter darin, ihren Kindern Nachteile zu ersparen. Das Erziehungsklima sei geprägt von Wärme und häufigem Loben. 86Prozent der Befragten legen großen Wert darauf, dass ihr Kind eine Bezugsperson des anderen Geschlechts hat. Sie tun das, um auch in Regenbogenfamilien herkömmliche Geschlechterrollen zu vermitteln. Marina Rupp sagt: 'Im Vergleich zu anderen Kindern verhalten sie sich sogar jungen- und mädchenhafter.'
Gute Noten erzielen diese Eltern und Kinder bei Fragen der Bildung. Ihr Niveau ist sehr viel höher als jenes der deutschen Durchschnittsbevölkerung. 58 Prozent der Männer und Frauen in Lebenspartnerschaften haben Abitur; der Anteil von Arbeitern und Arbeiterinnen ist mit sechs Prozent eher gering. Überproportional häufig werden ihre Kinder an höheren Schule ausgebildet; 38 Prozent besuchen ein Gymnasium, nur knapp 13 Prozent eine Hauptschule.
Friderike Körner, das 15 Jahre alte Regenbogen-Kind aus Berlin, weiß die Fähigkeiten ihrer beiden Mütter denn auch gezielt einzusetzen. 'Mit Claudia kann ich besser Englisch lernen, mit meiner Mama besser Deutsch', sagt sie. Die Studie des Bundesjustizministeriums bescheinigt den Partnern ausdrücklich eine 'sehr engagierte Erziehungsbeteiligung' auch bei Kindern aus früheren Beziehungen der Mütter oder Väter. Nur beim Fußball nützt das Friderike Körner nichts. Und ihr Vater, den sie regelmäßig sieht, sagt sie, 'kann es auch nicht'.
Fragt man Friderike Körner, wie es denn so ist, mit zwei Müttern zu leben, kommt ganz lange gar nichts. Die 15-jährige Berlinerin grübelt, kichert kurz und sagt dann 'Hmm'. Ihr will einfach keine Besonderheit einfallen. Nichts, was ihre Familie von anderen Familien unterscheidet, in der es klassisch eine Mama und einen Papa gibt. In Friderikes Schule wissen viele Bescheid, und ihre Freunde finden es 'total okay', dass bei Körners zu Hause zwei Frauen sich lieben. Was soll man da erzählen? Aber dann kommt es irgendwann doch: 'Meine Mütter interessieren sich nicht für Fußball, da sind sie keine große Unterstützung für mich', sagt Friderike Körner, die selbst viel kickt. So viel zu den Handicaps in einer Regenbogenfamilie.
Regenbogen - ein schillernder Begriff für eine brave bürgerliche Familie, in der Kinder bei zwei gleichgeschlechtlichen Partnern leben. Bei Familie Körner sind es fünf Kinder insgesamt. Drei von Constanze Körner aus ihrer früheren heterosexuellen Beziehung, unter ihnen Friderike mit ihrem Zwillingsbruder. Und dann zwei kleinere Kinder, die ihre Partnerin Claudia nach einer Samenspende bekam, als beide Frauen schon in lesbischer Beziehung zusammenlebten. Weil in diesem Patchwork, das man korrekt Mehr-Eltern-Familie nennen müsste, zwei aktive Väter mit von der Partie sind, war Adoption bislang kein Thema. Constanze Körner, 38, findet das Urteil zum Adoptionsrecht für homosexuelle Paare trotzdem überfällig: 'Das ist großartig. Ein riesiger Schritt weg vom Gedanken, dass Kinder bei uns Nachteile erleiden könnten.' All die Bedenken und oft abenteuerlichen Vorurteile interessieren Constanze Körner nicht mehr: 'Sämtliche Studien zeigen ja, dass wir gute Familien sind. Dass Kinder bei uns ein geliebtes Zuhause finden.'
Ein Kind, zwei Papas. Experten sagen, dass gleichgeschlechtliche Eltern bemühter sind, ihre Kinder vor Benachteiligung zu schützen.
In ihrer viel beachteten Studie über die 'Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften' aus dem Jahr 2009 hat die Soziologin Marina Rupp festgestellt, dass sich Kinder und Jugendliche in Regenbogenfamilien ebenso gut entwickeln wie Gleichaltrige in anderen Familienformen. 'Entscheidend ist hierbei nicht die Struktur der Familie, sondern die Qualität der familiären Beziehungen' sagt Rupp, Vize-Leiterin des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb). Laut der vom Bundesjustizministerium geförderten Untersuchung ist es für die Entwicklung und das Wohl eines Kindes nicht bedeutsam, ob es bei einem alleinerziehenden Elternteil, bei Vater und Mutter, bei zwei Müttern oder zwei Vätern aufwächst. Es zählt allein das Interesse, die Liebe, die Zugewandtheit, die Stärke der Beziehung - zu welchem Geschlecht auch immer.
In den Bereich der Mythen verweist die Studie übrigens die Behauptung, dass Mädchen, die bei Frauen leben, und Jungen, die bei Männern aufwachsen, ihrerseits automatisch homosexuell würden. Den kleinen Unterschied gibt es dann aber doch: Kinder von Homo-Paaren sind selbstbewusster als Altersgenossen, die bei Hetero-Paaren aufwachsen. Ursache sei aber nicht, dass sich diese Kinder ständig für die Lebensweise ihrer Eltern verteidigen müssten und angefeindet würden. Denn der überwiegende Teil der knapp 700 befragten Eltern und 100 Kinder aus Regenbogenfamilien gibt an, niemals bösen oder verächtlichen Worten ausgesetzt zu sein. Vielmehr mutmaßen die Sozialforscher, dass in diesen Familien reflektiert und bewusst mit ihrer besonderen Situation umgegangen werde und die Kinder so ein stärkeres Selbstwertgefühl entwickelten.
Gleichgeschlechtliche Eltern, so die Experten, zeigten sich fürsorglicher und bemühter darin, ihren Kindern Nachteile zu ersparen. Das Erziehungsklima sei geprägt von Wärme und häufigem Loben. 86Prozent der Befragten legen großen Wert darauf, dass ihr Kind eine Bezugsperson des anderen Geschlechts hat. Sie tun das, um auch in Regenbogenfamilien herkömmliche Geschlechterrollen zu vermitteln. Marina Rupp sagt: 'Im Vergleich zu anderen Kindern verhalten sie sich sogar jungen- und mädchenhafter.'
Gute Noten erzielen diese Eltern und Kinder bei Fragen der Bildung. Ihr Niveau ist sehr viel höher als jenes der deutschen Durchschnittsbevölkerung. 58 Prozent der Männer und Frauen in Lebenspartnerschaften haben Abitur; der Anteil von Arbeitern und Arbeiterinnen ist mit sechs Prozent eher gering. Überproportional häufig werden ihre Kinder an höheren Schule ausgebildet; 38 Prozent besuchen ein Gymnasium, nur knapp 13 Prozent eine Hauptschule.
Friderike Körner, das 15 Jahre alte Regenbogen-Kind aus Berlin, weiß die Fähigkeiten ihrer beiden Mütter denn auch gezielt einzusetzen. 'Mit Claudia kann ich besser Englisch lernen, mit meiner Mama besser Deutsch', sagt sie. Die Studie des Bundesjustizministeriums bescheinigt den Partnern ausdrücklich eine 'sehr engagierte Erziehungsbeteiligung' auch bei Kindern aus früheren Beziehungen der Mütter oder Väter. Nur beim Fußball nützt das Friderike Körner nichts. Und ihr Vater, den sie regelmäßig sieht, sagt sie, 'kann es auch nicht'.